Der Echo bleibt die nächsten Jahre im Ersten. Das ist eine gute Nachricht, weil man sich auch bei aller Kritik an der Verleihung am Donnerstagabend keine RTL-Version mit Oliver Geissen zurück wünscht. Und die ARD hat zum 20. Geburtstag des Echo auch auf dem Papier alles gegeben, was ging: Man hat den ganzen Abend auf das Jubiläum des größten deutschen Musikpreises ausgerichtet. Schon am Vorabend gab es eine Sondersendung, im Anschluss an die Preisverleihung noch eine Dokumentation über 20 Jahre Echo. Und dann die Verleihung selbst: Ina Müller sollte es richten. Sie hat Witz, eine Affinität zur Musik und kommt vom NDR - das war eine Rechnung, die am Abend leider nicht ganz aufging.
Ja, die Echo-Verleihung 2011 hatte auch unterhaltsame und bewegende Momente - leistete sich etwa eine sehr ausführliche Hommage an den verstorbenen Peter Alexander. Und die Dankesrede von Annette Humpe, eine Liebeserklärung an Berlin, sie war kurz aber herzlich. Ganz anders also die Dankesworte von Lena, bei der man das aufgeregte Gestammel nicht mehr so ganz als spontan und natürlich glauben mag - erst recht, wenn man weiß, dass sie ziemlich sicher damit rechnen konnte, wenn nicht sogar wusste, dass sie abräumen würde. Musste das sein, Lena? Aber zurück zu Ina Müller.
In der Intimität ihrer herrlichen NDR-Sendung "Inas Nacht" ist sie zuhause. Die im wahrsten Sinne des Wortes große Bühne - und dann noch zur Primetime - lässt ihren Witz und Charme verpuffen, sogar deplatziert erscheinen. Leider hat man bei der ARD auch nicht aus dem Duo Schöneberger & Pocher gelernt: Der böse, schnelle Witz eignet sich für eine glamouröse Veranstaltung kaum. Wer an die USA und ihre Priesverleihungen denkt, der weiß: Draufhauen ja, aber mit Stil. Der fehlte leider mehrfach am Donnerstagabend.
Wenn etwa gerade der Einspieler mit bewegenden Momenten der Echo-Geschichte sentimental endet und Co-Moderator Joko Winterscheidt albern rumkichert. Wenn Ina Müller auf dem Schoß eines Plattenbosses sitzt und fragt, man sich mit 45 noch hochschlafen könnte. Wenn Sie in dem Echo ein Sexspielzeug sieht. Am Stammtisch, beim Bier, in ihrer kleinen Sendung - da wirkt das. Da sieht und hört man das auch gerne.
Nicht jedoch in der großen Halle, nicht beim Echo. Genauso wenig übrigens wie eine Nummer des Puppenspielers Rene Marik. Während das TV-Publikum noch vergleichsweise nah dran war an dem minimalen Geschehen, verlor sich das im Saal. Wobei die verhaltene Stimmung des Publikums nicht nur daran lag - die hat Tradition beim "Echo", der deshalb und durch die dann hin und wieder schmerzlich vermisste musikalische Untermalung manchmal etwas zu ruhig war. Immerhin: Die Live-Acts waren gut.
Statt platt drauf zu hauen, sei daher vielleicht genauer analysiert: Es war schon eine kurzweilige Show. Mal gewollt, mal ungewollt. Sie war eine Echo-Verleihung wie so manche zuvor. Möglicherweise hatte das diesjährige Jubiläum und die Moderation durch Ina Müller nur höhere Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden. Man könnte auch sagen: An den Zutaten mangelte es nicht, nur das Rezept wollte nicht ganz aufgehen. Vielleicht also sollte die ARD für das nächste Jahr eine neue Köchin, pardon, Moderatorin suchen. Und ohne sich damit eine steife Veranstaltung zu wünschen: Ein bisschen weniger Albernheit wäre vielleicht nicht verkehrt.