Oder im Fall seiner Rolle in „Wayward Pines“ auch eine leicht sarkastische.
Ethan Burke, unsere Hauptfigur in „Wayward Pines“, braucht einen gewissen Humor, fast schon Sarkasmus. Er ist gleichzeitig aber ein echt starker Typ, der nicht zu schnell zu emotional wird. Für diese Rolle ist Matt Dillon einfach ideal. Und gleichzeitig vermittelt er zusammen mit dem Rest des wunderbaren Casts, darunter etwa Juliette Lewis, Carla Gugino, Terrence Howard, Melissa Leo und Toby Jones, ein düsteres Ensemble, das einen unverfälschten Indie-Film-Charme versprüht.
Der dunkle Humor ist neu für Sie, wenn man die Serie mit ihren bisherigen Filmen vergleicht.
Ich wollte immer schon mehr mit Humor machen, aber merkwürdigerweise kam es bisher nie dazu. Vermutlich weil es eine weitverbreitete Annahme gibt, dass man mysteriöse Geschichten nicht mit Humor umsetzen kann, ohne Gefahr zu laufen, nicht ernstgenommen zu werden. Das Risiko wollen viele Studios bei teuren Kinofilmen nicht eingehen. Aber das hat sich glücklicherweise geändert. Es wurde auch Zeit, schließlich war Alfred Hitchcock auch ein unglaublicher Komiker bei seinen Klassikern. „Wayward Pines“ lebt zu einem großen Teil von dem subtilen, schrägen Humor und auch mein nächstes Filmprojekt „The Visit“ für Universal, was ich nach „Wayward Pines“ gedreht habe, ist voll von schwarzem Humor.
Hat Alfred Hitchcock Sie mit seinen Werken beeinflusst?
Natürlich. Er ist der Größte. Die Präzision und Reduktion mit dem er seine Filme umgesetzt hat, ist unerreicht. Besonders wenn wir bedenken, in welcher Zeit und mit welchen Mitteln seine Filme entstanden sind.
Ihre Vorliebe für Geschichte mit überraschenden Enden ist bekannt. War es kein Hemmnis für Sie, mit „Wayward Pines“ eine Serie zu produzieren, deren existierende Buchvorlage das Ende ja im Grunde schon verrät.
Da haben Sie Recht, aber wenn wir realistisch sind, dann werden vermutlich 98 Prozent der Zuschauer von „Wayward Pines“ das Buch von Blake Crouch noch nicht gelesen haben. Und das ist großzügig gerechnet. 98 Prozent des Publikums werden überrascht sein und die restlichen zwei Prozent schalten vielleicht ein, um zu schauen, wie wir die Buchvorlage umgesetzt haben. „Wayward Pines“ ist übrigens auch keine 1:1-Umsetzung.
Nach der ersten Folge der Serie erinnert „Wayward Pines“ an „Twin Peaks“. Wie gehen Sie mit der Wahrnehmung um, mit ihrem ersten TV-Projekt im Schatten dieser Kultserie zu stehen?
Ich kenne diesen Vergleich, aber er bereitet mir keine Sorgen. Wer mehr als die erste Folge gesehen hat, wird sehr schnell Vergleiche mit „Twin Peaks“ zurückziehen. „Wayward Pines“ ist nicht die Serie, für die man sie nach der ersten Folge hält. Mehr kann ich nicht sagen, ohne zu viel zu verraten. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen David Lynchs’ Filmen und Charakteren und unserer Geschichte: In seinen Werken sind die gezeigten Figuren auch wirklich so, wie sie sich benehmen. Bei uns hingegen stellt sich die Frage: Warum bloß benehmen sich die Charaktere in „Wayward Pines“ derartig?
„Wayward Pines“ widerspricht also nicht jener Individualität, die sie laut früheren Interview-Aussagen mit ihrer Arbeit erreichen wollen?
Es ist ein Genre-MashUp, das Elemente aus vielen Genres vereint. Sie werden die Serie völlig anders bewerten wenn sie erst einmal Folge 5 und 6 gesehen haben. Egal wie sie die Serie zum Start betiteln - sie werden falsch liegen. Es gibt kein Label für „Wayward Pines“, das die Serie angemessen beschreiben würde. Glauben Sie mir, ich habe schon viele Gespräche deswegen geführt. Das Marketing bei Fox hätte genauso gerne eine einfachere Ansage von mir bekommen wie Sie jetzt (lacht). Aber es fühlt sich gut an, keine Serie gemacht zu haben, die nach bekannten Mustern funktioniert.
Letzte Frage: Sie scheinen ja - mit Blick auf ihre bisherigen Filme - durchaus eine Vorliebe für mysteriöse, verrückte und manchmal unerklärliche Geschichten und Charaktere zu haben. Woher kommt das?
Ich finde einfach den Gedanken spannend, dass es mehr gibt als wir sehen und verstehen. Ich meine das nicht notwendigerweise im religiösen Sinne. Unbekanntes und Unerklärliches fasziniert und ängstigt uns zugleich. Das reizt mich. Ich hoffe das ist jetzt nicht zu philosophisch formuliert, weil ich weder besonders religiös noch akademisch klingen will. Mich fasziniert die Frage „Wäre es nicht möglich, dass..“ und alle Geschichten, die sich um diese Frage herum erzählen lassen. Der besondere Reiz liegt darin, diese Geschichten dann so geerdet und realistisch wie möglich zu inszenieren. Mir geht es nicht um die Übertreibung. Ich brauche nicht möglichst viel Blut am Set, um Dramatik zu erzeugen. Und mehr Blut bringt mehr Dramatik? Nein, wenn ich vorher die richtige Stimmung erzeuge, dann kann ein immer umgekippendes Familienfoto weitaus beunruhigender sein.
Herr Shyamalan, herzlichen Dank für das Gespräch.
Wie gut ist "Wayward Pines"? DWDL.de konnte bereits mehrere Episoden der Serie sehen. Unser inhaltliches Urteil zum größten globalen Serien-Launch gibt es am Donnerstag.