Bild: WDR/Sachs"Die Sendung zeichnet sich im Allgemeinen durch eine ruhige Gesprächsatmosphäre aus." Das schreibt die Online-Enzyklopädie Wikipedia über den ARD-"Presseclub", der seit nunmehr achtzehneinhalb Jahren am Sonntagmittag im Ersten läuft. Am Pfingstsonntag konnte man davon jedoch nicht gerade sprechen.

Beim Thema "Stunde der Patrioten - Die Deutschen entdecken wieder Nationalgefühl" gerieten Roland Tichy, stellvertrender Chefredakteur des Handelsblatts, und Matthias Matussek, Kulturchef des Spiegels, lautstark aneinander. Matussek veröffentlichte kürzlich sein Buch "Wir Deutschen - Warum die anderen uns gern haben können".

Während der Sendung sagte Roland Tichy, Nationalstaatskonzepte würden in der Wirtschaft keine Rolle mehr spielen, woraufhin Matussek diese Ansichten als "Fluchtverhalten" und neurotisch bezeichnete. Tichy warf Matussek im Gegenzug "engstirnigen Nationalismus" vor. Das wiederum fand Matthias Matussek dann "unverschämt", wie er auch lautstark zum Ausdruck brachte und fügte noch "Das nehmen Sie zurück!" hinzu.

Nach dem Ende der Sendung soll der Streit dann sogar noch mit kleinen Handgreiflichkeiten weitergegangen sein, wie die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag berichtet. Matussek habe ihn "hart am Oberarm gepackt und gegen den Tisch gedrückt", wie Tichy danach habe verlautbaren lassen. Dann habe er ihn angebrüllt: "Sie sind ein ganz linker Finger! Sie mache ich fertig! Sie merke ich mir!" Matussek bestreitet das und betont, er habe lediglich gesagt, dass dies versuchter Rufmord gewesen sei, das werde er nicht vergessen.

Bedrohlich sei die Situation laut WDR-Mann Michael Hirz jedoch nicht gewesen. Matusseks Verhalten sei eine "Frage der Kinderstube" gewesen. Dieser habe ein "hohes Erregungspotential". Künftig wolle man mit derartigen Gästen vor der Sendung über das "erforderliche Mindestmaß an bürgerlichen Umgangsformen" sprechen.