So viel Bewegung im Programm vom ZDF gab es schon lange nicht. Vielleicht sogar noch nie. Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kündigt Programmdirektor Norbert Himmler eine ganze Reihe an Neuheiten an und bricht nebenbei Strukturen im Sendeschema auf, um mit besonderen Programmen den heutigen Sehgewohnheiten entgegen zu kommen. Zum Jahresbeginn 2015 zeigt das ZDF beispielsweise an vier aufeinanderfolgenden Abenden die neue Miniserie „Morgen hör’ ich auf“ jeweils um 22.15 Uhr. „Bastian Pastewka spielt darin einen arbeitslosen Graphiker, der seine Fertigkeiten nutzt, um seine Familie durchzubringen: In seinem Reihenhaus druckt er nämlich Falschgeld. Eines Tages steht dann die Mafia vor seiner Tür“, erzählt Himmler im „FAZ“-Interview.



Die Mini-Serie wird also die lange angekündigte deutsche Interpretation des Serien-Welterfolges „Breaking Bad“ und zeigt unerwartete kriminielle Energie eines Familienvaters in der Idylle des Taunus. Der Anspruch des ZDF-Programmdirektors ist dabei groß. Sehr groß, könnte man sagen. „Mein Ziel ist es, dass unsere fiktionalen Programme die Referenz für den europäischen Markt sind“, so Himmler, der auch im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de schon einmal den Wunsch formuliert hat, Programm zu machen, das nicht nur Erwartungen erfüllt, sondern darüber hinaus positiv überrascht. Dass Himmler diesen Anspruch auch noch im derzeit angesagtesten TV-Genre, der Drama-Serie, umsetzen will, macht die Aufgabe umso gewaltiger.

"Höhere Komplexität der Geschichten und ihrer Figuren"

Norbert Himmler


Es gibt auch noch eine weitere Miniserie, beide Projekte werden diesen Sommer gedreht. Himmler: „Unter dem Arbeitstitel ‚Die Lebenden und die Toten‘ zeigen wir einen wirklichkeitsnahen und vielschichtigen Krimi mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle.“ Dass „Morgen hör’ ich auf“ an vier aufeinanderfolgenden Abenden gezeigt wird, für die Programmdirektor Himmler das sonst ja scheinbar in Stein gemeißelte Programmschema aufbricht, ist dabei gezielte Taktik. Er verspricht anspruchsvollere, intensiver erzählte Produktionen. „Eine kompakte Programmierung erleichtert es dem Zuschauer, den horizontalen Erzählsträngen zu folgen, und erlaubt eine höhere Komplexität der Geschichte und ihrer Figuren“, so Norbert Himmler gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Ungewöhnliche Worte für einen Programmmacher der Öffentlich-Rechtlichen, die oft genug nur in der Logik festgelegter und vermeintlich unveränderbarer Sendeplätze denken. Erkenntnis ist hier vielleicht der erste Weg zur Besserung. Neben neuen Miniserien arbeite das ZDF aber auch für erfolgreich etablierte Sendeplätze, wie den Sonntagabend 22 Uhr, mit europäischen Partnern an neuen Koproduktionen wie etwa die Reihe „Das Team“. Der nächste Event-Mehrteiler wird das schon angekündigte „Die Abrechnung“ - inspiriert von der Schlecker-Pleite, erzählt es die Folgen einer großen Firmeninsolvenz.

Mit „Tannbach“ kommt eine Familiensaga im Nachkriegsdeutschland über ein durch die Grenze geteiltes Dorf in Bayern - als Dreiteiler. Und das ZDF will Ursula Krechels Roman „Landgericht“ verfilmen. Für den Vorabend kündigt Himmler zwei neue Serien an: „Dr. Klein“ über eine Kinderärztin und „Sibel und Max über eine multikulturelle Großstadtpraxis, die eine alleinerziehende tür- kische Ärztin mit einem verwitweten deutschen Arzt zusammenbringt. „FAZ“-Interview Michael Hanfeld merkt zu Recht an: Klingt ein wenig nach „Türkisch für Anfänger“ im Wartezimmer.

Auf der nächsten Seite: Welche US-Serie das ZDF ins FreeTV bringen will und welche drei neuen Comedyshows und vier neuen Sitcoms in der Pipeline sind