Ob Heino inzwischen wieder Gebühren zahlt, ist unklar - sicher ist jedoch, dass das ZDF immer wieder Versuche anstellte, um doch noch bei der nachwachsenden Generation Fuß fassen zu können. Bisweilen wirkte das jedoch eher verzweifelt und unausgereift. So wie im Jahr 2003, als sich das ZDF dazu entschloss, das zuvor bei RTL II ausgestrahlte Jugendmagazin "Bravo TV" fortzuführen. Die Idee, Soap-Elemente zu integrieren, ließ die Sendung allerdings eher unfreiwillig komisch erscheinen, sodass die Jugend-Offensive am Samstagnachmittag auch nach einigen Veränderungen schon nach einem Jahr wieder zu den Akten gelegt werden konnte.
Einen großen Erfolg feierte das ZDF hingegen mit der ersten deutschen Telenovela: Nein, "Verliebt in Berlin" war nicht der Vorreiter dieses Genres. Mit "Bianca - Wege zum Glück" fuhr das Zweite ab Herbst 2004 hervorragende Zuschauerzahlen ein - ein Erfolg, der mit unzähligen Fortsetzungen wohl ein wenig auf die Spitze getrieben wurde. Zwischenzeitlich leistete sich das ZDF mit "Tessa" gar keine zweite Telenovela im Nachmittagsprogramm, doch die Idee, die Serie ausgerechnet gegen den ARD-Überflieger "Sturm der Liebe" zu programmieren, wirkte schon von Anfang an äußerst übermütig. Die Folge: "Tessa" wurde zunächst gekürzt und schließlich in der Nacht zu Ende gebracht.
Ein trauriges Schicksal erlitt auch die als Prestigeprojekt gestartete Serie "Kanzleramt", die im Frühjahr 2005 Einblicke in die deutsche Politik werfen wollte. Doch Klaus J. Behrendt war als Bundeskanzler nur zu Beginn gefragt: Von den knapp fünf Millionen Zuschauern, die zunächst einschalteten, blieben am Ende der Legislaturperiode nur noch 1,15 Millionen übrig - wohl gemerkt zur besten Sendezeit. "Es liegt vor allem daran, dass Politik als unterhaltender Stoff den deutschen Zuschauern nur schwer zu vermitteln ist", sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, der bald Schächters Nachfolge antreten wird, damals. "Wir werden aber nicht nachlassen, innovative Programme wie das 'Kanzleramt' auch im Serienbereich weiterhin zu versuchen."
Ganz gewiss war auch die Krimiserie "KDD - Kriminaldauerdienst" innovativ - doch auch hierfür konnte das ZDF zumeist nicht allzu viele Zuschauer gewinnen. Warum man die Serie jedoch kurz vor der letzten Folge der ohnehin finalen Staffel am späten Abend zu Ende gehen ließ, weiß man bis heute wohl nur in Mainz. Stichwort Mainz: Dort hat das ZDF in den vergangenen Jahren sein neues Nachrichtenstudio bauen lassen - für mehr als 30 Millionen Euro ist die sogenannte "grüne Hölle" entstanden. Im Mai 2006 gab die Stadt Mainz grünes Licht für den Bau, der jedoch nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten immer wieder für massive Kritik sorgte. Doch von diesem Tag an dauerte es noch einmal mehr als drei Jahre, bis schließlich die erste "heute"-Sendung aus dem neuen Studio auf Sendung gehen konnte.
Mit den bis dahin zur Verfügung stehenden Studio-Kapazitäten, deren Grundzüge noch aus den siebziger Jahren stammen, stoße das ZDF inzwischen an die Grenzen der Ansprüche, die an die Nachrichten der Zukunft zu stellen seien, verteidigte das ZDF den millionenschweren Bau. Und auch danach waren nicht alle glücklich. Mit dem Erscheinungsbild der Nachrichten sei er "nur eingeschränkt zufrieden", ließ Chefredakteur Peter Frey kurz nach Antritt wissen. Er habe den Eindruck, dass sich die Moderatoren gegen die neue Technik behaupten müssten, dass sie im großen virtuellen Studio teils verloren aussähen. Und doch: Das ZDF hat die fortschreitende Digitalisierung gut gemeistert im vergangenen Jahrzehnt, dem Schächter-Jahrzehnt. Thomas Bellut wird sich ab dem kommenden Jahr daran messen lassen müssen.