Auf welchem Reichweitenniveau wird sich "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" auf Dauer einpendeln? Das ist die Frage, die man sich wohl nicht nur bei RTL derzeit stellt. In der vergangenen Woche haben sie vermutlich auch die alarmistischen Schlagzeilen gelesen, Raab würden die Zuschauer regelrecht davonlaufen. Tatsächlich ging die von der AGF gemessene Nettoreichweite im Vergleich zur Premierenwoche deutlich zurück - angesichts der starken Aufmerksamkeit für Raabs Comeback und dem größtmöglichen Werbeteaser für sein neues Format durch den Boxkampf bei RTL wäre alles andere als eine deutlich rückläufige Reichweite in Woche 2 aber auch einer Sensation gleichgekommen. Nur zur Erinnerung: Als "TV Total" bei ProSieben 2021 zurückkehrte, war die Reichweite in Woche 2 auch schon um ein Drittel gesunken.
So dramatisch wie in einigen Berichten dargestellt ist die Entwicklung also nicht - allerdings zeigt sich auch in Woche 3, für die nun die Zahlen veröffentlicht wurden, eine weiter rückläufige Tendenz. In Woche 1 hatte "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" laut AGF-Messung noch 786.000 Personen in Deutschland erreicht, in der zweiten Woche waren es dann 429.000, für die dritte Woche wurde nun noch eine Nettoreichweite von 350.000 ermittelt. Damit fiel Raab nun auch aus der senderübergreifenden Top 10 heraus.
Entscheidend wird für RTL aber vor allem auch sein, ob es Raab gelingt, eine Zielgruppe dauerhaft zu Abonnentinnen oder Abonnenten von RTL+ zu machen, die bislang dafür kein Geld ausgegeben haben - etwa weil sie durch die dort besonders stark vertretenen Realityformate nicht angesprochen werden. Laut RTL Deutschland-CEO Stephan Schmitter wurde eine sechsstellige Anzahl an Abos wegen Raab abgeschlossen - wobei auch das nur eine Momentaufnahme ist, denn angesichts der monatlichen Kündbarkeit bleibt die Herausforderung, sie dauerhaft und über den Neugiereffekt hinaus bei der Stange zu halten.
Die für RTL+ ansonsten so prägenden Reality-Formate liegen aus Reichweitensicht unterdessen noch eine ganze Ecke vor dem Raab-Format. Vor allem "Das Sommerhaus der Stars" trumpfte mit 952.000 erreichten Personen wieder auf, auch "Are You The One - Realitystars in Love" lag mit einer Nettoreichweite von 516.000 sehr gut im Rennen.
Nettoreichweitenstärkste Programmmarken im Streaming in KW 40 (30.9.-6.10.)
Programmmarke | Anbieter | Nettoreichweite Streaming only |
Tagesschau | ARD-Gruppe | 1,05 Mio. |
Das Sommerhaus der Stars | RTL-Gruppe | 0,95 Mio. |
Tatort | ARD-Gruppe | 0,68 Mio. |
ZDFinfo Doku | ZDF-Gruppe | 0,56 Mio. |
Are You The One - Realitystars in Love | RTL-Gruppe | 0,52 Mio. |
heute-show | ZDF-Gruppe | 0,49 Mio. |
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten | RTL-Gruppe | 0,49 Mio. |
Markus Lanz | ZDF-Gruppe | 0,48 Mio. |
ntv Nachrichten | RTL-Gruppe | 0,42 Mio. |
heute | ZDF-Gruppe | 0,39 Mio. |
Sturm der Liebe | ARD-Gruppe | 0,37 Mio. |
Welt News | Welt-Gruppe | 0,36 Mio. |
Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab | RTL-Gruppe | 0,35 Mio. |
Temptation Island V.I.P. | RTL-Gruppe | 0,33 Mio. |
The Voice of Germany | P7S1-Gruppe | 0,31 Mio. |
Wer stiehlt mir die Show? | P7S1-Gruppe | 0,31 Mio. |
Alles was zählt | RTL-Gruppe | 0,28 Mio. |
Aktenzeichen XY... Ungelöst | ZDF-Gruppe | 0,28 Mio. |
Die Rosenheim-Cops | ZDF-Gruppe | 0,26 Mio. |
In aller Freundschaft | ARD-Gruppe | 0,25 Mio. |
Quelle: AGF Videoforschung; AGF SCOPE 1.8; 30.09.2024-06.10.2024; verschiedene Nutzungsfilter; Marktstandard: Bewegtbild; Auswertungstyp Programmmarke; nutzungsbezogen; Paketnummer: 14347 vom 14.10.2024
Raab erreicht mit seiner allein im kostenpflichtigen Bereich von RTL+ verfügbaren Sendung übrigens trotzdem im Streaming laut AGF-Messung mehr Personen als das stärkste Format von ProSiebenSat.1 beim kostenfreien Joyn. Dort lagen "The Voice of Germany" und "Wer stiehlt mir die Show" fast gleichauf bei einer Nettoreichweite von 0,31 Millionen. Durch die TV-Ausstrahlungen kommen die beiden Formate aber natürlich auf wesentlich höhere crossmediale Netto-Reichweiten (11 Millionen bei "The Voice", 7,75 Millionen bei "WSMDS"). "DSDS" kommt unterdessen auf eine crossmediale Nettoreichweite von 14,08 Millionen Personen, lag allein im Streaming aber mit 0,16 Millionen klar hinter "The Voice".
