Die AGF legte in dieser Woche ihre Streaming-Hitlisten für den Juli vor - die aber das eigentliche Geschehen in den Mediatheken insbesondere der öffentlich-rechtlichen Sender nur sehr eingeschränkt abbilden. Denn natürlich spülte etwa das umfangreiche Olympia-Angebot viele Leute in die ARD- oder ZDF-Mediathek, auch während der Fußball-EM dürften nicht wenige auf die Livestreams einiger Spiele zurückgegriffen haben. Das schlägt sich in den von der AGF veröffentlichten Top20 aber so nicht nieder, weil hier weder die dauerhaften 24-Stunden-Livestreams der linearen Programme abgebildet werden (diese Nutzung geht inzwischen ja in die endgültig gewichteten Quoten ein), noch Sendungen, die keine 1:1-Entsprechung im linearen Programm haben (was die alternativen Olympia-Streams ausschließt).

Nimmt man diese sportlichen Großereignisse weg, dann ergibt sich das Bild eines insgesamt schwachen Monats in den Mediatheken der Sender, in der keine enzige Sendung mehr als eine halbe Million Menschen erreichte. Die höchste Nettoreichweite entfiel noch auf eine "Tagesschau"-Ausgabe vom 13. Juli. Ansonsten vermochten es ein paar Filme, nennenswert Reichweite durch Mediatheken-Abrufe aufzubauen, etwa aus dem "ARD-Sommerkino". Allen voran war das "Contra" mit Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq. Rund 453.000 Personen schauten zumindest mal in den Film rein - ob sie dauerhaft dran blieben oder nach kurzer Zeit wieder weg waren, geht aus den Nettoreichweiten nicht hervor, daher sind die Zahlen auch nicht mit den üblichen linearen TV-Quoten vergleichbar. Auch "Monsieur Claude und sein großes Fest" und "Everything Everywhere All At Once" schafften es aus dem Sommerkino in die Top 20.

Beim ZDF war es der französische Film "Meine schrecklich verwöhnte Familie", der das senderinterne Ranking mit 335.000 erreichten Personen anführt, bemerkenswert ist auch, dass der linear nur im BR Fernsehen gezeigte Film "Griechenland oder Der laufende Huhn" mit einer Nettoreichweite von knapp einer viertel Million einen Platz unter den Top 10 ergattern konnte.

Mediatheken-Charts Juli 2024 / Gesamtpublikum

  Sender EA im TV Netto-Rw. (ab3)
Online in Mio.
Tagesschau Das Erste 13.07. 0,487
Contra Das Erste 15.07. 0,453
Meine schrecklich verwöhnte Familie ZDF 28.07. 0,335
Tagesschau Das Erste 14.07. 0,312
In aller Freundschaft DasErste 16.07. 0,279
Monsieur Claude und sein großes Fest Das Erste 17.07. 0,277
Markus Lanz ZDF 04.07. 0,256
Griechenland oder Der laufende Huhn BR 13.07. 0,249
Der Tod kommt nach Venedig Das Erste 13.07. 0,231
Aktenzeichen XY... Vermisst ZDF 17.07. 0,229
Everything Everywhere All At Once Das Erste 12.07. 0,225
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 10.07. 0,222
Markus Lanz ZDF 16.07. 0,212
In aller Freundschaft Das Erste 30.07. 0,206
Markus Lanz ZDF 24.07. 0,205
Markus Lanz ZDF 11.07. 0,201
Markus Lanz ZDF 02.07. 0,201
Aktenzeichen XY... Ungelöst ZDF 03.07. 0,200
The True Story of Taylor Swift ZDFinfo 15.07. 0,200
Markus Lanz ZDF 25.07. 0,199

Quelle: AGF Videoforschung AGF SCOPE 1.8 01.07.2024-31.07.2024 verschiedene Nutzungsfilter Marktstandard: Bewegtbild Auswertungstyp TV-Konvergenz produktbezogen Paketnummer: 14038 vom 21.08.2024

Mit "The True Story of Taylor Swift" schaffte es auch eine (zugekaufte) Doku in die Top 20, etwa 200.000 Personen erreichte die Sendung. Dabei wollten sich wohl auch mal viele ältere über das "Phänomen Taylor Swift" informieren - jedenfalls fällt auf, dass der Anteil an älterem Publikum höher ist als etwa bei "Aktenzeichen" oder "Markus Lanz" - im Top 20-Ranking in der Altersgruppe 14-49 taucht die Taylor-Swift-Doku daher auch nicht auf.

