Nicht wenige der im Saal anwesenden trauten ihren Ohren nicht - der Skandal war jedenfalls da. Und es kam sogar noch dicker: In einem Beitrag für die "FAZ" stellte sich Heidenreich auf Reich-Ranickis Seite. "Ich dachte, was für eine Zumutung diese armselige, grottendumme Veranstaltung für ihn sein müsse." In ihrer vernichtenden Kritik sparte Heidenreich zudem nicht an Derbheit. Als "grenzenlose Flachheit" bezeichnete sie den Deutschen Fernsehpreis und als "hirnlose Scheiße".
Auch am ZDF ließ sie sie kein gutes Haar. "Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus, schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde. Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen, und derer sind auch in diesem verlotterten Sender noch viele, bei Marcel Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend." Mit den Sendern zu reden, bringe laut Heidenreich nichts. "Sie werden es nicht begreifen." Eines hat man beim ZDF aber sehr wohl begriffen: Dass Heidenreich unzufrieden ist.
Die Folge: Das ZDF warf ihre Sendung aus dem Programm und Heidenreich versuchte sich in Folge dessen erfolglos an einer Sendung im Internet. Thomas Gottschalk, der zuvor als Moderator des Fernsehpreises die Laudatio gehalten hatte, sagte zudem seine Teilnahme an der ursprünglich geplanten nächsten Ausgabe von "Lesen!" ab, nachdem Heidenreich auch gegen ihn gewettert hatte. Zwar werde er vom ZDF dafür bezahlt, sich einen Idioten nennen zu lassen, so Gottschalk, "aber einen Menschen, den man für dumm hält, in die eigene Literatursendung einzuladen, ist auch nicht gerade ein Zeichen großer Weisheit. Und da ich helfe, wo ich kann, bleibe ich halt zu Hause".
Stattdessen war er nur wenige Tage später um Schadensbegrenzung bemüht. Er löste im ZDF das Versprechen ein, mit Reich-Ranicki über das deutsche Fernsehen zu reden - "Aus gegebenem Anlass", so der Titel der halbstündigen Sendung, die Gottschalk dem Kritiker nach seiner Pauschal-Kritik am Fernsehen noch während der Verleihung auf der Bühne offeriert hatte. Und das Interesse an dem, was Reich-Ranicki zu kritisieren hatte, war durchaus beachtlich. 3,51 Millionen Zuschauer sahen damals am späten Freitagabend zu, selbst bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil bei sehr guten 9,9 Prozent. Das Thema, das die Medienbranche eine ganze Woche lang in Aufruhr versetzte, war damit vom Tisch. Elke Heidenreich aber dürfte sich noch heute bisweilen ärgern.