Herr Schönenborn, am 2. Oktober richtet der WDR noch einmal stellvertretend für die ARD den Deutschen Fernsehpreis aus. Und dann ist Schluss mit der Auszeichnung?
Es wird die letzte Verleihung des Deutschen Fernsehpreises in genau dieser Form sein. Die Beiräte und Stifter des Preises haben lange beraten und entschieden, dass wir noch im September eine Produzentenausschreibung auf den Weg bringen für einen neuen Fernsehpreis, der in vielen Punkten anders sein soll. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir da gute Ideen aus der Branche bekommen und wir die Ehrung der Besten im deutschen Fernsehen im kommenden Jahr fortsetzen können.
Die Suche nach einem neuen Konzept dauert demnach noch an?
Ja, wir suchen nach dem besten Konzept. Wir haben auch im Beirat (bestehend aus Herrn Schönenborn, Tom Sänger, Reinhold Elschot und Wolfgang Link, Anm. d. Red.) selbst bereits ein Konzept entwickelt und uns dabei u.a. an internationalen Preisen orientiert. Aber wir möchten auch die Fernsehproduzenten einladen, ihre Vorstellungen und Anregungen einzubringen.
Wie sieht das vom Beirat erdachte Konzept aus?
Wir können uns vorstellen, künftig einen Abend für die Fernsehmacher zu veranstalten, der als interne Veranstaltung eine Ehrung für weitaus mehr Preisträger in mehr Kategorien ermöglicht. Und an einem zweiten Abend folgt eine TV-Gala, die das Fernsehjahr Revue passieren lässt und in der weniger Preise als bisher verliehen werden. Da reden wir von Auszeichnungen für Akteure und Produktionen in Kategorien, die für die Zuschauer am interessantesten sind.
Es soll beim neuen Fernsehpreis also definitiv wieder mehr Kategorien geben?
Eindeutige Antwort: Ja. Wir wollen die verschiedenen Professionen und Genres des deutschen Fernsehens umfassend abbilden. Das war - wenn wir den letzten Turnus mal ausnehmen - die große Stärke des Deutschen Fernsehpreises, der den Anspruch hat, das Medium in seiner ganzen Breite zu repräsentieren und nicht nur die Fiktion oder Information oder Unterhaltung. Das macht den Preis so wertvoll – deshalb darf man ihn nicht aufgeben."
"Es geht um einen Umbau, nicht um einen neuen Anstrich"
Das neue Konzept klingt nach einem Modell, das es auch bei den Primetime Emmys in den USA gibt, wo vor der TV-Gala die Creative Arts Emmys verliehen werden.
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer muss der Fernsehpreis eine attraktivere Fernsehshow werden. Gleichzeitig soll sich die Fernsehbranche in ihrer gesamten Bandbreite bei der neuen Auszeichnung wiederfinden, soll sich und ihre Besten feiern können – und das an einem Abend, der für nur sie gedacht ist und in einem Rahmen, der nicht den Zwängen einer TV-Show unterliegt. So wollen wir beiden Ansprüchen gerecht werden: Wir glauben, dass eine solche Zweigliedrigkeit attraktiv ist. Aber das ist die Idee, die wir Beiräte in den Raum stellen. Die Produzenten bekommen ausdrücklich die Botschaft: Wenn sie bessere Ideen haben, freuen wir uns.
Die Zweigliedrigkeit der Preisverleihung wäre eine massive Veränderung und klingt nach einer recht konkreten Vorstellung.
Ja, es geht um einen Umbau, nicht um einen neuen Anstrich. Die Auszeichnung braucht vielleicht sogar einen neuen Namen, aber das steht für uns hintenan. Zuerst muss die Architektur des Preises stehen. Eine Kritik am Deutschen Fernsehpreis, die wir oft gehört haben, war ja, die Preisverleihung sei überfrachtet, zu lang und so mancher aus der Branche fände sich in der TV-Gala nicht wieder.