Glückwunsch an den Gewinner des „Klügsten Deutschen 2011“. Ich fand das Spielprinzip der Sendung hervorragend. Denn nicht der, der die meisten Fragen richtig beantworten kann, gewinnt, sondern derjenige, den die Zuschauer am sympathischsten finden. Ich bin sehr froh, dass ich nie zum Voting stehe, außer natürlich bei „Den nervigsten Deutschen 2011“. Schade, dass nicht im Anschluss „Dinner for One“ und die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten gesendet wurde, dann hätte man das auch schon mal hinter sich gebracht für dieses Jahr.

Aber zurück zur kleinen, vermeintlichen „Votingpanne“ der ARD. Es wurde halt griechisch entschieden. Sich erst über das beschlossene Sparpaket freuen, dann aber noch mal kurz in der Bevölkerung fragen, ob das so in Ordnung wäre. Das Prinzip kann man auch beliebig erweitern, wie zum Beispiel im Fußball. Bayern München gewinnt gegen den SSC Neapel nach 90 Minuten mit 3:2, aber danach im Zuschauervoting wird entschieden, wer die 3 Punkte in der Champions-League bekommt. So machen Votings erst richtig Spaß und bekommen eine Relevanz.

Dann der nächste Schock: Eine große deutsche Boulevardzeitung, für die viele Kollegen Werbung machen, weil sie denken, so bessere Presse zu bekommen, deckt auf, dass es bei „Bauer sucht Frau“ Knebelverträge mit den Kandidaten gibt, welche sie zum Scheunenfest und zum Leben mit den Bauern zwingen würde. Lächerlich - das würde implizieren, dass die Kandidaten lesen und schreiben könnten. Nur so kann ich mir das vorschnelle Aus der Ehe von Barbara Becker erklären, welches mich zusätzlich zu Beginn der Woche erschütterte.

Am Mittwoch endlich mal wieder gute Meldungen aus der ProSiebenSat1 GermanFreeTV EuropeanandScandinavien BroadcastStockingsEntertainmentGroup: Wofür sich Monatsmarktanteile sichern, wenn man Rekordumsätze einfährt ohne überflüssiges Geld für das Programm auszugeben. So etwas bleibt natürlich vom Marktführer nicht ungestraft und schon zerschießt RTL mit einem kleinen „Supertalent-Special“ „The Voice of Germany“ zum Staffelauftakt in drei Wochen.

Wir Deutschen sind eh schon castingmäßig derart versaut, wir wollen keine Leute, die singen können, wenn es nicht auch noch eine kleine, nette Lebensgeschichte (Emotional Storytelling) am Rande gibt. Ich möchte Leute sehen, die den Anspruch von Lady Gaga haben, aber sich dann eher an Manni Ludolf orientieren müssen.

So genug für diese Woche. Damit schließt sich die Akte 2011. Diese Kolumne war ja nur als eine kleine zehnteilige Geschichte zum 10-Jährigen der Kollegen von DWDL gedacht und ist dann doch zu einem kleinen Hallo geworden. Am Ende ist es nur Fernsehen, welches immer wieder für Gesprächsstoff gut ist und unser aller Lebensunterhalt bestreitet. Gerade deswegen würde ich mich über mehr Mut und etwas mehr Investition in der Branche freuen. Natürlich geht alles noch mit ein bisschen weniger Licht, Autoren, Redakteuren, Maskenbildnern, mehr eingekauften Formaten und ohne Piloten, aber besser wird es dadurch oft nicht.

Die Gage für die Kolumne in Höhe von 10 Bluebox-Kommentierungen für diverse Formate (oder wahlweise auch 10 Teilnahmen an TV total-Events) geht übrigens an die „Sophie Scholl Schule Wetterau“ (www.sophie-scholl-schule-wetterau.de), damit die Kinder mal später für die Verträge von „Bauer sucht Frau“ vorbereitet sind und nicht fürs Fernsehen arbeiten müssen und etwas Anständiges lernen.