Harald Schmidt war am Donnerstag beim "heute-journal" zu Gast. Wie sich Schmidt geschlagen hat, was er sagte: Eine TV-Kritik über die Sendung inklusive Video und Fotos.
"Schnupper-Moderation: Harald Schmidt im heute-journal" hieß es schon im Vorspann-Ticker des "heute-journal" und aus der Studio-Totalen sah man ihn bereits: Harald Schmidt saß als Dritter im Bunde im Studio und unterhielt die vorübergehenden Kollegen Claus Kleber und Gundula Gause.
Dann aber spielte Schmidt vorerst keine Rolle in der Sendung. Auch aus dem Off hörte man nur: "Und jetzt: Das heute-journal mit Claus Kleber und Gundula Gause". Die Ankündigung des besonderen Gastes folgte erst später durch Kleber: "Wir hatten hier auch eine Personalfrage zu klären: Klaus-Peter Siegloch zieht's nämlich wieder nach Amerika und er lässt Marietta und mich hier im Stich. Ein Nachfolger als Dritter im Bund der "journal"-Moderatoren wurde gesucht und das hat einer gehört, mit dem hatten wir nicht gerechnet."
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Gezeigt wurde noch einmal ein Ausschnitt aus Schmidts ARD-Sendung in der er sich um die Aufgabe in Mainz bewarb. "So eine Chance lässt sich eine aufgeschlossene Redaktion wie wir nicht entgehen. Deshalb ist er heute Abend hier. Herzlich Willkommen.." und Schmidt durfte zunächst einmal brav "Vielen Dank für die Einladung" sagen. Kleber übernahm das Ruder aber noch einmal, verkündete dass man mit Steffen Seibert auch schon ernsthaft jemanden für den Job gefunden hat.
Aber man wisse nie was die Zukunft bringt. Deshalb, so Kleber, habe man für "Bewerber der Extra-Klasse" ein Auswahlinstrument erfunden: Die "Schnupper-Moderation". Schmidt, kurzzeitig groß im Bild, kommt aber vorerst nicht noch einmal zu Wort. Erst ist die eigentliche Heldin des heute-journals an der Reihe: Gundula Gause.
Dann war es soweit und obwohl nur knapp anderthalb Minuten lang, war es durchaus typisch Schmidt: Ihm kam die Ehre zu, einen Kinotipp anzumoderieren. Dabei sprach er allerdings sehr weltbewegend auch über Demut und Ehrlichkeit, ging es doch um einen Film über vier Hochstapler und Betrüger. Mit kräftigen Betonungen und für das "heute-journal" fast lebhafter Gestik moderierte er den letzten Beitrag der Sendung an. Gerade das Anheben der Hände erinnert sehr an Steffen Seiberts erste Tage bei den "heute"-Nachrichten: Da wurde dies kritisiert, weil zu unruhig und unschön. Nun, wenn die Macher das sagen.
Schmidt durfte alles bei seiner "Schnupper-Moderation" und lieferte mit der Anmoderation des Beitrags auch gleich so etwas wie eine Satire eben dieser. Es begann mit etwas flapsigen Formulierungen und scherzen wie "Statt der versprochenen Waschmaschine haben wir plötzlich einen neuen Lebenspartner" oder "Für einen derartigen Beschiss fehlt uns das Talent", endet dann aber mit köstlichen Momenten wie dem verschmitzten Anheben der Augenbrauen oder der Überbetonung bei "Sabine Schulz über den Dokumentarfilm 'Die Hochstapler'". Nach dem Beitrag dann noch Schmidts Abmoderation: "Und das war's für heute hier bei uns in ihrem ZDF im heute-journal."
Lässig gleichgültig kündigte er die nachfolgende Talkshow von Maybrit Illner an und ohne auf den Text vom Teleprompter zu achten improvisierte er wohl eher unfreiwillig beim Thema der Sendung: Es gehe laut Schmidt, der während der Aussage kurz ins Schlingern kam, bei Illner um das Thema "Kassen voll, Jobs leer - im weitesten Sinne". Mit den Worten "Vielen Dank und einen schönen Abend" sowie dem Lachen seiner beiden kurzfristigen Kollegen endete das "heute-journal". "Das war ein hartes Stück Arbeit", sagte Schmidt nach der Sendung.
Er hat das Nachrichtengeschäft nicht revolutioniert, war aber routiniert. In jedem Fall ein Ausflug zur Konkurrenz mit der Schmidt mehr Schlagzeilen macht als zuletzt mit seiner eigenen Sendung. An der sollte Schmidt viel dringender arbeiten. Geht es um seinen Auftritt beim "heute-journal", so fragt sich, liest man an diesem Freitagmorgen andere Kritiken zu Schmidts Auftritt, was Kollegen von diesem kurzen Auftritt erwartet hatten. Dass er kurz ausfällt, war vorher klar. Man muss ihn ja aber auch nicht gleich kürzer machen als er ist, wie eine Kollegin von Welt.de. Länger aber auch nicht - die Netzeitung.de schreibt von acht Minuten. Hat man die Sendung tatsächlich selbst gesehen?
Und was wurde überhaupt erwartet? Schenkelklopfer und Brüllergags im Nachrichtenmagazin? Dann muss man sich zunächst fragen, ob dies den sonst überhaupt Schmidts Terrain ist. Überhaupt ist es interessant zu sehen, wie TV-Kritiken geschrieben werden. Offenbar nach grober Erinnerung aus dem Ärmel geschüttelt: So wird bei RP-Online.de die Autorin des von Schmidt angesagten Beitrags von Sabine Schulz in Sabine Schmitt umgetauft.
Mag mancher Kritiker an dem sicher sonst längst nicht mehr so unantastbaren Schmidt ein geeignetes Opfer gefunden haben: Man muss bei einer TV-Besprechung zwischen Lob und vernichtender Kritik auch die Zwischentöne treffen dürfen. Der beste Gag allerdings, das ist wahr, lief nicht im Fernsehen. Bei seinem Besuch in Mainz sprach Schmidt vor der Sendung über seine "erkaltete Liebe" mit der ARD und schob im Tonfall und Dialekt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Oettinger gleich "Von meinen eigenen Worten distanziere ich mich aber gleich wieder" hinterher.