Apropos Markus Lanz: Der war eine sichere Bank bei Jung und Alt. Im Top 20 Ranking beim Gesamtpublikum taucht Markus Lanz daher gleich sechs Mal auf. Und schaut man auf die 14- bis 49-Jährigen, dann gehen sogar neun der 20 Plätze an den ZDF-Talk, dessen stärkste Ausgaben sich nur "Contra" und einer "Tagesschau"-Ausgabe geschlagen geben mussten. Die gefragteste Sendung war übrigens bei Jung und Alt die vom 4. Juli, in der Deborah Feldman, Adriana Altaras, Michael Wolffsohn und Michael Fürst zu Gast waren und über das Leben als Jude oder Jüdin in Deutschland sprachen.

Bei den beiden großen Privatsendergruppen werden die kompletten Top 20 jeweils von einem einzigen Format besetzt: Bei der RTL-Gruppe ist es die Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" mit in der Spitze 222.000 Kontakten, bei ProSiebenSat.1 ist es die tägliche Sat.1-Serie "Die Landarztpraxis", bei der es die meistabgerufene Folge auf eine Nettoreichweite von 120.000 Personen brachte.

Mediatheken-Charts Juli 2024 / 14- bis 49-Jährige

  Sender EA im TV Netto-Rw. (14-49)
Online in Mio.
Tagesschau Das Erste 13.07. 0,187
Contra Das Erste 15.07. 0,187
Markus Lanz ZDF 04.07. 0,164
Markus Lanz ZDF 24.07. 0,149
Markus Lanz ZDF 16.07. 0,138
Markus Lanz ZDF 25.07. 0,137
In aller Freundschaft Das Erste 16.07. 0,132
Meine schrecklich verwöhnte Familie ZDF 28.07 0,128
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 10.07. 0,128
Markus Lanz ZDF 11.07. 0,124
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 11.07. 0,123
Markus Lanz ZDF 18.07. 0,121
Markus Lanz ZDF 23.07. 0,119
Aktenzeichen XY... Vermisst ZDF 17.07. 0,118
Markus Lanz ZDF 10.07. 0,118
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 02.07. 0,117
Der Tod kommt nach Venedig Das Erste 13.07. 0,114
Markus Lanz ZDF 02.07. 0,114
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 03.07. 0,113
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten RTL 05.07. 0,113

Quelle: AGF Videoforschung AGF SCOPE 1.8 01.07.2024-31.07.2024 verschiedene Nutzungsfilter Marktstandard: Bewegtbild Auswertungstyp TV-Konvergenz produktbezogen Paketnummer: 14038 vom 21.08.2024

Wichtige Hinweise zu den Daten: Bei den Zahlen handelt es sich um eine Netto-Reichweite, die nicht mit der "durchschnittlichen Sehbeteiligung", die man landläufig als TV-Quote kennt, vergleichbar ist. Kurz gesagt: In den Online-Zahlen wird jeder mitgezählt, der auch nur eine Sekunde lang den Stream laufen ließ, was natürlich deutlich höhere Zahlen ergibt als wenn man die durchschnittliche Reichweite über die gesamte Laufzeit betrachtet. Also nochmal: Die Zahlen sind nicht mit den TV-Quoten, die man aus der sonstigen Berichterstattung kennt, vergleichbar. Berücksichtigt werden im Ranking überdies nur Sendungen, die auch im linearen TV liefen, erfasst wird die Streaming-Nutzung von 14 Tage vor bis 13 Tage nach TV-Ausstrahlung)