Köln sieht sich gern als Medienstadt und im Fernseh-Bereich hat man damit auch sicherlich recht. Die größte ARD-Anstalt WDR hat hier ebenso ihren Sitz wie mit der Mediengruppe RTL Deutschland eine der beiden großen privaten Sendergruppen, dazu kommen die gewaltigen Studio- und Produktionskapazitäten von MMC und Nobeo und etliche Produktionsfirmen. Doch die Zeitungslandschaft könnte kaum einfältiger sein. Auf den Punkt brachte es ausgerechnet Konstantin Neven DuMont, der im Zuge seiner öffentlich ausgetragenen Fehde mit seinem Vater Interviews mehrfach der Kölner Ausgabe der "Bild"-Zeitung gab und das so erklärte: "In Köln gibt es vier Tageszeitungen, drei davon gehören meinem Vater. Da blieb nur noch die 'Bild' übrig, mit denen ich dann über diesen Fall reden konnte."

Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg beherrscht die Kölner Zeitungslandschaft fast nach Belieben. Im Boulevard-Bereich ist es der "Express", der der sonst dominierenden "Bild" den Rang abgelaufen hat, im Bereich der Abo-Zeitungen gehört DuMont nicht nur der "Kölner Stadt-Anzeiger", auch der Konkurrenz-Titel "Kölnische Rundschau" ist seit 1999 in DuMont-Hand, auch wenn die Redaktionen unabhängig voneinander arbeiten. Versucht ein Wettbewerber in diesen Markt einzutreten, bekommt er die Marktmacht DuMonts zu spüren. Zu beobachten war das etwa beim "Kölner Zeitungskrieg". 1999 versuchte der norwegische Schibsted-Verlag mit "20 Minuten Köln" ausgerechnet in der Domstadt eine Gratiszeitung zu etablieren. DuMont holte - ebenso wie Springer - zum Gegenschlag aus. Während Springer fix die eigene Gratiszeitung "Köln Extra" auf den Markt warf, brachte DuMont kurzerhand den "Express" als "Leseprobe" kostenlos unters Volk, ehe man mit dem "Kölner Morgen" ebenfalls eine Gratiszeitung entwickelt hatte. 2001 gab Schibsted schließlich auf - und innerhalb von zwei Tagen waren auch die Konkurrenten wieder verschwunden.

Köln ist also die uneinnehmbar scheinende Festung des Verlags M. DuMont Schauberg, auf die man sich lange Zeit auch weitgehend beschränkte. Nach der deutschen Wiedervereinigung wagte der Verlag einen ersten zaghaften Schritt aus seinem angestammten Gebiet und übernahm die "Mitteldeutsche Zeitung" in Halle. Doch erst innerhalb des letzten Jahrzehnts legte die Kölner Verlagsgruppe einen ungeahnten Expansionsdrang an den Tag - der dem Verlag nun aber auch einige Probleme bereitet.

2006 übernahm DuMont 50 Prozent und eine Stimme an der "Frankfurter Rundschau". Doch das Blatt war schon damals hochdefizitär - und ändern konnte auch der neue Eigner daran bislang nichts. Auch ein mutiger Wechsel auf das handlichere Tabloid-Format konnte den Auflagenrückgang nicht stoppen.Trotzdem kaufte man weiter zu: 2009 übernahm DuMont die Deutschland-Aktivitäten von David Montgomerys Mecom Group, also unter anderem die "Berliner Zeitung" und die "Hamburger Morgenpost". Dort war für kurze Zeit die Freude groß: Montgomery galt als rein auf finanzielle Aspekte bedachte Heuschrecke, gegen dessen Deutschland-Statthalter Josef Depenbrock, den Montgomery gegen den Willen der Mitarbeiter nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Chefredakteur der "Berliner Zeitung" eingesetzt hatte, klagte die eigene Redaktion sogar.

Doch als sich die erste Freude über den Abschied von Montgomery und Depenbrock gelegt hatte, trat Ernüchterung ein. Der DuMont-Verlag verordnete eine tiefe Zusammenarbeit zwischen "Frankfurter Rundschau" und "Berliner Zeitung", ganze Ressorts werden nun gemeinsam produziert und haben somit identische Inhalte. Damit einher geht ein deutlicher Stellenabbau, der vor allem auch von Verleger-Sohn Konstantin Neven DuMont gefordert worden war, der auch als Herausgeber des Blattes fungierte. Im Zuge der Auseinandersetzung mit seinem Vater hatte Konstantin öffentlich kritisiert, das Blatt stehe "tief in den roten Zahlen". Man habe bei der Tageszeitung "alles schon viel zu lange laufen lassen" und man könne sich darauf einstellen, dass "noch einiges passieren" werde. Passiert ist dann erst einmal, dass der Verlag - womöglich als Trotzreaktion - die Stellenstreichungen aufschob. Mitte dieses Jahres war es dann doch soweit - und der Stellenabbau fiel mit 58 Stellen sogar deutlicher stärker aus als zunächst vermutet. Angesichts eines Verlust von 19 Millionen Euro, den die "FR" allein 2010 eingefahren hat, kann man es dem Verlag aber wohl auch kaum verdenken.

Doch trotz Expansion und umstrittenen Kooperationszwangs zwischen den einzelnen Blättern: Die meisten Schlagzeilen produzierte der Verlag mit einem Stoff, der für eine ganze Soap taugt. (Alle Teile hier nachlesen) Was vor fast genau einem Jahr im Oktober 2010 als kleine Affäre um wirre Kommentare in Stefan Niggemeiers Blog begann, wuchs sich zu einem echten Familiendrama zwischen Konstantin Neven DuMont und seinem Vater Alfred Neven DuMont aus. Konstantin Neven DuMont griff seinen Vater scharf an, warf ihm vor, ihn wie jemand zu behandeln, "der seinen Hund mit einer Wurst am Stock lockt", diesen aber immer in Distanz halte. Konstantin, der seit 15 Jahren als Nachfolger des Alt-Verlegers aufgebaut werden sollte, bemängelte, dass sein Vater hintenrum Entscheidungen, die er getroffen hatte, revidierte und nicht bereit war, Macht abzugeben. Nach einer wochenlangen Schlacht, in der sich Konstantin Neven DuMont immer wieder öffentlich geäußert hatte, während der Verlag lange Zeit eisern schwieg und damit alle Regeln der Krisen-Kommunikation brach, einigte man sich schließlich darauf, dass der ohnehin schon beurlaubte Konstantin Neven DuMont aus dem Vorstand ausscheidet. Stattdessen trat die vorher in Verlagsdingen gar nicht in Erscheinung getretene Isabella Neven DuMont seine Nachfolge an. Damit ist zumindest diese Baustelle erst einmal erledigt - und man kann sich wieder den eigentlichen Problemen widmen, von denen es ja wie oben erwähnt so manche gibt.