Die IVW-Auflage von "Bild" fiel in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 auf 966.578 Exemplare - und damit erstmals in ihrer Geschichte unter die Millionenmarke. Bereits in den vier Quartalen zuvor hatte man sich jeweils nur recht knapp im siebenstelligen Bereich gehalten. Blickt man nur auf die harten Auflagenkategorien Abo und Einzelverkauf, dann wurde die Millionen-Marke ohnehin schon im Jahr 2021 gerissen, hier liegt man inzwischen bei nur noch 760.215 verkauften Exemplaren.

Nun ist das Wort "Print-Auflage" hier nicht ganz richtig, weil in den 966.578 verkauften Exemplaren bereits rund 150.000 E-Paper enthalten sind, trotzdem gilt natürlich, dass in diesen Zahlen nicht abgebildet ist, dass die Zahl der Bild+-Abos gleichzeitig deutlich gestiegen ist - binnen eines Jahres um etwa 74.000 auf zuletzt 724.126 im Dezember 2023. Damit war der Zuwachs an Bild+-Abos im letzten Jahr also ähnlich hoch wie der Verlust an verkaufter Auflage Print/E-Paper. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass diese Abos größtenteils weniger als 2 Euro an Vertriebs-Einnahmen im Monat bringen (bei gleichzeitig natürlich auch ungleich niedrigerer Kosten im Vergleich zu Print).

Das auf den ersten Blick horrend erscheinende Minus bei "Bild am Sonntag" von 34,5 Prozent in den harten Auflagenkategorien ist unterdessen auf die Entscheidung zurückzuführen, den sogenannten "Ambulanten Sonntagshandel", also die Haustürzustellung, Mitte 2023 einzustellen. Dadurch kamen von diesen Käuferinnen und Käufern auf einen Schlag etliche abhanden, immerhin blieb die verkaufte Auflage aber im vierten Quartal in etwa auf dem Niveau aus Q3. Das lag vor allem daran, dass es gelungen ist, mehr Leute zum Kauf von E-Papern zu bewegen. Die E-Paper-Verkäufe lagen nun bei 154.399 - etwa 16.000 mehr als noch im 3. Quartal und rund 30.000 mehr als ein Jahr zuvor.  Weil viele davon aber stark rabattiert sind, sank die harte Auflage stärker.

Und wo wir gerade bei Springer-Zeitungen sind: Bei der "Welt" stieg die harte Auflage gegen den Trend sogar um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, auch wenn die gesamte verkaufte Auflage mit -5,6 Prozent rückläufig war. Auch hier ist es ein E-Paper-Effekt. Deren Zahl stieg alles in allem um etwa 3.400, allerdings werden nun sogar 8.536 statt 1.046 im Vorjahresquartal zur Abo-Auflage gezählt statt zu sonstigen Verkäufen. Hier ist also offenbar die hohe Rabattierung aus der Anfangszeit ausgelaufen. Zur Erinnerung: Als "sonstiger Verkauf" gilt es bei einem Rabatt von mehr als 35 Prozent zum regulären Abopreis.

Bei der "Welt am Sonntag" lag das Minus der harten Auflage mit -16,4 Prozent unterdessen wieder überdurchschnittlich hoch, die "FAS" hielt sich mit -3,1 Prozent recht solide, "Die Zeit" mit -0,9 Prozent fast stabil - wie auch in den letzten Quartalen wieder dank der Digitalabos, die den Rückgang der Print-Auflage ausglichen. Inzwischen entfällt bei der "Zeit" etwa die Hälfte auf Digitales. Bei den Tageszeitungen gab's die höchsten Verluste der harten Auflage diesmal fürs "Handelsblatt" mit -9,1 Prozent. die "taz" konnte gegen den Trend leicht um 0,6 Prozent wachsen.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
4/2023
Verkaufte
4/2022
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.434.525 1.548.063 -113.538 -7,3 %
Bild 966.578 1.020.531 -53.953 -5,3 %
Nur TV Plus 828.623 817.092 +11.531 +1,4 %
TV Digital 792.353 924.284 -131.931 -14,3 %
TV Direkt 731.064 757.543 -26.479 -3,5 %
Landlust 724.008 801.748 -77.740 -9,7 %
Hörzu 714.725 764.811 -50.086 -6,5 %
Der Spiegel 684.200 709.732 -25.532 -3,6 %
Die Zeit 604.957 623.133 -18.176 -2,9 %
TV Pur 551.277 575.338 -24.061 -4,2 %
TV Movie 538.628 602.976 -64.348 -10,7 %
TV Spielfilm 508.728 546.300 -37.572 -6,9 %
Auf Einen Blick 482.016 524.865 -42.849 -8,2 %
Bild Am Sonntag 463.540 602.323 -138.783 -23,0 %
Freizeit Revue 407.224 444.313 -37.089 -8,3 %

Quelle: IVW, Berechnung: DWDL

Blickt man aufs Ranking der größten Auflagengewinner, dann findet man dort ganz oben fünfwöchentlich erscheinende Titel, deren quartalsweise Auflagen teils erheblichen Schwankungen unterliegen - das Vergleichsquartal 4/22 hatte bei allen ungewöhnlich niedrige Zahlen ergeben, es handelt sich hier also mehr um einen statistischen Effekt als einen wirklich starken Aufschwung. Blicken wir daher an dieser Stelle noch auf ein paar Titel, deren Plus auffällt, die aber nicht unter den Top15-Gewinnern sind. Beim "Playboy" etwa betrug das Auflagenplus nur 0,2 Prozent - doch es ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil hier der Verkaufspreis mit Ausgabe 1/23 um satte 33 Prozent angehoben wurde, was offenbar die Käufer nicht abgeschreckt hat.

