Nach der Begrüßung durch Moderator Alan Cumming ("The Good Wife") war es an Schauspiel-Kollege Damian Lewis im New Yorker Hilton Hotel den ersten International Emmy Award des Abends zu vergeben - und das gleich für die beste Serie. Aus seinem Mund kamen dann die Worte, die sich UFA Fiction und RTL im Vorfeld sehnlichst erhofft hatten: "The Emmys goes to... 'Deutschland 83'". Das Spionage-Drama setzte sich gegen Serien aus Kanada, Argentinien und den Vereinigten Arabischen Emiraten durch.
Damit hat RTL in der Nacht in New York Emmy-Geschichte geschrieben: Es ist der erste International Emmy für einen deutschen Privatsender, wenn man vom Ehrenpreis der Stifter für den damaligen RTL-Chef Helmut Thoma Mitte der 90er Jahre absieht. Die Auszeichnung in New York krönt eine ganze Reihe von internationalen Ehrungen für die Serie, die beim deutschen RTL-Publikum allerdings nicht genügend Zuschauer erreicht hat, um dort eine Fortsetzung zu finden. Dies übernimmt nun Amazon.
Die Freude über den iEmmy war direkt nach der Verleihung auch nebenan im Press Room groß. Die ersten öffentlichen Gratulationen kamen von der Film- und Medienstiftung NRW, die den Moment auch im Bild festgehalten und sofort via Twitter verbreitet haben (siehe oben). Nur eine deutsche (Drama-)Serie erhielt bislang übrigens den iEmmy - und das war 1985 "Das Boot". Der Weg vom großen Ballsaal des Hilton zu jenem Press Room führt charmanterweise durch die Küche des Hotels, wo wiederum Damian Lewis für die "Deutschland 83"-Crew kurzerhand als Fotograf agierte und diesen Schnappschuss machte:
Aber es gab wenig später drüben im Ballsaal noch weit mehr Grund zur Freude aus deutscher Sicht: Als beste Schauspielerin des Jahres wurde Christiane Paul zur großen Freude einer in diesem Jahr enorm großen deutschen Delegation vor Ort mit einem iEmmy für ihre Rolle im Film "Unterm Radar" (WDR) von Enigma Film/ARD Degeto ausgezeichnet und "Krieg der Lügen" (BR/SWR) von der Zischlermann Filmproduktion gewann den International Emmy als beste Dokumentation.
Bester Schauspieler des Jahres wurde Dustin Hoffman für seine Rolle in "Roald Dahl's Esio Tro" (Großbritannien). Ebenfalls nach Großbritannien geht der iEmmy in der Kategorie Comedy: Hier räumt David Hasselhoffs Serie "Hoff the record" ab, die derzeit auch bei Funk zu sehen. Der International Emmy für das beste Arts Programming ging nach Japan an die Produktion "The Man Who Shot Hiroshima" und als bestes Non-Scripted Entertainment wurde die schwedische Produktion "Allt För Sverige" (The Great Swedish Adventure) geehrt.
Der Preis für die beste Telenovela ging an "Verdades Secrates" ("Hidden Truths") aus Brasilien, bestes spanischsprachiges Primetime-Programm in den USA wurde "Francisco, El Jesuita". Als letzte Kategorie des Abends wurde der International Emmy für den besten Fernsehfilm/Miniserie vergeben - eine Kategorie in der deutsche Produktion stets gute Chancen haben. Dass dort das nominierte "Nackt unter Wölfen" leer ausging und dafür "Capital" (Großbritannien) gewann, wird man bei der UFA verschmerzen können angesichts des Freudentaumels über den iEmmy für "Deutschland 83".
Die Bilanz am Ende des Abends: Je drei Preise gingen nach Großbritannien und Deutschland und je einer nach Schweden, Japan und Brasilien. Neben diesen Jury-Preisen wurden bei der Preisverleihung im New Yorker Hilton Hotel an der 6th Avenue, in dem vor knapp zwei Wochen noch Donald Trump seinen Wahlsieg feierte, US-Produzentin und Showrunnerin Shonda Rhimes mit dem International Emmys Founders Award und Maria Rørbye Rønn, CEO der Danish Broadcasting Corporation, mit dem International Emmy Directorate Award geehrt.
Drei Mal Jubel für Deutschland - das gab es übrigens noch nie. In den vergangenen zehn Jahren gab es beispielsweise allenfalls je einen deutschen Gewinner bei den International Emmy Awards, wenn überhaupt. Nur zweimal in der jüngeren Vergangenheit - in den Jahren 2009 und 2013 - gab es aus deutscher Sicht zweimal Grund zur Freude, was dann Ehrenpreisen zu verdanken war. 2009 erhielt der damalige ZDF-Intendant Markus Schächter den Directorate Award und 2013 wurde Anke Schäferkordt, Co-CEO der RTL Group und Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland, mit der gleichen Auszeichnung geehrt.
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