Wenn RTL am Donnerstagabend eine recht kurzfristig ins Programm genommene Ausgabe seines Casting-Hits "Das Supertalent" gegen den "The Voice of Germany" - und damit gegen den großen Show-Hoffnungsträger von ProSieben und Sat.1 - ins Rennen schickt, kann man gut und gerne von einer Kampfprogrammierung sprechen. Eine derartige Attacke hat das deutsche Fernsehen jedenfalls schon länger nicht gesehen. Dabei war genau das früher ein gern genutztes Mittel, um die Konkurrenz zu ärgern.

Auch in den vergangenen zehn Jahren hat es einige Fälle von Kampfprogrammierung gegeben. In Erinnerung ist dabei nicht zuletzt ein Ende 2003 zwischen RTL und Sat.1 ausgetragener Kleinkrieg geblieben. Es ging dabei um die ein halbes Jahr zuvor erfolgreich bei RTL gestartete "Ultimative Chart Show", der Sat.1 mit Hilfe von Hugo Egon Balder Paroli bieten wollte - der Streit geriet dabei zu einem kleinen Theaterstück in drei Akten. Am 17. Oktober 2003 kündigte Sat.1 für den 20. November mit den "Hit-Giganten" ein Format an, das dem der "Chart Show" ziemlich ähnlich sah.

Nur wenige Tage später kündigte RTL schließlich eine dritte Ausgabe seiner Sendung mit Oliver Geissen an - die natürlich einige Tage vor Balders Show auf Sendung gehen sollte, nämlich schon am 17. November. Anfang November legte Sat.1 nach: Um Konkurrent RTL zuvorzukommen, sollten die "Hit Giganten" bereits eine Woche eher gezeigt werden als ursprünglich geplant. Und tatsächlich: Am 13. November feierte Hugo Egon Balder mit seiner Sat.1-Show Premiere. Kurioserweise reichte das aber dann doch nicht, um vor RTL am Start zu sein. Die "Chart Show" der Kölner flimmerte bereits zwei Tage früher über die Bildschirme.

Den neuen Sendetermin hatte RTL übrigens nur wenige Tage zuvor kommuniziert - via TV-Spots während "Deutschland sucht den Superstar". Mit mehr als vier Millionen Zuschauern und stolzen 22,8 Prozent Marktanteil schlug sich Sat.1 mit seinen "Hit-Giganten" übrigens sehr ordentlich - im Fern-Duell mit RTL war man allerdings klar unterlegen. Geissens "Chart Show" hatten zwei Tage zuvor nämlich noch fast sechs Millionen Fernsehzuschauer gesehen. Bereits zwei Jahre zuvor bekriegten sich RTL und Sat.1 mit der Adaption der US-Show "Who Wants To Marry A Multi-Millionaire?". Eigentlich wollte Sat.1 bereits im September 2001 mit seiner Sendung an den Start, doch es fand sich schlicht kein Millionär, der bereit war, noch während der Sendung eine von 50 ihm fremden Damen zu heiraten.