Der "Focus" erreichte gegen den Trend eine um 3,2 Prozent steigende Auflage, 0,9 Prozent sind es in den harten Auflagenkategorien. Das liegt vor allem an deutlich mehr E-Paper-Abos, darunter allerdings ein erheblicher Anteil an Abos, die im Rahmen von Mitgliedschaften enthalten sind (über 36.500). Am Kiosk ging der "Focus" nur noch rund 21.000 Mal über den Ladentisch. Zum Vergleich: Der "Spiegel" kam im Einzelverkauf auf 100.000 verkaufte Exemplare, der "Stern" auf knapp 54.000. Ein sehr deutliches Plus von 13,3 Prozent verzeichnete "Cicero" bei der verkauften Auflage - hier gab es offenbar erfolgreiche Abo-Angebote, hier wurde jedenfalls ein erheblicher Sprung im letzten Quartal verzeichnet. "Grazia" (+8,9 Prozent bei der harten Auflage) machte sich weiter die Umstellung von wöchentlicher auf 14-tägliche Erscheinungsweise bemerkbar - dadurch liegt eine Ausgabe doppelt so lange am Kiosk und hat mehr Zeit, Käuferinnen zu finden.

Überraschend große Plus-Zeichen zeigen sich im Segment der Jugendzeitschriften, eigentlich ein Klassiker unter den Sorgenkindern. Dass "Mädchen" seine Auflage um über 40 Prozent, "Popcorn" um 16,3 Prozent steigern konnte, hängt aber sicher auch damit zusammen, dass Egmont Ehapa die Erscheinungsweise von monatlich auf zweimonatlich reduziert hat. Bei "Bravo" werden nun neu auch E-Paper eingerechnet, die aber nur einen Teil des deutlichen Auflagen-Plus um 15 Prozent auf nun wieder fast 52.000 verkaufte Exemplare erklären.

Die größten Gewinner

  Verkaufte
4/2023
Verkaufte
4/2022
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Neues Für Die Frau 91.036 63.700 +27.336 +42,9 %
Welt Von Heute 74.193 49.425 +24.768 +50,1 %
Freizeit Direkt 89.685 69.051 +20.634 +29,9 %
Slowly Veggie! 84.272 63.840 +20.432 +32,0 %
Vital 99.954 79.541 +20.413 +25,7 %
National Geographic 99.649 79.901 +19.748 +24,7 %
TV Für Mich 402.303 384.201 +18.102 +4,7 %
Meine Pause 79.780 65.277 +14.503 +22,2 %
Donna 89.896 75.625 +14.271 +18,9 %
Lisa Kochen & Backen 71.708 58.100 +13.608 +23,4 %
Meine Woche 114.981 101.461 +13.520 +13,3 %
Zuhausewohnen 64.063 51.563 +12.500 +24,2 %
Die Drei ??? Kids 45.103 33.082 +12.021 +36,3 %
Nur TV Plus 828.623 817.092 +11.531 +1,4 %
Mein Schönes Blatt 84.533 73.158 +11.375 +15,5 %

Quelle: IVW, Berechnung: DWDL

Unter den größten Auflagenverlierern stechen wieder viele Programmzeitschriften hervor - was freilich auch daran liegt, dass in diesem Segment auch heute noch mit die höchsten Auflagenzahlen erreicht werden. Es zeigt sich aber das seit Jahren gewohnte Bild: Steigende Verkäufe verzeichneten nur die Billigheimer, die gleich 4 Wochen zusammenfassen. Auf Platz 2 im Segment findet sich inzwischen "Nur TV Plus", wohinter sich neben "Nur TV" auch noch "TV Clever" und "TV Sudoku" verbergen und das um 1,4 Prozent auf 828.623 verkaufte Exemplare wachsen konnte. "TV 14" spielte da als Branchenprimus weiter eine Liga höher, verzeichnete aber ein Minus von 7,3 Prozent. Prozentual zweistellig nach unten ging's für "TV Digital" und "TV Movie", die dementsprechend weit oben in der Verlierer-Liste auftauchen.

Die größten Verlierer

  Verkaufte
4/2023
Verkaufte
4/2022
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Bild Am Sonntag 463.540 602.323 -138.783 -23,0 %
TV Digital 792.353 924.284 -131.931 -14,3 %
TV 14 1.434.525 1.548.063 -113.538 -7,3 %
Landlust 724.008 801.748 -77.740 -9,7 %
TV Movie 538.628 602.976 -64.348 -10,7 %
Lego Ninjago 92.496 152.376 -59.880 -39,3 %
Bild 966.578 1.020.531 -53.953 -5,3 %
Freizeit Mit Herz 31.118 84.305 -53.187 -63,1 %
Hörzu 714.725 764.811 -50.086 -6,5 %
Meine Familie & Ich 178.947 222.954 -44.007 -19,7 %
Auf Einen Blick 482.016 524.865 -42.849 -8,2 %
Bild Der Frau 378.443 417.389 -38.946 -9,3 %
Woche Heute 77.119 114.756 -37.637 -32,8 %
TV Spielfilm 508.728 546.300 -37.572 -6,9 %
Freizeit Revue 407.224 444.313 -37.089 -8,3 %

Quelle: IVW, Berechnung: DWDL

Im Folgenden: Die Auflagen von hunderten Einzeltiteln - und was davon übrig bleibt, wenn man nur die harten Auflagenkategorien betrachtet...