"Der Schwächeanfall der EU-Kommission aus Brüssel, nach einem klaren Verbot der Schleichwerbung diese künftig in Teilen zu erlauben, empfinden wir als verheerend", sagte Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe bei der Vorstellung des neuen Verhaltenskodex.
Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft, sekundierte: "Es darf nicht sein, dass große Unternehmen aufwändige Anzeigenschaltungen buchen und im Gegenzug über eine Art Gefälligkeitsjournalismus eine Berichterstattung erhalten, die deren eigenen Interessenserwartungen folgt."
Aus diesem Grund wurde am Mittwoch einen Verhaltenskodex gegeben. Der schreitbt unter anderem die "klare Trennung zwischen redaktioneller Information und bezahlten Veröffentlichungen" bindend fest. Werbetexte sind demnach deutlich kenntlich zu machen, Schleichwerbung ist "in jeglicher Form verboten". Redaktionelle Kooperationen sind klar auszuzeichnen, Kopplungsgeschäfte wie z.B. Anzeigenverkauf gegen Zusage eines redaktionellen Beitrags sind ausdrücklich nicht erlaubt.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Unabhängigkeit der Redaktionen. Demnach werde jeder, der sich für Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lasse, sofort entlassen. Geschenke dürfen, sofern sie über das Maß einer kleinen Aufmerksamkeit hinausgehen, nicht angenommen werden. Auch Reisekosten solle grundsätzlich der Verlag übernehmen. Zudem sei die Inanspruchnahme von Presserabatten - etwa bei Privatflügen - zwingend dem Chefredakteur mitzuteilen.
Der DJV begrüßte den Kodex als "ermutigendes Zeichen für den Qualitätsjournalismus". DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken merkte an, dass die notwendige Trennung von Werbung und Redaktion in manchen Medien leider längst nicht mehr selbstverständlich sei. "Die WAZ macht die wichtigen medienethischen Grundsätze jetzt öffentlich zu dem, was sie sind: zu einem Qualitätssiegel."