Für Kalenderwoche 40, die vom 30.9. bis 6.10. dauerte, haben wir hier zudem auch eine Top 10 der höchsten Nettoreichweiten in der jüngeren Altersgruppe 14-49 erstellt. Dort führt dann nicht die "Tagesschau", sondern mit knappem Vorsprung das "Sommerhaus der Stars", das ZDF schafft es mit "ZDFinfo Doku" und der "heute-show" auch zwei Mal unter die Top 5. "Du gewinnst hier nicht die Million" landet im Streaming knapp hinter dem "Tatort" und knapp vor Lanz. "WSMDS" (0,24 Mio.) liegt bei ProSiebenSat.1 in der jüngeren Zielgruppe klar vor "The Voice" (0,18 Mio.)
Nettoreichweitenstärkste Programmmarken im Streaming in KW 40 (30.9.-6.10.) (Zielgruppe 14-49)
Programmmarke | Anbieter | Nettoreichweite 14-49 Streaming only |
Das Sommerhaus der Stars | RTL-Gruppe | 0,62 Mio. |
Tagesschau | ARD-Gruppe | 0,59 Mio. |
Are You The One - Realitystars in Love | RTL-Gruppe | 0,34 Mio. |
ZDFinfo Doku | ZDF-Gruppe | 0,32 Mio. |
heute-show | ZDF-Gruppe | 0,32 Mio. |
Tatort | RTL-Gruppe | 0,29 Mio. |
Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab | RTL-Gruppe | 0,28 Mio. |
Markus Lanz | ZDF-Gruppe | 0,27 Mio. |
Wer stiehlt mir die Show? | P7S1-Gruppe | 0,24 Mio. |
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten | RTL-Gruppe | 0,23 Mio. |
Quelle: AGF Videoforschung; AGF SCOPE 1.8; 30.09.2024-06.10.2024; verschiedene Nutzungsfilter; Marktstandard: Bewegtbild; Auswertungstyp Programmmarke; nutzungsbezogen; Paketnummer: 14347 vom 14.10.2024
Programmmarken? Was ist das?
Die in diesem Jahr neu eingeführte Ausweisung der AGF soll Auskunft darüber geben, wieviele Menschen mit Video-Inhalten einer "Programmmarke" in Kontakt gekommen sind - unabhängig ob im linearen TV, den Mediatheken oder Websites der Sender; unabhängig davon, ob es sich um eine ganze Folge oder einen kurzen Schnipsel handelte; unabhängig davon, wie lang die Nutzung war. Spannend ist insbesondere auch die Auswertung rein auf Streaming-Ebene, weil hier bislang kaum öffentliche Daten vorlagen. Wichtig allerdings: Es geht hier nur um die Reichweite auf eigenen Plattformen, YouTube oder Soziale Netzwerke werden nicht erfasst. Und: Es handelt sich stets um Nettoreichweiten, die nicht vergleichbar sind mit der durchschnittlichen Sehbeteiligung, wie man sie aus der TV-Quoten-Berichterstattung kennt. Details dazu haben wir in einem eigenen Artikel erläutert.