Foto: RTLBetrachtete man die aktuelle Liste der 100 erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen, dann fänden sich dort 24 amerikanische Serienformate, stellt Dirk Schweitzer, Bereichsleiter Program, Acquisitions & Sales beim Kölner Sender RTL fest. Vor zwei Jahren seien es noch null gewesen.
"Das kann man nur mit einem Trend erklären", lautet Schweitzers Fazit bei den Medientagen München. "Trends entstehen wie der Trend zum Cocktailtrinken durch Caipirinha entstanden ist", setzt er nach. Nach den ersten zarten Anfängen einer Rennaissance der US-Serie im deutschen Fernsehen löste die weltweit erfolgreiche "CSI"-Reihe (Bild) auch hierzulande einen waren Run auf die fitkionale Reihen-Kost aus.

Doch der Trend könnte schneller vorbei sein als manchem deutschen Sender lieb ist. "Momentan ist noch kein richtiger Hit zu spüren", lautet das besorgte Urteil von Rüdiger Böss, Head of Acquisitions der ProSiebenSat.1 Media AG, über die neue Season der Amerikaner, deren Inhalte vor wenigen Tagen in Cannes zum Kauf angeboten wurden. Rüdiger Böss, der laut Aussagen seiner Mitdiskutanten die Rechte für alles besitze, was sich lohne und bekannt sei für seine großen Schecks, habe lediglich bei "Ugly Betty", der US-Variante von "Verliebt in Berlin" zugeschlagen.
 
 
Fast schon politisch wird dann die Frage, welchen Stellenwert man der deutschen Serie zuspricht. Was Risiko und Verwertungsmöglichkeiten betrifft, sind selbst produzierte Formate sicher weitaus praktikabler. Man kann vor der Staffelproduktion einen Testballon starten, hat alle Rechte für den weiteren Verkauf oder die Auswertung im eigenen Digital-Kanal in der Hand und kann genau auf den Bedarf hin produzieren.
Der Haken aber: Kein deutscher Sender kann soviel Geld investieren, um den US-Serien in ihrer Machart das Wasser zu reichen. Und noch schlimmer: Je erfolgreicher und besser die US-Serien sind, umso schwieriger wird es, mit einer deutschen Serie beim Publikum gefallen zu finden. Die Ansprüche steigen.