Gerade mal 16 Monate sind vergangen, seit RTL Nitro auf Sendung gegangen ist. Und blickt man auf die Entwicklung der Quoten, so kann man in Köln doch ziemlich zufrieden sein. Zwar kann der jüngste Spross der RTL-Familie die beinahe schon erschreckenden Verluste des Hauptsenders nicht wettmachen - doch inzwischen schnuppert RTL Nitro bereits an der 1-Prozent-Marke und liegt bei den 14- bis 59-jährigen Männern, die man als Kernzielgruppe auserkoren hat, sogar schon darüber. Einen Bärenanteil daran hat nicht zuletzt die Daytime: Das Konzept, Serien-Klassiker zu zeigen, geht jedenfalls vom ersten Tag an auf. Kein Wunder also, dass RTL Nitro hier in den kommenden Monaten nachlegen wird: In wenigen Tagen startet "Highlander", Ende September folgt "Matlock". Und für das nächste Frühjahr hat der Sender bereits "Notruf California" und "Die Straßen von San Francisco" angekündigt.
Serien wie diese verschaffen RTL Nitro eine "Grundrelevanz", wie Senderchef Oliver Schablitzki am Mittwochabend in Hamburg sagte. Eingeladen hatte der Sender die Presse zu einem Grillabend - so wie sich das für einen Männersender gehört. Doch auch programmlich wird der Grill angeworfen, wenngleich auch Klassiker-Schiene am Vorabend fortgesetzt werden soll, dort allerdings weiterhin mit Sitcoms. Gerade erst ist "Friends" angelaufen, doch mit dem Ende Oktober startenden "Alf" sowie "Ehe ist" und "Wer ist hier der Boss?" hat RTL Nitro bereits jede Menge Nachschub parat. Im Frühjahr soll schließlich "Seinfeld" folgen - dass der in seinen letzten Zügen liegende Digitalsender ZDFkultur gerade erst ebenfalls angekündigt hat, den Sitcom-Klassiker ausstrahlen zu wollen, stört die Kölner aber offensichtlich nicht. Doch es sind nicht nur die Klassiker, die die Quoten flott haben steigen lassen. "Mit dem Rückenwind der Mediengruppe konnten wir sehr schnell segeln", lobte Schablitzki die Chefetage.
Er sagte allerdings auch, dass es nicht reiche, nur im Kielwasser zu segeln, wenn man das Ziel hat, eine eigene Identität aufzubauen. Und so hat sich Schablitzki auch zahlreiche neue Programme geholt, von denen er sich "einen Riesenschub" erhofft. "Wir wollen den nächsten Schritt machen", sagt er. In Marktanteilen will der Senderchef das zwar nicht ausdrücken, doch der Aufwärtstrend soll möglichst anhalten. Im August scheint das bislang auch gut zu klappen. Den Schlüssel für den Erfolg in der Primetime, in der sich kleine Sender wie RTL Nitro naturgemäß schwerer tun, sieht Oliver Schablitzki in einer möglichst zu den großen Sendern komplementären Programmierung. Aus diesem Grund verschiebt man ab Ende des Monats auch seine Sitcoms "Modern Family" und "Raising Hope" vom Montag auf den Donnerstag - dem Sitcom-Duell mit ProSieben will man nämlich möglichst aus dem Weg gehen. Dass nun RTL demnächst höchstselbst am Donnerstag mit Sitcoms dazwischengrätscht, wirkt angesichts dessen jedoch ohne Zweifel etwas unglücklich.
Ändern lässt sich das nun allerdings nicht mehr. Neben den bekannten Serien wird am 14. November die neue US-Serie "The League" am Donnerstag zu sehen sein. Außerdem sind auch die kurzlebige Sitcom "Go On" mit "Friends"-Star Matthew Perry und "Whitney" bei RTL Nitro eingepant - letztgenannte Serie hatte ursprünglich mal Vox angekündigt. Dort lässt der eigentlich geplante Sitcom-Abend mit "Anger Management" hingegen weiter auf sich warten. Während RTL Nitro seine Zuschauer nun also donnerstags zum Lachen bringen möchte, setzt der Sender zum Start in die Woche auf Dokumentationen und Factual Entertainment. Zu sehen sind Reihen wie "American Pickers - Die Trödelsammler" und die Deutschland-Premiere der reichlich skurrilen und mitunter auch furchteinflößenden Doku "Derren Brown: Die Experimente", die am 28. Oktober anlaufen wird. Hinzu kommen "Kochen mit Heston Blumenthal", "Die Buschpiloten", "Floridas Python-Jäger" und "Wild Things" mit Schauspieler Dominic Monaghan.
Am oft stärksten Abend - dem Dienstag - will RTL Nitro unterdessen auch weiterhin auf Spielfilme setzen. Interessanterweise sind es oft nicht die großen Blockbuster, die Quote machen, sondern gerne auch mal Martial-Arts-Filme - diesen Bereich will man daher ausbauen. Aber auch die hochgelobte Mini-Serie "Hatfields & McCoys" mit Kevin Costner und Bill Paxton, die zunächst bei RTL Crime laufen wird, soll dienstags bei RTL Nitro ihre Free-TV-Premiere feiern. Für den Mittwoch kündigt der Sender vor allem Action- und Crime-Formate an, darunter "Law & Order: Special Victims Unit", "Law & Order: UK" und die Deutschland-Premiere von "Law & Order: Los Angeles". Darüber hinaus soll im Frühjahr 2014 auch die neue Action-Drama-Serie "Chicago Fire" mit Jesse Spencer mittwochs gezeigt werden. Freitags wird es etwas weniger Mainstream geben, wie die im September startende vierte Staffel von "Breaking Bad" zeigt. Die Agentenserie "Undercovers" und der belgische Hit "Matrioshki" werden dort ebenfalls einen Platz finden - neben der bei RTL gefloppten Actionserie "Transporter". Im Frühjahr soll überdies noch die US-Serie "Longmire" folgen, mit der A&E in den USA große Erfolge feiert.
Schlecht klingt das alles nicht, sodass man also durchaus gespannt sein darf auf das anstehende Duell mit dem neuen Sender ProSieben Maxx, der ja bekanntlich ebenfalls ein männliches Publikum im Blick hat. Nach dem nicht allzu gut besprochenen Dschungelcamp-Magazin wagt sich RTL Nitro in der neuen Saison außerdem in der neuen Saison wieder an eine Eigenproduktion. Teure Fußballrechte könne er zwar nicht präsentieren, dafür aber die "Formel Eins", scherzte Oliver Schablitzki in Hamburg und meinte damit die zunächst zehnteilige Musik-Show "Formel Eins - 30 Jahre", die First Entertainment gemeinsam mit Sony Music beisteuert. RTL Nitro hat hierfür Peter Illmann als Moderator gewinnen können. Er soll die kultige Musikshow ab dem 19. Oktober jeweils samstags um 19:20 Uhr Revue passieren lassen. Über eine weitere Eigenproduktion denkt man darüber hinaus bereits nach, erklärte Oliver Schablitzki am Rande des Presseabends in Hamburg, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Im Zweifel will er allerdings auch weiterhin lieber fertige Formate aus dem Ausland einkaufen. Die Quotenkurve gibt Schablitzki jedenfalls recht.