Foto: PremiereTrotz dieser Engpässe wollte sich Premiere-Chef Dr. Georg Kofler nicht noch einmal die Blöße geben und den Start erneut verschieben. Es ging also los. Den Anfang machte am 3. Dezember ab 15.30 Uhr das Sportprogramm "Premiere Philips HD Sport" mit der Live-Übertragung des Bundesliga-Spiels VfB Stuttgart gegen FC Bayern München. Am gleichen Tag starten auch die Programme Premiere HD Film und Discovery HD. Dabei waren gerade einmal ein paar hundert Zuschauer, die das Glück hatten, eines der wenigen Geräte zu ergattern. Für Premiere galt es nun, den Spagat zu schaffen: Auf der einen Seite wollte man dies zwar als Start in das neue Fernsehzeitalter verstanden wissen. Auf der anderen Seite hatte sich Georg Kofler die Einführung der HDTV-Sender spektakulärer vorgestellt. Kurzerhand wurde aus dem offiziellen Start am 3. Dezember im Premiere-Sprachgebrauch der Start eines "Feldtests" und der 28. Januar zum neuen offiziellen Starttermin erklärt.

Doch auch dieser "breite Marktstart" fällt eher schmalspurig aus. Die Mehrheit der deutschen Fernsehzuschauer, die mit Kabelempfang, sind noch immer aussen vor. Und Interessenten mit Satellitempfang können sich auch noch nicht sicher sein, bei einer Anfrage direkt mit einem Gerät versorgt zu werden. Premiere benutzt den augenwischenden Terminus "sofort bestellbar". Die Aussage "sofort lieferbar" wollte man augenscheinlich nicht riskieren. Zuschauer mit Kabelanschluss werden wohl bis zur Fußball-Weltmeisterschaft warten müssen, bis sie die HDTV-Angebote von Premiere empfangen können. Hinter den Kulissen wird gepokert: Während die Kabelnetzbetreiber eigene HDTV-Kanäle einspeisen wollen, braucht Premiere die Kabelverbreitung der HDTV-Sender um wenigstens die Fußball-Weltmeisterschaft - wie schon lange angekündigt - allen Abonnenten in HDTV präsentieren zu können. Der PayTV-Sender hat alle Marketingbemühungen auf eine Fußball-WM in HDTV ausgerichtet und kann sich keine Schlappe leisten.

Allein eine bessere Bildqualität wird HDTV aber mittel- und langfristig nicht als Verkaufsargument reichen. Es müssen auch attraktive Programminhalte her. Doch da mangelt es z.B. beim Premiere Film HD-Kanal noch gewaltig. Selbst die Premiere-freundliche Programmzeitschrift "TV Digital" bescheinigt dem HDTV-Angebot im Bereich Spielfilm keine guten Noten. Nur vier Mal in ganzen vier Wochen (18. Februar bis 17. März) bekommt ein Spielfilm von der Redaktion einen strahlenden Smiley, was bei der Programmzeitschrift die Auszeichnung für einen "genialen" Film bedeutet. Bedauerlicherweise handelt es sich bei allen vier Ausstrahlungen allerdings um den gleichen Film: "Kill Bill Vol.2".

 Ansonsten dominieren im Primetime-Programm des HD-Spielfilmsenders belanglose Filme: Von "Catwoman", "Scooby Doo 2", "Scary Movie 3" und "Riddick - Chroniken eines Kriegers" hat man wenig Gutes gehört und "Mindhunters", "Butterfly Effect", "Underworld", "Exorzist: Der Anfang", "Wie ein einziger Tag", "Shaun of the Dead", "Dickie Roberts: Kinderstar", "Roadparty", "Unter der Sonne der Toskana", "Die Promoterin", "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", "Fighting Temptations" und "Ladykillers" gehören nicht gerade zum bekanntesten was Hollywood produzierte. Vielleicht ist das der Preis, Teil einer kleinen Pioniergruppe zu sein: Ein spektakuläres Programmangebot für wenige tausend Zuschauer lohnt sich nicht.