Das Erste hält Quotenrückgang in Grenzen
Nachdem Corona-bedingt sowohl 2021 als auch 2022 Jahre mit Fußball-WM/EM der Herren und Olympischen Spielen waren, war das zurückliegende Jahr 2023 nun mal eines ohne diese beiden traditionell üblicherweise besonders quotenstarken Sport-Ereignisse, die sich auch in den Jahresmarktanteilen bemerkbar machen. Vor diesem Hintergrund muss man also die Entwicklung der Jahresmarktanteile betrachten - und da ist der Rückgang beim Ersten um 0,3 Prozentpunkte auf nun 11,9 Prozent vergleichsweise gering ausgefallen. Denn nimmt man mal nur die Olympia und Fußball-EM/WM-freien Jahre her, dann lief es fürs Erste zuletzt 2013 besser.
Übers Jahr gesehen zeichnete sich Das Erste dabei durch eine recht hohe Stabilität aus, es gab also von Monat zu Monat keine besonders hohen Quotenschwankungen, was für ein stabiles Fundament spricht, ohne allzu sehr von einzelnen Quoten-Leuchttürmen abhängig zu sein. Zwischen Juli und Dezember beispielsweise bewegten sich die Marktanteile des Ersten nur im sehr engen Korridor zwischen 11,7 und 12,1 Prozent. Größter verlässlicher Reichweitenbringer war dabei in diesem Jahr wieder der "Tatort" mit in der Spitze fast 14 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern für einen Münster-Fall. Auffällig aber auch: Die 10-Millionen-Marke wurde nur noch drei Mal übersprungen, in früheren Jahren war das deutlich häufiger der Fall.
Mehr als zehn Millionen Menschen versammelte auch zwei Mal der Sport vor dem Fernseher: Einmal ein Fußball-WM-Spiel der Frauen schon zur Mittagsstunde. Das frühe Ausscheiden des Teams machte hier aber weiteren Quoten-Höhepunkten einen Strich durch die Rechnung. Die Männer schafften die gleiche Reichweite mit dem Spiel gegen Frankreich - im ersten Spiel nach Hansi Flick, als Rudi Völler Interimstrainer war. Danach flaute das Interesse an den Länderspielen im Jahr vor der Heim-EM schon wieder merklich ab.
Größtes Quotenhighlight des Ersten beim jungen Publikum war übrigens der "Eurovision Song Contest" - was die reflexartigen alljärhlichen Forderungen, die ARD möge sich aufgrund des schlechten Abschneidens des deutschen Acts beleidigt aus dem Wettbewerb zurückziehen, um so unsinniger erscheinen lässt - denn das Interesse ist und bleibt riesig. Beim jungen Publikum machte sich das Fehlen der großflächigen Olympia- und WM/EM-Übertragungen trotzdem etwas stärker bemerkbar, hier ging der Marktanteil des Ersten um 0,5 Prozentpunkte auf nun 7,5 Prozent Marktanteil zurück.
ZDF vergrößert den Vorsprung immer weiter
Was eingangs über die gute Quotenentwicklung des Ersten unanbhängig von Sport-Großereignissen gesagt wurde, gilt in noch größerem Ausmaß für ZDF. Denn den Mainzern gelang es sogar, den Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr noch um 0,1 Prozentpunkt auf 14,6 Prozent zu steigern und damit den Vorsprung vor dem Zweitplatzierten auf mittlerweile gigantische 2,7 Prozentpunkte auszubauen. Seit 1996 gab es fürs ZDF nur ein Jahr mit einem noch geringfügig höheren Marktanteil, nämlich das Jahr 2021.
Das nach wie vor extrem erfolgreiche Nachmittags- und Vorabendprogramm rund um die "SOKOs", "Bares für Rares" und Co., aber auch ein drei Mal die Woche verlässlich starker Tagesabschluss mit Markus Lanz bilden hier eine so starke Grundlage, dass das ZDF selbst an Tagen, an denen es in der Primetime mal nicht so gut läuft, meist als Tagesmarktführer vom Platz geht. Allerdings zementieren die vielen vor allem bei Älteren gefragte Krimis auch, dass sich das ZDF linear bei den Jüngeren im Schnitt schwerer tut. Hier lag der Marktanteil 2023 mit 7,1 Prozent etwas unter dem Vorjahreswert.
Größter Quotenhit bei Jung und Alt war dabei übrigens eine Abschiedssendung: Thomas Gottschalks letzte Ausgabe von "Wetten, dass..?". Vor diesem Hintergrund muss man also wohl die Überlegungen sehen, trotz des Fehlschlags beim letzten Mal vielleicht doch nochmal über eine Fortsetzung mit neuem Moderator oder neuer Moderatorin nachzudenken.
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