Logo: PhoenixAn diesem Samstag feiert Phoenix seinen zehnten Geburtstag. Seit zehn Jahren widersetzt er sich den normalen Regeln des Fernsehgeschäfts. Wo andere aufbereitete Info-Häppchen anbieten, zeigt Phoenix stundenlange Live-Übertragungen von Bundestagssitzungen, Pressekonferenzen, Parteitagen und vielen anderen Ereignissen. Ein Blick zurück auf die Geschichte des Senders.

Der Startschuss fiel eigentlich bereits am 4. Februar 1997, als die ARD-Intendanten - typisch öffentlich-rechtlich - die Verwaltungsvereinbarung über den gemeinsamen Betrieb eines Ereignis- und Dokumentationskanals zusammen mit dem ZDF unterzeichneten, der das ZDF wenig später auch zustimmte. Damit wurde für Phoenix endgültig grünes Licht gegeben, sodass der Sender am 7. April 1997 seinen Sendebetrieb aufnehmen konnte.

Das Konzept war schon 1997 das gleich wie heute: Ausführlichste Live-Berichterstattung bieten. Der ebenfalls bis heute gebliebene passende Claim dazu: "Machen Sie sich das ganze Bild". Schon im ersten Jahr begannen somit bereits viele Sendungen, die den Sender bis heute prägen. Von Anfang an fand Phoenix etwa - anders als viele Dritte - einen Zusatznutzen bei der Ausstrahlung von "Tagesschau" und "heute-journal" und bot sie mit Gebärdendolmetscher an.


Am 1. Juli 1997 stand mit der offiziellen Übergabe von Hongkong an China die erste Übertragung eines Groß-Ereignisses an, am 15. Oktober machte der Sender mit der ersten Live-Übertragung eines Bundesparteitags - damals dem der CDU - diese Veranstaltungen erstmals einem Publikum jenseits der Delegierten zugänglich. Große Anerkennung brachte dem noch jungen und kleinen Sender dann die fast vollständige Live-Übertragung der Haushaltsdebatte im Bundestag vom 26. bis 29. November - also vier Tage lang. 1998 begann zudem in der Gerichtsberichterstattung eine neue Ära: Erstmals wurde die Urteilsverkündung des Bundesverfassungsgerichts live im Fernsehen übertragen.

Den eigentlichen großen Durchbruch hat Phoenix aber schwarzen Koffern zu verdanken: Die CDU-Spendenaffäre war Anfang 2000 das Thema schlechthin. Immer neue Entwicklungen, immer neue Pressekonferenzen - und Phoenix war immer live dabei. Für darüber berichtende Journalisten wurde der Sender in diesen Tagen nahezu unverzichtbar. Für besonderes Aufsehen sorgte dann die am 6. April ausgestrahlte eigenproduzierte Dokumentation "Schäubles Fall - Innenansichten einer Affäre". Sie bringt die erste zusammenhängende Chronologie der Krise in der CDU und enthält brisante Aussagen Schäubles über den Spendenskandal. Mit dem Film erhält Phoenix sogar eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis.

Die tragischen Ereignisse des 11. September 2001 brachten Phoenix erneut große Aufmerksamkeit. Die Sonderberichterstattung über die Anschläge auf das World Trade Center beginnt am 11. September um 15.00 Uhr direkt nach demBekanntwerden der Anschläge. Tagsdrauf, am Mittwoch, widmet Phoenix dem Ereignis 23 Stunden. Am 12. September sahen insgesamt zehn Millionen Zuschauer Phoenix.

2005 bescherte Phoenix abermals neue Zuschauerrekorde - und einen Coup. Im Frühjahr begleitete Phoenix mit umfassender Berichterstattung zunächst die letzten Tage und den Tod von Papst Johannes Paul II. und später auch die Wahl des neuen Papstes. Während alle Welt noch darüber rätselte, wer künftig die Katholiken in aller Welt führen werde, wussten Phoenix-Zuschauer bereits bescheid: Phoenix-Reporter Stephan Kulle verriet den Phoenix-Zuschauern bereits vier Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe und vor allen Nachrichtenagenturen, dass Joseph Ratzinger zum Papst gewählt worden war.

Absolutes Highlight war für Phoenix aber ein anderes Thema: Die Visa-Affäre. Phoenix überträgt erstmals vollständig die Anhörungen aus einem Bundestags-Untersuchungsausschuss live, darunter die Aussagen von Otto Schily und Joschka Fischer. Besonders Fischers Aussage entpuppte sich als Quotenhighlight: Die rund 14-stündige Live-Übertragung wurde im Schnitt von 400.000 Zuschauern verfolgt, der durchschnittliche Marktanteil lag bei grandiosen 4,0 Prozent. Insgesamt schalteten an diesem Tag mehr als sechs Millionen Zuschauer ins Programm von Phoenix.

Doch damit war die positive Entwicklung des Senders, der einst 1998 mit nur 0,2 Prozent Marktanteil anfing, aus Quotensicht noch nicht abgeschlossen. Während der WM 2006 erzielte die Sendung "WM-Fieber" bereits erfreulich gute Werte, im August wurde mit 1,0 Prozent Monatsmarktanteil dann ein neuer Rekord aufgestellt, der im Dezember 2006 erneut erreicht wurde. Auch übers Jahr gesehen war Phoenix 2006 mit 0,7 Prozent Marktanteil so erfolgreich wie noch nie.

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Heute, nach zehn Jahren, hat sich Phoenix längst etabliert. Natürlich in einer Nische, dort aber mit immer weiter steigendem Erfolg. 90 Mitarbeiter kümmern sich in Bonn um das Programm des Senders, der streng paritätisch mit ARD- und ZDF-Leuten besetzt ist. Das aus Gebührengeldern finanzierte Budget liegt bei 35 Millionen Euro jährlich. Jeder Haushalt bezahlt für Phoenix somit gerade mal 8 Cent pro Monat. Nicht viel für einen Sender, der aus der Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken ist.