Wie wird eine Fernsehserie authentisch? Wenn sie Geschichten erzählt, die sich tatsächlich so ereignet haben? Wenn die Film-Polizisten Dinge tun und Sätze sagen, die echte Polizisten auch tun und sagen würden? Wenn die Kamera herumirrt und sich in jeder Szene hektisch ihr Ziel sucht? Oder schlicht dann, wenn das auf dem Bildschirm gezeigte Leid so intensiv wirkt, dass der Zuschauer es in jeder Faser nachempfinden kann? Die Angst, die Hilflosigkeit, die Scham, ja sogar den Schmerz des am Boden Liegenden, der geprügelt wird.
All dies vollbringt "KDD - Kriminaldauerdienst", dieses auf den ersten Blick unscheinbare und mittlerweile mehrfach preigekrönte Serien-Format des ZDF, das auf einem Sendeplatz am Freitag Abend um viertel nach neun beweist, dass es den Deutschen nicht immer an Können fehlt, eine große Serie zu erschaffen, sondern wohl meist eher an Leidenschaft, Mut oder beidem.
"KDD" zeigt Menschen. Es wäre leicht zu sagen, die Serie zeige deren Abgründe. Sie zeigt vielmehr ihre Angst, ihre Verzweiflung und Sehnsucht nach Leben. "KDD" zeigt die Schattenseiten des urbanen Lebens, den Moloch, der auch die deutsche Großstadt sein kann, abseits von Café Latte-Bistros, Flaniermeilen und Hochbahnromantik. "KDD" zeigt eindringlich inszenierte Hilflosigkeit. Und "KDD" zeigt einen Ausweg. Denn "KDD" ist eine Serie, bei der das Team im Vordergrund steht. Das gilt für das Lösen der Fälle ebenso, wie für das sich gegenseitige Auffangen der Figuren, die allesamt mehrfach gebrochen sind. Dort, wo die Not am größten zu Tage tritt - als Elender, der als Polizist helfen soll, das Elend zu lindern - stützen sie sich gegenseitig.
Die zweite Staffel setzt inhaltlich unmittelbar am Ende der Ersten an. Sah man zuletzt die Ermittler angeschossen und schwer verletzt zu Boden gehen, so geht es am Freitag im Inneren eines Rettungswagens weiter. Rasanter noch als in der ersten Staffel legt die zweite los. Wohl auch um den Zushauer direkt zu binden, ihn einzufangen, ihn zu fesseln mit der Kraft des Menschlichen. Da irrt die Kamera zunächst noch irritierter als zuvor herum, da erscheint der Selbstmord einer alkoholkranken Frau noch näher als das bisher gesehene. Nach und nach dämpft sich die Atmosphäre ein wenig und die Geschichte nimmt ihren weiteren Verlauf.
Viel hat sich nicht verändert gegenüber der ersten Staffel. "KDD" bleibt, was es war. Jedoch werden die Geschichten der zweiten Staffel zuweilen prägnanter, zugespitzer und gewagter erzählt. Nach wie vor kann es "KDD" in Sachen Spannung und Erlebnis mit großen US-Produktionen aufnehmen und lässt den Zuschauer mit dem Verlangen weiterzuschauen im Sessel zurück.
Das liegt nicht nur an den durchdachten und pointierten Büchern, nicht nur an der intensiven Regie. Es liegt vor allem auch an der Leistung des Ensembles der Serie, bei dem jeder der Schauspieler eine dreidimensionale Figur abliefert, die - gespickt mit Widersprüchen - den Zuschauern trotz aller vordergründig unnachvollziehbarer Handlungen, Sympathie, wenn nicht gar Verständnis, abringen kann.
Unter anderem der alkoholkranke Jan Haroska (Manfred Zapatka), der Gangstern Geld klaut, die stutenbissige Sylvia Henke (Melika Foroutan), die ihre Kollegin anschwärzt und der durch den Tod der Tochter und das Entgleiten seiner Familie gramgebeugte Dienstgruppenleiter Helmut Enders (Götz Schubert) treiben die Geschichten voran, an deren Rändern sich die Fälle des "KDD" ereignen. Neu im Team sind in den aktuellen Folgen Devid Striesow als Schutzpolizist Keitel und Jürgen Tarrach als V-Mann Armin Ponew.
Immer wieder ist die Rede davon, "KDD" sei eine deutsche Variante der - zweifellos exzellenten - Serie "The Shield". Sie ist es nicht, das sagen die Macher immer wieder. Sie ist es auch nicht, weil "The Shield" schlichtweg eine andere Geschichte erzählt. Zweifellos ist "KDD" ein eigenständiger Serienkosmos, der der hiesigen Realität immer wieder bedrohlich nah zu kommen scheint. Denn keine Barriere der Synchronisation, keine fremdartigen Uniformen und kulturell anders gelagerten Probleme lassen das Geschehen so unendlich weit weg erscheinen.
Mit "KDD" beweist das ZDF, was öffentlich-rechtliches Fernsehen auch sein kann: Triebfeder für Innovation und neue Erzählformen und nicht zuletzt: Lieferant von erstklassiger fiktionaler TV-Ware. Wer die erste Staffel der Serie verpasst hat, kann die Folgen noch bis zum 5. Mai in der Mediathek des ZDF online anschauen. Es steht schließlich ein Wochenende vor der Tür. Auch wenn die dritte Staffel der Serie bereits vom ZDF bestellt wurde, so ist der Serie mehr Erfolg beim Publikum zu wünschen, als im vergangenen Jahr, als die Kritik sich überschlug und die Zuschauer nicht so recht einschalten wollten. Aber mal ganz ehrlich: Wer hätte diese Anti-Derricks auch zu dieser Zeit an diesem Ort erwartet?
Immer wieder ist die Rede davon, "KDD" sei eine deutsche Variante der - zweifellos exzellenten - Serie "The Shield". Sie ist es nicht, das sagen die Macher immer wieder. Sie ist es auch nicht, weil "The Shield" schlichtweg eine andere Geschichte erzählt. Zweifellos ist "KDD" ein eigenständiger Serienkosmos, der der hiesigen Realität immer wieder bedrohlich nah zu kommen scheint. Denn keine Barriere der Synchronisation, keine fremdartigen Uniformen und kulturell anders gelagerten Probleme lassen das Geschehen so unendlich weit weg erscheinen.
Mit "KDD" beweist das ZDF, was öffentlich-rechtliches Fernsehen auch sein kann: Triebfeder für Innovation und neue Erzählformen und nicht zuletzt: Lieferant von erstklassiger fiktionaler TV-Ware. Wer die erste Staffel der Serie verpasst hat, kann die Folgen noch bis zum 5. Mai in der Mediathek des ZDF online anschauen. Es steht schließlich ein Wochenende vor der Tür. Auch wenn die dritte Staffel der Serie bereits vom ZDF bestellt wurde, so ist der Serie mehr Erfolg beim Publikum zu wünschen, als im vergangenen Jahr, als die Kritik sich überschlug und die Zuschauer nicht so recht einschalten wollten. Aber mal ganz ehrlich: Wer hätte diese Anti-Derricks auch zu dieser Zeit an diesem Ort erwartet?