Um sich vom US-Markt abzuheben, will RTL in den kommenden Monaten und Jahren verstärkt auf deutsche Themen setzen. Das hat Geschäftsführer Frank Hoffmann in einem Interview mit dem "Spiegel" angekündigt. So habe man sich unter anderem die achtteilige Mini-Serie über Adolf Hitler gesichert, die Nico Hofmann und Jan Mojto derzeit entwickeln. Voraussichtlich 2016 soll sie bei RTL zu sehen sein. 

Schon 2015 zeigt RTL "Die Witwenmacher" von Michael Souvignier, darin geht es um die Starfighter-Affäre in den 50er und 60er Jahren. Außerdem entwickele man mit UFA die Serie "Deutschland", die in der Zeit des Nato-Doppelbeschlusses spielt, "die für meine Generation prägend war", so Hoffmann. Im Herbst ist zudem "Götz von Berlichingen" mit Henning Baum beim Sender zu sehen (DWDL.de berichtete). Man wolle einfach Geschichten erzählen, "die stark in Deutschland verwurzelt sind", erklärt der RTL-Chef. 

Damit gehe man auch dem Vergleich mit US-Serien aus dem Weg, der tatsächlich immer wieder gerne vorgenommen wird. Hoffmann sagt, dass man schon alleine beim Budget nicht mit US-Serien mithalten könne. "In den USA werden schon in eine Pilotfolge drei Millionen Dollar investiert, das kann in Deutschland niemand refinanzieren." 

Aber auch außerhalb der Fiction soll es neue Projekte mit deutschen Gesichtern geben. "Wir testen demnächst eine Comedy-Sendung mit Jan Böhmermann und Palina Rojinski", so Hoffmann. Und das überrascht durchaus: Böhmermann schwimmt eher im öffentlich-rechtlichen Fahrwasser, war allerdings mit den "TV Helden" schon einmal bei RTL zu sehen. Rojinskis Heimat ist ProSieben, dort sitzt sie in der Jury von "Got to Dance" und hat regelmäßige Auftritte bei "Circus Halligalli".

Darüber hinaus arbeite man derzeit an einer wochenaktuellen Comedy mit Kaya Yanar. Zudem will man an die früheren Erfolge von "RTL Samstag Nacht" anknüpfen und entwickelt auch in diesem Bereich ein neues Format mit "jungen Comedians". Weitere Details will der RTL-Chef nicht nennen. 

Im Doku-Bereich setzt der Sender auf das Format "Reset". "Dafür haben wir ein Jahr lang Menschen gecoacht, die inkomplett querschnittsgelähmt sind und eine geringe Chance haben, wieder laufen zu können", so Hoffmann. RTL-Reporter Markus Holubek, der selbst im Rollstuhl gesessen hat, soll den Querschnittsgelähmten "wieder auf die Beine helfen". Darüber hinaus soll Steffen Henssler, der ab sofort bekanntlich der neue RTL-Restauranttester ist, Strafgefangenen das Kochen beibringen, damit denen dadurch nach ihrer Entlassung "eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft hoffentlich leichter fällt". 

Die "Spiegel"-Redakteure wollen dann von Frank Hoffmann noch wissen, ob Günter Wallraff das "journalistische Feigenblatt im RTL-Programm" sein soll und wieso der Enthüller zuletzt im Sommer beim Sender zu sehen war. Hoffmann antwortet darauf trocken: "Investigative Recherchen brauchen eben Zeit." Noch in diesem Jahr soll Wallraff mit weiteren Folgen seiner Sendung "Team Wallraff" zu sehen sein. 

Und natürlich geht es in dem "Spiegel"-Interview auch um die zuletzt stark gesunkenen Quoten von RTL. In diesem Zusammenhang verweist der Senderchef auf die Fragmentierung des Marktes und auf die steigende Konkurrenz aus dem Internet. Aber Hoffmann sagt auch: "Wir verlieren die Zuschauer nicht primär am Abend, wo wir maßgeblich unser Geld verdienen, sondern vor allem am Nachmittag." Diese Situation habe man aber schon öfters gehabt und sie bislang immer gemeistert.