Beim österreichischen Privatsender Servus TV merkt man offenbar auch selbst, dass die Erwartungen an den Sender ein wenig größer waren: Durch die Programmpräsentation im Filmcasino in Wien zog sich am Donnerstagabend immer wieder eine Botschaft: Erfolg komme halt nicht über Nacht. Niemand würde dem Fernseh-Sender von Red Bull da widersprechen. Doch auf Sendung gegangen ist Servus TV nicht gestern - sondern vor vier Jahren. Immerhin besitzt der nahe Salzburg beheimatete Sender etwas, was so kaum ein Privatsender vorweisen kann: Ein tadelloses Image. Die Programmqualität in der Nische stimmt, so dass knapp 200 geladene Gäste neugierig der Einladung von Servus TV gefolgt sind, um sich die neuen Pläne für die kommenden Monate anzuhören.
Im Mittelpunkt der Präsentation stand das neue Wissensmagazin "TM Wissen", das ab dem 20. Oktober am Sonntagabend zur besten Sendezeit eine Alternative zum fiktionalen Überangebot sein soll und in ersten Ausschnitten tatsächlich erfrischend wirkt, was auch am Show-Charakter liegt. Die Sendung wird übrigens nicht im Red Bull-eigenen Hangar 7 in Salzburg, sondern einer Wiener Brauerei aufgezeichnet. Zwischen diversen Einspielern, die bemerkenswert bildgewaltig und stimmungsvoll auf den Punkt geschnitten waren und mit fast zu lauter Musik liefen, verlas Servus TV-Programmchef Klaus Bassiner, was von seiner Seite aus wichtig ist. Einmal mehr betonte er: "Im Fernsehgeschäft braucht man Geduld und einen langen Atem. Wir glauben an die Qualität des Programms und daran, dass sie sich am Ende durchsetzt." Was an diesem Abend immer wieder mal ein bisschen zu sehr nach nötiger Überzeugungsarbeit klingt, wird durch schnittige Programmtrailer unterbrochen, die Lust auf das Programm machen.
Serienfans beispielsweise können sich auf reichlich Nachschub freuen. Schon mal angekündigt, dann aber verschoben: Die US-Serie "Copper" mit Franka Potente. Dazu kommen die Westernserie "Hell on Wheels" von AMC, die australische Krimiserie "Miss Fisher's Murder Mysteries" und die 2012 als beste Serie mit dem International Emmy ausgezeichente, französische Krimiserie "Braquo". Doch Servus TV kündigt noch mehr an: Die dänische Dramedy-Serie "Park Road" und die britische Krimiserie "Salamander". Und dann hatte Programmchef Klaus Bassiner noch eine weitere Free-TV-Premiere anzukündigen, die so frisch eingekauft war, dass sie nicht mal am Freitag in der Pressemitteilung steht: Servus TV zeigt "The Tunnel", die gerade erst in Cannes bei der MIPCOM gezeigten englisch-französischen Adaption der Hitserie "The Bridge", deren Handlung wenig überraschend in den Eurotunnel verlegt wird.
Mit sieben Serienproduktionen legt Servus TV in diesem Genre kräftig zu und will diese massenwirksamen Programme auch nutzen, um im Deutschland die bemerkenswerte technische Reichweite in bessere Zuschauerzahlen umzuwandeln. Insgesamt jedoch soll der Programmix aus Wissen, Kultur, Unterhaltung, Information, Sport und Red Bull TV erhalten bleiben. Auch am Frühstücksfernsehen "Servus am Morgen" und den vorabendlichen Nachrichten "Servus Journal" halte man fest, wie man noch einmal ausdrücklich betonte. Seinen festen Sendeplatz behält auch die Dokureihe "Terra Mater". 2014 startet zusätzlich eine neue Dokumentations-Reihe zu "Ärzte ohne Grenzen". Einen königlichen Zugang zur Natur bietet das gerade auch auf der MIPCOM gehandelte "Harmony" von Discovery: Die Doku basiert auf dem gleichnamigen Buch von Prinz Charles und setzt sich mit den Folgen des Klimawandels auseinander.
In einer dieser sehr interessanten, aber kaum wahrgenommenen Koproduktionen entsteht "Helmut Schmidt - Lebensfragen": Servus TV hat hier, nicht zum ersten Mal, gemeinsam mit dem NDR gearbeitet und der Altkanzler sein Privatarchiv geöffnet. Sie läuft an Schmidts 95. Geburtstag, dem 23. Dezember diesen Jahres. Und dann gibt es natürlich weiterhin viel von dem, was nördlich der Donau kaum Zuschauer finden wird: Folkore, Bergwelten und Volksmusik aus dem Alpenraum. Dank der Tatsache, dass viel von Servus TV selbst produziert wird, immerhin in bestechender Bildqualität. Das gilt auch für Hochkultur, die Servus TV auch 2014 mit erneut umfangreicher Berichterstattung zu den Salzburger Festspielen ins Programm nehmen will. "Hier dürfen die Zuseher auch für das nächste Jahr Spannendes erwarten", kündigt Servus TV-Geschäftsführer Martin Blank an.
Verstärkt will man künftig auch auf Live-Fernsehen setzen und dies im Sportbereich etwa neben den Übertragungen aus der Deutschen Eishockey Liga in der "Servus Hockey Night" mit der Übertragung des "Red Bull Dolomitenmann 2014" forcieren. Martin Blank zur Programm-Strategie 2013/14: "Me-too-Formate sind auch 2013/14 nicht unsere Sache. Wir wollen echte Programmalternativen bieten" Und Klaus Bassiner ergänzt: "Wir entwickeln uns kontinuierlich in die richtige Richtung und setzen weiterhin auf Stärken. Aber auch unsere Film- und Serienhighlights sowie Live-Fernsehen und Second Screen-Angebote werden in Zukunft eine wichtige Rolle für den Sender spielen." Die Botschaft an die Gäste der Programmpräsentation in Wien war klar: Im bekannten Programm-Mix wird man mehr investieren, um weiter zu wachsen. Servus TV will dies tun, ohne sich vom Qualitätsanspruch zu trennen. Das soll gelingen. Im Spannungsfeld zwischen Blasmusik und Trendsport, zwischen Bergpanorama und frischer Serienware.