Spätestens seit dem letzten Einbruch des Werbemarktes lässt die Innovations-Kraft deutscher Verlage so manches zu wünschen übrig. Sucht man nach Neuerscheinungen der letzten Jahren, so findet man gerade bei den Großen der Branche vor allem Ableger längst etablierter Zeitschriften-Marken, die berühmten Line-Extensions. Um so erstaunlicher ist die Entwicklung, die die mittelständische Mediengruppe Klambt mit Verleger Lars Rose an der Spitze in den letzten Jahren genommen hat.
Klambt zeichnet nämlich für gleich zwei der größten Zeitschriften-Neustarts der vergangenen Jahr verantwortlich. So wagte man sich Anfang 2008 daran, gemeinsam mit dem englischen Verlagshaus Northern & Shell eine deutsche Version der "OK!" auf den Markt zu bringen, des größten Celebrity-Magazins der Welt. Auch wenn der Titel immer noch auf der Suche nach sich selbst und der richtigen Positionierung zu sein scheint - vom "Exklusiv-Magazin der Stars" hat man sich inzwischen zum "Lifestyle-Magazin der Stars" ausgerufen - und die Auflage zuletzt deutlich rückläufig war: Gebremst haben die eher gemischten Erfahrungen mit "OK!" die Risikobereitschaft offenbar kaum.
Denn nur zwei Jahre später wagte sich Klambt ins Hochglanz-Segment vor. Einen zweistelligen Millionenbetrag investierte die Verlagsgruppe in die deutsche Ausgabe des italienischen Titels "Grazia", die zuvor unter dem Arbeitstitel "Look" entwickelt worden war. Allein die Werbekampagne hatte einen Mediawert von fünf Millionen Euro.
Die auflagenstärksten Klambt-Zeitschriften
Verkaufte Auflage 3/2011 |
|
Freizeitwoche (mit Bauer) |
532.917 |
in - das Star & Style Magazin (mit G+J) |
244.823 |
Grazia (mit G+J) |
184.408 |
OK! (mit Northern & Shell) |
162.094 |
Lea | 159.273 |
Von dieser Investitionsfreude und Risikobereitschaft profitierte wenig später Gruner + Jahr. Mitte des Jahres brachte Klambt die Grazia in ein Joint Venture mit dem Großverlag ein, weil man sich daraus bessere Vermarktungs-Chancen und Synergien erhoffte. Damit wiederholte sich die Geschichte: 2005 brachte Klambt "in - das Star & Style-Magazin" auf den Markt - und als sich der Titel am Markt etabliert hatte, ging Klambt ein Joint Venture mit G+J ein.
Und auch in der Zukunft bleibt man bei Klambt offenbar angriffslustig. In einem Interview mit "Horizont" präsentierte sich Verleger Lars Rose jedenfalls jüngst weiter umtriebig. So denke man derzeit über eine Lizenz-Ausgabe des italienischen Titels "Flair" nach. Schon für dieses Jahr war eigentlich eine deutsche Version des US-Premiumtitels "Martha Stewart Living" angekündigt - die nun allerdings verschoben wurde. Angesichts der späten Ankündigung waren für die bereits weitgehend fertig produzierte Weihnachtsausgabe offenbar die Werbe-Buchungen ausgeblieben.
Doch auch so hat Klambt sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe im Bereich der Boulevard- und Yellow-Titel, zunehmend auch im Hochglanz-Bereich, gemausert. Der Aufstieg lässt sich auch schön an der Liste der meistverkauften Titel ablesen: Die vier auflagenstärksten Titel starteten allesamt 2004 oder später.