"Ich bin Bergsteiger und finde auch in unwegsamem Gelände einen Weg. Ich bleibe selbstverständlich hier an Bord". Mit diesen Worten reagierte Dr. Georg Kofler auf Gerüchte, er trete nach der Niederlage bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte und dem Einbruch der Premiere-Aktie um knapp 40 Prozent zurück.
Die Aussage, er habe sich "verzockt" wollte Kofler keinesfalls so stehenlassen. Im Gegenteil: Premiere habe eine "klare unternehmerische Entscheidung getroffen", die nach einhelliger Meinung des Vorstands im Interesse des Unternehmens, der Mitarbeiter, der Aktionäre und der Zuschauer gewesen sei. Das Angebot habe dabei "an der Grenze des Vertretbaren" gelegen. Konkret sagte Kofler, die Summe habe "nördlich von 300 Millionen Euro" gelegen. Der jetzt mit den Kabelbetreibern geschlossene Vertrag sei "ein Deal, der für uns nicht vertretbar gewesen wäre".
"Wir haben genau gewusst was wir tun"
Demzufolge stehe Premiere auch weiterhin zu seinem Angebot und zu seiner Entscheidung, kein Angebot abzugeben, das der ARD die Ausstrahlung der Spiele bereits um 18:30 Uhr gestattet hätte. "Wir haben klare Positionen. Das ist keine Sturheit, sondern das sind Erfahrungen, die wir mit dem Pay-TV-Markt gemacht haben".
"Lieber kein Deal als so ein Deal" fasste Kofler seine Haltung zur Entscheidung im Rechtepoker zusammen. Schließlich hätte das vorgelegte Szenario, das schließlich mit den Partnern arena und ARD gewählt wurde, einen Verlust an Exklusivität bedeutet. So seine die Internetrechte getrennt an die Telekom vergeben worden, wodurch ein zusätzlicher Konkurrent auf dem Markt für bezahlte Inhalte entsteht.
Dramatische Auswirkungen, aber mittelfristig richtige Enscheidung
"Uns ist bewusst, dass das im Moment dramatische Auswirkungen auf den Aktienkurs und auf den psychotherapeutischen Zustand mancher Leute hier im Hause habe", kommentierte Kofler in der gewohnten Art die Ereignisse am Aktienmarkt. Jedoch gehöre es eben auch zum Leadership, einmal ein "nein" auszusprechen.
"Wir sind der Meinung, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben". Seinen Konkurrenten wirft Kofler hingegen zu kurzfristiges Denken vor. "Nur wegen einer kurzzeitigen Schmerzlinderung, deren Konsequenzen uns in drei bis vier Monaten wieder einholen, lassen wir uns nicht täuschen. Wir müssen mittelfristig denken, nicht nur kurzfristig optimieren." Dennoch sei Premiere natürlich über die Entscheidung der DFL enttäuscht. Dass die Pay-TV-Rechte an einen "Nobody" vergeben worden seien, der weder die nötige Reichweite, noch die Marke, noch den Kundenstamm noch die Infrastruktur von Premiere besitze, sorgte bei Kofler für große Überraschung.
Ohnehin sei die Entscheidung eher eine "Sportschau"-Erhaltungsaktion gewesen. "Die Liga hat sich nicht überwinden können über den Schatten der 'Sportschau' zu springen", so Kofler. Und schon war er auch wieder bei seinem Lieblingsthema: Der "grundsätzlichen Wettbewerbsschieflage" zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten im deutschen Rundfunksystem.
Kofler beteuert: Alles außer Panik bei Premiere
"Sie finden hier einen Vorstand vor, der alles außer panisch ist", so Kofler. "Wir sind Herr und Frau unserer Lage und werden hier in den nächsten Tagen die Situation in Ruhe Diskutieren und die Firma auf die neuen Konstellationen einstellen." Dazu gehört wie bereits berichtet eine "faire Anpassung der Konditionen", sprich vermutlich eine Preissenkung vor allem der Sport-Abonnements.
Den Vermutungen einiger Experten, Premiere werde ein Drittel seiner Abonnenten verlieren, trat Kofler mit Entschiedenheit entgegen. Nur rund 10 Prozent der Nutzung der Premiere-Plattform entfalle auf die Bundesliga, 90 Prozent auf andere Programme. "Da bricht jetzt nicht die Welt zusammen", so Kofler. Und weiter: "Ich wette gerne dagegen, dass wir eine Million Abonnenten verlieren."