Die Tennis-Euphorie in Deutschland war schon einmal größer als in den vergangenen Jahren. Wie aus einer anderen Zeit schienen die Erfolge von Boris Becker, Steffi Graf und anderen großen Namen - weil sie aus einer anderen Zeit kamen. Das Zuschauerinteresse an Tennis-Turnieren nahm in den vergangenen Jahren ab und selbst der prestigeträchigste Wettbewerb der Welt, die Wimbledon Championships, verlor an Faszination. Auch die Übertragungsrechte verloren an Attraktivität.



Anders als bei den Australian Open, den French Open und den US Open, wo es auch frei empfangbar Live-Bilder gibt, hatte sich der Pay-TV-Anbieter Sky bei Wimbledon die Exklusivrechte gesichert - einen überzeugenden Interessenten für die FreeTV-Rechte gab es bei der letzten Rechtevergabe nicht. So war es zumindest bis zum sensationellen Erfolg von Sabine Lisicki auf dem heiligen Rasen in dieser Woche. Obwohl im frei empfangbaren Fernsehen gar keine Live-Bilder zu sehen waren, entfachte ihr Erfolg binnen Tagen große Begeisterung.

In Unterföhring freut man sich darüber sehr. Dort war man das Risiko eines Dreijahresvertrages eingegangen, der im Übrigen mit diesem Turnier endet. Über einen neuen Vertrag verhandele man gerade. Der letzte Deal war eine Investition, die sich zumindest in diesem Jahr gelohnt haben dürfte. Während man bei Sky jubelt, gucken Free-TV-Zuschauer in die Röhre. In letzter Minute, so berichtete die "Bild"-Zeitung am Donnerstag, hatte die ARD am Mittwoch bei Sky angeklopft und Interesse am Erwerb der Free-TV-Rechte für das am Samstag stattfindende Finalspiel von Lisicki bekundet.

Am Donnerstagabend sagt Sky-Sprecher Ralph Fürther gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de dazu: "Die ARD hat uns ein Angebot für die Live-Übertragung des Wimbledon-Finals der Damen vorgelegt. Wir haben dies eingehend geprüft und für nicht ausreichend erachtet. Dies bedeutet, dass Sky das Endspiel von Sabine Lisicki am Samstag live und exklusiv übertragen wird." Die ARD war am Donnerstagabend zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Spannend werden aber jetzt sicherlich - gerade bei einem möglichen Wimbledon-Sieg von Lisicki - die anstehenden Verhandlungen für die TV-Rechte der nächsten Jahre.