Die einzige Ausnahme bildete wohl die erste Staffel von "Star Search", die Sat.1 im Sommer 2003 ausstrahlte - und die den bis heute erfolgreichen Comedian Ingo Oschmann hervorbrachte. Kandidat Michael Wurst, der in der Kategorie "Gesang" auftrat, brachte es später sogar zu der zurecht heute vergessenen Dokusoap "Familie Wurst". Nur einer von vielen mitunter kuriosen Auswüchsen der Castingshow-Geschichte. Mit weiteren Casting-Erfolgen blieb Sat.1 indes erfolglos: Sei es mit "Deutschlands Meisterkoch", der Tanzshow "You Can Dance", für die der damalige Chef Roger Schawinski die Schweizer Moderatorin Anna Maier engagierte, oder auch mit dem Musical-Casting "Ich Tarzan, Du Jane".

Zwischenzeitlich liefen sogar gleich zwei Musical-Castings zur selben Zeit im deutschen Fernsehen: 2008 versuchte sich nämlich nicht nur Sat.1 daran, sondern auch das ZDF - mit prominenter Unterstützung durch Thomas Gottschalk. Doch auch Gottschalk musste feststellen, dass die ehrenvolle Absicht, nur lieb und nett zu sein, nicht reichte, um viele Zuschauer zu gewinnen. Letztlich blieb es bei nur einer Staffel von "Musical Showstar". Und doch war es für das ZDF längst nicht der einzige Ausflug in die Casting-Welt: 2009 riefen die Mainzer zu "Ich kann Kanzler!" auf und schon 2003 scheiterten Andrea Kiewel und Kai Böcking mit der Suche nach der "Deutschen Stimme".

Die Show fand damals nach der Hochphase von "Deutschland sucht den Superstar" statt - und selbst die ARD kam nicht daran vorbei, ließ Eva Herman im Auftrag der ARD-Fernsehlotterie "Deutschlands Talente" suchen. Ohne Erfolg. Die Sendung erreichte so wenige Zuschauer, dass sie nachmittags zu Ende ging und bis heute glücklicherweise weitgehend vergessen ist. Und auch sonst überwiegen die Flops: RTL II scheiterte 2003 kläglich mit seiner von Nova Meierhenrich moderierten "Fame Academy", einer Mischung aus "Big Brother" und Castingshow. Selbst kabel eins hatte zwischenzeitlich eine Castingshow im Programm, erreichte mit "Deutschlands beste Partyband" aber so wenige Zuschauer, dass kurz nach dem Start schon wieder Schluss war.

Doch auch Marktführer RTL beweist mit Castings nicht immer nur ein glückliches Händchen: Til Schweigers Hollywood-Casting geriet vor zwei Jahren im Sommerprogramm gehörig unter die Räder und wurde schließlich sogar aus der Primetime verbannt. Wenig glücklich war zudem der Versuch von ProSieben, mit "Germany's next Showstars" ein Casting für DJ Bobo zu veranstalten - die Sendung floppte ebenso wie das Designer-Casting "Fashion & Fame". Von guten Quoten, wie sie Heidi Klum mit "Germany's next Topmodel" erreicht, blieb der Sender weit entfernt. Letztlich sind es also vor allem die starken Marken, die überlebt haben.

Neue Formate haben allerdings immer wieder eine Chance: Das bewies zuletzt "X Factor" bei VOX, aber auch Stefan Raab, dem mit "Unser Star für Oslo" der wohl größte Coup gelang. Mit Lenas Sieg beim Eurovision Song Contest siegte Raab zumindest in puncto Ansehen über Dieter Bohlen. Der feiert wiederum nach wie vor die größten Quoten-Erfolge - und daran wird sich wohl auch bei der nun beginnenden neuen Staffel von "Das Supertalent", einer Adaption der britischen Show "Britain's Got Talent", nicht viel ändern. Nach zögerlichem Auftakt mit nur drei Ausgaben im Jahr 2007, entwickelte sich die RTL-Sendung in den vergangenen Jahren zum größten Hit des Genres. Reichweiten von mehr als acht Millionen Zuschauern waren im vergangenen Jahr keine Seltenheit. Somit gilt auch elf Jahre nach dem Start von "Popstars" in Deutschland: Es lebe das Casting.