Man mag es kaum glauben, aber die inzwischen fast schon legendäre Ankündigung seiner "kreativen Pause" fast acht Jahre zurück: Seither hat Harald Schmidt für unzählige Schlagzeilen gesorgt - mal wegen seiner Sendung im Ersten, oft aber auch nur wegen einer seiner Aussagen in zahlreichen Interviews. Eines, und das lässt sich in der Rückschau definitiv behaupten, wurde es mit Schmidt nie: Langweilig. Als Schmidt im Dezember 2003 seinen Abschied von Sat.1 bekanntgab, hätte die Bestürzung jedenfalls kaum größer sein können.
"Nachrufe, als wenn er tot wäre" schrieb DWDL.de damals hinsichtlich der unzähligen Artikel, die Schmidt zwischenzeitlich sogar mit Göttlichkeit in Verbindung brachte. Da wirkte es beinahe befreiend, als der damalige Sat.1-Chef Roger Schawinski wenig später zu Protokoll gab: "Harald Schmidt ist nicht Gott." Dass Schmidt damals so plötzlich genug hatte vom Late-Night-Geschäft war aber in jedem Fall überraschend, zumal erst wenige Monate zuvor die Schlagzahl der Shows durch eine zusätzliche Ausgabe am Montagabend auf fünf Sendungen pro Woche erhöht wurde.
"Aus Liebe zu Deutschland" mache er das, bewarb Sat.1 nur ein halbes Jahr vor Schmidts Abschiedsankünidigung die Zusatzschicht. Exakt ein Jahr sollte Schmidt von der Bildfläche verschwinden, ehe er am 23. Dezember 2004 im Ersten zum Dienst antrat - angesichts des anstehenden Weihnachtsfests standesgemäß mit langem weißem Bart. Mehr als fünf Millionen Zuschauer schalteten damals ein und bescherten Schmidt so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor und nie danach. Die Begeisterung des Publikums bröckelte schließlich rasch. Wohl auch, weil die Sendezeiten im Ersten bis zuletzt äußerst unregelmäßig ausfielen und selbst wahre Schmidt-Fans Probleme hatten, die richtige Sendezeit am richtigen Tag zu treffen.
Zu alter Stärke hatte Schmidt, so der allgemeine Tenor, während seiner ARD-Zeit nie gefunden. Dessen Aufmerksamkeit richtete sich stattdessen viel mehr aufs Theaterspielen. "Es ist toll. Es bedeutet, mit Leuten zu arbeiten, die ihren Job können", sagte Schmidt im Jahr 2007 in einem "Zeit"-Interview über seine Tätigkeit am Staatstheater Stuttgart. "Im Fernsehen gilt ja doch eher: Er kann nichts, könnte aber Kult werden." Sein zwischenzeitlicher Kompagnon Oliver Pocher kam da gerade recht: Mit nur noch etwas mehr als 22 Sendungen pro Jahr machte sich Schmidt seither ziemlich rar im Fernsehen. Die eingeplanten langen Pausen brauche er, "um vom Fernsehen zu entgiften. Es ist quälend", so Schmidts Urteil.
Dabei hatte Schmidt zuvor noch in seiner Sendung getönt: "Ich habe viel Zeit, ich bin nicht ausgelastet mit dieser kleinen Sendung hier: ZDF, hier ist meine Bewerbung!" Die Folge: Obwohl inzwischen feststand, dass Steffen Seibert den zuvor frei gewordenen Platz im "heute-journal" übernehmen würde, durfte Harald Schmidt die Nachrichtensendung moderieren. Oder besser gesagt: Er durfte den letzten Beitrag ansagen. Mediale Aufmerksamkeit war Harald Schmidt auch danach gewiss. So sorgten er und Pocher schon kurz nach dem Start im Herbst 2007 der gemeinsamen Sendungen mit dem bis heute berühmt-berüchtigten "Nazometer" für Aufregung.
Bei dem Gag, der sich auf den Wirbel um Eva Hermans Auftritt in Johannes B. Kerners ZDF-Talkshow bezog, sollte ein Gerät bei der Verwendung eines Begriffs, der durch das dritte Reich vorbelastet ist, warnen - stattdessen hätte es wohl eher eines Gerätes bedurft, das vor kritischen Stimmen aus den Reihen der ARD warnte. Über Wochen hinweg sorgte der Spaß dadurch immer wieder für Schlagzeilen. Folgenlos blieb er aber am Ende trotzdem. Inzwischen gehen Schmidt und Pocher längst wieder getrennte Wege. Während Pocher mit seiner Late-Night in Sat.1 kläglich scheiterte, liegt es nun an Schmidt, den Glanz früherer Tage zurückzubringen. Man kann nur hoffen, dass ihm keine kreative Pause mehr dazwischenkommt.