Mögen Mehrteiler und Vorabendserien zunächst einmal noch eher nach Nachschub bekannter Ware klingen, so überrascht Himmler wiederum mit der Ankündigung, dass das ZDF im Herbst die US-Serie „Ray Donovan“ ins FreeTV bringt. „Das ist im Augenblick eine der stärksten neuen Serien auf dem amerikanischen Markt“, sagt Himmler. Die Drama-Serie mit Liev Schreiber in der Hauptrolle war für den US-PayTV-Sender Showtime im vergangenen Jahr tatsächlich der erfolgreichste Serienstart aller Zeiten. Nach dem Import von zuvor bei ZDFneo gezeigten US-Serien wie „Mad Men“ oder „Magic City“ öffnet Himmler das Hauptprogramm weiter für Premieren von Lizenzserien aus den USA.
Waren es einst ARD und das ZDF, die US-Produktionen wie z.B. sogar „Die Simpsons“ nach Deutschland holten, trat man dieses Feld des Lizenzwaren-Einkaufs vor zwanzig Jahren an die Privatsender ab. Der seit zwei Jahren amtierende ZDF-Programmdirektor will das ZDF hier punktuell zurück aufs Parkett bringen - und sichtet schon seit Jahren die neuen US-Serien bei den LA Screenings. Meistens jedoch als Zaungast - weil die großen Hollywoodstudios noch auf Output- oder Volumendeals mit ProSiebenSat.1 oder RTL setzen.
Vorsichtigeren Wandel kündigt er unterdessen für den Samstagabend an. Dennoch: „Das Gesicht des Samstagskrimis wird sich wandeln. Wir setzen auf junge Ermittler, moderne Erzählweisen und mehr Humor“, sagt er im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und verweist auf die Film-Reihen „Friesland“, „München Mord“, „Wilsberg“, „Helen Dorn“ mit Anna Loos und „Kommissarin Heller“ mit Lisa Wagner. Dem Vorwurf, dass man mit der Neuinterpretation von „Der Fall für Zwei“ alte Marken am Leben erhalte, kontert Himmler.
„Man sei auch bereit „traditionsreiche Marken aufzugeben, wenn diese den Zenit überschritten haben. Die Einstellung von ‚Forsthaus Falkenau‘ und ‚Der Landarzt‘, sehr zum Leidwesen vieler Fans übrigens, sind Beispiele dafür“, erklärt Norbert Himmler. Auch bei „Wetten, dass..?“ sieht er zwar den Zenit überschritten, aber einstellen will er es nicht. „Wenn Sie den Vergleich zu früheren Zeiten nehmen, sehen die Zuschauerzahlen nicht gut aus. Wenn ich aber auf das Show-Programm der Konkurrenz schaue, relativiert sich der Blick: 5,8 Millionen Zuschauer für „Wetten, dass..?“, drei Millionen für die Konkurrenz am Samstagabend bei RTL. Alle tun sich zurzeit schwer.“
Trotzdem suche man auch nach neuen öffentlich-rechtlichen Showformaten. Während es dazu noch keine weiteren Neuigkeiten gibt, haut Himmler im „FAZ“-Gespräch dafür noch weitere Comedyprojekte raus: Zwei neue Comedyshows entwickele man gerade. „Ohne Garantie“, eine Panel-Show zu Verbraucherthemen sowie ein Format mit dem Arbeitstitel „Quaken hat kein Echo“ - eine Wissenschaftspanelcomedy. Schon im April startet „Vier sind das Volk“ mit Wigald Boning, Bernhard Hoëcker, Sebastian Pufpaff und Philip Simon, die im alten Wasserwerk in Bonn zu politischen Themen improvisieren. Und dann sind da auch noch gleich vier Sitcoms, an denen man arbeitet.
Na, wollen Sie, dass wir Neues vom Affen oder von der Robbe erzählen?“
Norbert Himmler
Neben einer zweiten Staffel der für den Grimme-Preis nominierten Serie „Lerchenberg“ mit Sascha Hehn und Eva Löbau gibt es das schon einmal berichtete Sitcom-Projekt „Ellerbeck“ mit Cordula Stratmann als Kindergärtnerin, die plötzlich zur Bürgermeisterin gewählt wird. Bei „Alles nach Plan“ geht es um das Schicksal eines alleinlebenden Vaters, dessen Tochter plötzlich wieder bei ihm einzieht. Mit Autor Stefan Stuckmann arbeite man darüber hinaus an einer politischen Workplace-Sitcom. Die Tatsache, dass die Mainzer gleich vier Sitcom-Projekte in der Pipeline haben, wirft auch wieder die Frage nach dem Sendeschema auf.
Doch ganz offensichtlich geht es ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler inzwischen bei der Auswahl von Projekten nicht mehr vorrangig um das Füllen von Sendeplätzen. Stattdessen stehen Programmideen im Mittelpunkt für die er in mehreren Fällen noch den Platz im Programm freiboxen muss. Dass man beim ZDF künftig Serien- wie Filmprojekte mit dem Anspruch produziert, europäische Referenz zu sein, freut Himmler. Rhetorische Gegenfrage von ihm, auf die Sorge, zu viel zu wollen: „Na, wollen Sie, dass wir Neues vom Affen oder von der Robbe erzählen?“ In Mainz tut sich was.