Am Montag überschlugen sich in Berlin die Ereignisse: Die Magazine "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend" wurden quasi über Nacht eingestellt, ein Viertel der Mitarbeiter des Senders steht vor der Kündigung. Eine Stellungnahme gab es dennoch den ganzen Tag über weder vom Sender selbst, noch von der ProSiebenSat.1-Gruppe.
Am Dienstagmorgen begann nun die Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media AG, in der Guillaume de Posch erstmals offiziell Stellung nahm und den Stellenabbau bestätigte. Konzernweit werden demnach 180 Stellen wegfallen. ProSiebenSat.1 habe im vergangenen Jahr fast einen Prozentpunkt Marktanteil verloren, was neben den Sportereignissen WM und Olympia vor allem auch der Schwäche von Sat.1 zuzuschreiben sei.
Der Flop von "Verliebt in Berlin 2" hätten zu deutlichen Verlusten am wichtigen Vorabend geführt, weitere Flops ihr übriges getan. Matthias Alberit sei Anfang des Jahres "angetreten mit dem Ziel, Sat.1 wieder nach vorne zu bringen". Er wolle die "Marke Sat.1 breiter positionieren" und "mehr Zuschauernähe gewinnen", so de Posch.
Zu dem Konzept, das Alberti und sein Team entwickelt hätten, gehöre aber auch, "die wirtschaftliche Stabilität von Sat.1 zu erhalten und Ressourcen gegebenenfalls effizienter einzusetzen". Bei der "anstehenden Programmreform" würden daher einige Formate ersetzt werden, die den Ansprüchen an Leistung und Rentabilität nicht genügen, wie es nüchtern heißt. Was das im Klartext heißt, sickerte mit dem Aus für "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend" am Montag bereits teilweise durch.
Dies habe "leider auch personelle Konsequenzen für die Mitarbeiter dieser Format", so de Posch. Der Zusatz "die wir jedoch - und das ist mir wichtig - mit aller gebotenen Fairness behandeln" dürfte in den Ohren der Betroffenen eher wie Hohn klingen. Die Redaktion von Sat.1 am Mittag erfuhr während der Montagssendung, dass es gleichzeitig auch ihre letzte sein würde. Verabschieden darf sie sich am Dienstag immerhin noch - über ein Laufband.
Von einem Kaputt-Sparen von Sat.1 will de Posch aber nichts wissen: "Wir investieren in die Zukunft von Sat.1, indem wir in neue Programme investieren. Der Sender hat so viele neue Programme und Formate entwickelt wie noch nie zuvor." Die schiere Anzahl von 60 Neu-Entwicklungen - von denen es natürlich nur ein Bruchteil tatsächlich auf den Bildschirm schaffe wird - ist tatsächlich bemerkenswert.
Gleichzeitig mit den angekündigten Einschnitten bei Sat.1 und der übrigen Sendergruppe stellte Guillaume de Posch übrigens noch einmal die hohe Profitabilität der Sendergruppe heraus. Die Ebitda-Marge habe sich 2006 um zwei weitere Prozentpunkte auf 23,0 Prozent erhöht. 2003 lag dieser Wert noch bie 10,4 Prozent. Sat.1 gehörte laut de Posch mit 24 Prozent Ebitda-Marge "zu den profitabelsten Sendern im deutschen Markt".