Live-Übertragungen aktueller Ereignisse sucht man bei den Privaten in der Regel vergebens und auch Das Erste und das ZDF tun sich damit schwer und verweisen gerne darauf, dass es dafür ja andere Sender wie Phoenix gebe. Doch wenn in Großbritannien eine Prinzenhochzeit ansteht, gelten solche Gesetzmäßigkeiten offenbar nicht mehr. Gleich sechs Sender - neben ARD und ZDF sind auch RTL und Sat.1 sowie die Nachrichtensender N24 und n-tv dabei - werden am Freitag bereits ab dem Morgen live von der Hochzeit und dem Drumherum berichten.
Doch mehr noch: Bereits seit der vergangenen Woche wirft das royale Ereignis seine Schatten mit diversen Dokumentationen und Reportagen voraus. Doch bislang wurde der Übereifer der TV-Sender vom Publikum nicht belohnt. Ein Blick auf die Quoten legt zumindest nahe, dass sich bislang das Hochzeitsfieber noch nicht so recht einstellen wollte.
Das ZDF, das aus seiner William & Kate-Doku sogar einen Zweiteiler machte, konnte am Dienstag vergangener Woche für Teil 1 nur 2,64 Millionen Zuschauer begeistern. Mehr als schwache 8,8 Prozent Marktanteil waren damit beim Gesamtpublikum nicht drin. Auch unter den Jüngeren fanden sich nicht allzu viele Monarchie-Fans: 5,4 Prozent betrug hier der Marktanteil. Viel besser dürfte es für Teil 2 am heutigen Dienstagabend auch nicht aussehen, nachdem die Sendung gegen das Schalke-Spiel antreten muss.
Am Donnerstag versuchte dann sogar RTL II, das sonst mit der Hochzeit wenig am Hut hat, zur besten Sendezeit mit der Doku "William, Kate und die Hochzeiten der Royals" zu punkten. Mehr als schwache 5,1 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe waren aber auch hier nicht drin. Die Gesamt-Zuschauerzahl lag bei nur 950.000. Deutlich mehr sahen im Ersten am Ostersamstag zu. 2,22 Millionen Zuschauer wurden hier gezählt. Das reichte für solide, aber unspektakuläre 12,1 Prozent Marktanteil.
Die meisten Zuschauer konnte bislang RTL zum Einschalten bewegen - doch trotz des fast schon dramatischen Titels "William & Kate - Traumhochzeit im Schatten der Krone" wird man auch hier nicht zufrieden sein. Mit einem Marktanteil von 15,7 Prozent blieb die Doku deutlich unter dem RTL-Senderschnitt. Enttäuschend ist das auch, weil "RTL aktuell" direkt davor noch 24,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe erreichte. Insgesamt schauten 3,01 Millionen Zuschauer zu.
An der Hochzeit selbst dürfte am Freitag natürlich größeres Interesse herrschen - doch angesichts der bislang ernüchternden Zahlen und der Tatsache, dass sich sechs Sender gegenseitig die Zuschauer wegnehmen werden, dürfte sich derein oder andere Fernsehmacher vielleicht doch noch einmal fragen, ob dieser royale Overkill wirklich nötig gewesen wäre.