Seit etlichen Jahren muss die BBC bereits den Rotstift ansetzen. Vor gut zweieinhalb Jahren leitete der damalige Generaldirektor Marc Thompson daher das große Kostensenkungsprogramm unter dem Namen "Delivering Quality First" (DQF) ein, mit dem es bereits erste Einschnitte ins Programm und einen Stellenabbau gab. Doch das reicht nicht. Der derzeitige Generaldirektor Tony Hall hat ein weiteres Defizit ausgemacht: 100 Millionen Pfund müssen eingespart werden. Bereits bei der Vorstellung der Zahlen Ende Februar machte er klar, dass die Einschnitte diesmal deutlich spürbar sein werden - so wie es auch Marc Thompson schon androhte, als er sagte, dass DQF das letzte Mal sei, dass das Publikum weitestgehend verschont bleibe.
Wurde 2011 immerhin noch das damals von der Einstellung bedrohte Kulturprogramm BBC Four gerettet, so trifft es nun in der Tat einen ganzen Kanal. Und das geht auf einmal ganz schnell. Am Dienstag kristalisierte sich heraus, dass BBC Three auf der Kippe steht - zumindest starteten viele Stars auf Twitter unter dem Hashtag #SaveBBC3 eine entsprechende Kampagne zum Erhalt des Senders. Keine zwei Tage später steht fest: Die BBC spart sich tatsächlich ausgerechnet ihr Jugendprogramm. Noch im Oktober sagte Generaldirektor Hall, dass er es nicht in Betracht ziehen würde, einen Sender zu schließen. Viel wert war diese Aussage nicht. Im Herbst 2015 soll BBC Three nun eingestellt und als Online-Angebot neugestartet werden.
Elf Jahre nach dem Start entscheidet die BBC also bei dem Sender den Stecker zu ziehen, auf den ARD und ZDF so neidisch sind, wenn sie mit aller Kraft auf politischer Ebene ihren Jugendkanal durchdrücken wollen. Dass ausgerechnet dieser Sender nun eingespart wird, ist ein deutliches Zeichen vielleicht auch an die deutschen Öffentlich-Rechtlichen. Für ARD und ZDF hätte die Entscheidung zeitlich kaum ungünstiger liegen können: Noch diesen Monat beraten die Ministerpräsidenten erneut über den Jugendkanal - auch die Politik dürfte nach dem Schritt der BBC nun noch genauer hinsehen. Leichter wird es für ARD und ZDF nun definitiv nicht, ihr Angebot für junge Zuschauer durchzusetzen. Beliebt war ihr Vorhaben ohnehin nie richtig.
Ein junges Publikum möchte die BBC künftig übrigens vor allem online erreichen, so wie es sich einzelne ARD-Anstalten auch schon wünschten. Entsprechende Formate von BBC Three sollen so im iPlayer fortgeführt werden - wo dann auch die Länge einer Sendung nicht mehr festgeschrieben sein muss, schließlich gibt es online keinen linearen Programmablauf für das neue BBC Three mehr. Im iPlayer wurden einige Formate ohnehin bereits vorab ausgestrahlt. Da die Einstellung aber mit der Finanzlage erklärt wird, wird es auch hier deutliche Abstriche geben müssen. On-air erreicht die BBC ein junges Publikum künftig vorwiegend über BBC One, das mit großen Shows und Dramen weiterhin das Aushängeschild für die ganze Familie sein soll. Schon lange laufende Formate, so verspricht Fernsehvorstand Danny Cohen, sollen auf den übrigen linearen Sendern fortgeführt werden. Bei BBC One und BBC Two sollen sie so etwa einen Platz am späten Abend nach der Nachrichtenstrecke bekommen. Das Aus von BBC Three als Fernsehsender heiße nicht, dass man nur noch junge Zuschauer mit einem Internetanschluss erreichen wolle.
BBC Three zeichnet sich zuletzt vor allem durch Comedy-Produktionen aus. Auch preisgekrönte Dokumentationen sind Bestandteil des Programms von BBC Three; mit den "60 seconds" hat man außerdem ein kompaktes Nachrichtenangebot zur vollen Stunde. Während auch zurecht kritiserte Reality-Formate im Programm sind, brachte der Sender mit "Little Britain", "Gavin & Stacey", "Torchwood" und "Being Human" immer wieder aber auch internationale Erfolge auf die Mattscheibe. Ein Budget von fast 90 Millionen Pfund pro Jahr stand dem Sender dafür zuletzt zur Verfügung, während für die Infrastruktur und Verbreitung noch einmal rund 32 Millionen Pfund fällig werden. BBC Three sendet dabei gar nicht rund um die Uhr, sondern erst ab den Abendstunden. Mit der Streichung des Fernsehbetriebs von BBC Three will die BBC 50 Millionen Pfund pro Jahr sparen - davon sollen 30 Millionen Pfund in die Drama-Produktion von BBC One gesteckt werden. Den freien Sendeplatz will man zur Ausdehnung des Kinderprogramms um eine Stunde und den Start von BBC One +1 nutzen.
Das Vorhaben von Tony Hall muss nun noch vom BBC Trust abgesegnet werden. Dem Aufsichtsgremium wurde das Vorhaben bereits vorgelegt. Dort will man nun vor allem den Willen der Zuschauer berücksichtigen. Kein leichtes Unterfangen, schließlich gibt es jetzt bereits erheblichen Protest gegen die Pläne. Und mit weiteren Protesten von Stars und Zuschauern ist nun zu rechnen. Fans des Senders haben bereits am Mittwoch eine Unterschriftenaktion gestartet, als ausgerechnet das hauseigene BBC News erste Details zu den Plänen verkündete. Sie wollen so an den BBC Trust appellieren, die Schließung von BBC Three als Fernsehkanal nicht zu genehmigen. Dass eine solche Aktion erfolgreich sein kann, bewiesen die treuen Hörer von BBC 6 Music vor einigen Jahren. Auch hier war das Aus des Senders von der BBC eigentlich längst beschlossen. Nach zahlreichen Protesten sendet das Radioprogramm auch heute noch.