Nachdem ProSieben im Juli erstmals überhaupt in der Geschichte der beiden Sender auch in der klassischen Zielgruppe 14-49 hinter Vox zurück gefallen war, setzte sich die Schwächephase des Senders im August nicht nur fort, sie verschärfte sich sogar. Nicht nur, dass ProSieben den zweiten Monat in Folge hinter Vox landete, der Marktanteil des Senders fiel erstmals seit der Anfangszeit in den frühen 90ern auf unter 7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zurück.
Genauer gesagt reichte es nur noch für 6,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Zum Vergleich: Der bisherige Tiefstwert der letzten Jahrzehnte lag bei 7,3 Prozent und wurde damit nun sehr deutlich unterschritten. Im Vergleich zum Juli kamen 0,7 Prozentpunkte abhanden, der August-Wert aus dem vergangenen Jahr wurde um 1,4 Prozentpunkte verfehlt. Dabei war es kein außergewöhnlicher Sport-Sommer: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft schied Anfang des Monats bereits frühzeitig aus der WM aus, die ohnehin nur mittags lief. Olympia gab's nicht und die Leichtathletik-WM erzielte zwar starke Quoten - dass das für die Konkurrenz ein derart unüberwindliches Hindernis ist, wäre aber neu.
Viel stärker wurde ProSieben zum Verhängnis, dass man - mit Blick auf die angespannte Lage auf dem Werbemarkt - offensichtlich möglichst günstig durch den Sommer kommen wollte. Für Wiederholungen und Best-Ofs von Shows wurde man aber mit ganz schwachen Quoten abgestraft. Dazu kam der Flop des neuen Datingformats "Der Heiratsmarkt", wenig Interesse an einer Thilo-Mischke-Reportage und die Tatsache, dass mit "Grey's Anatomy" und Co. im Linearen selbst bei Erstausstrahlungen in schwachem Konkurrenzumfeld schon lange kein Staat mehr zu machen ist. Wenn sich dann auch noch "Schlag den Star" schwerer tut als gewohnt und selbst auf James Bond kein Verlass mehr ist, dann führt das zu diesem bitteren Tiefstwert. Als Lichtblick des Monats bleibt wenig mehr als der erfolgreiche Einstand der neuen Kebekus-Show "Wir gegen die" am Dienstagabend und das starke Finale von "Beauty & The Nerd".
Dabei hätte es durchaus die Chance gegeben, die Verhältnisse im Vergleich zu Vox wieder "zurechtzurücken", denn auch dort lief nicht alles nach Plan im August. Mit "My Mom, Your Dad" musste man ebenfalls einen großen Flop im Datingbereich verdauen und fiel nach einem ungewöhnlich starken Juli nun wieder um 0,6 Prozentpunkte auf auf 6,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen zurück. Dieses Minus relativiert sich allerdings, wenn man es mit dem August des Vorjahres vergleicht: Hier steht sogar ein kleines Plus von 0,1 Prozent zu Buche.
Sat.1 und RTL können leicht zulegen
Sat.1 hatte im August so einige Primetime-Highlights im Programm: Gleich an vier Abenden lief Fußball, auch "Die besten Comedians Deutschlands" machte seine Sache gut, ebenso die Harry Potter-Reunion. Das reichte zwar, um die 6-Prozent-Marke zurückzuerobern, die nach wie vor ungelösten Probleme am Nachmittag und Vorabend verhinderten aber auch, dass mehr als 6,2 Prozent drin waren. Mit einem Plus von 0,3 Prozentpunkten bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnete Sat.1 das größte Plus unter den Privatsendern im Vergleich zum Juli, blieb aber trotzdem einen halben Prozentpunkt hinter dem Vorjahres-Ergebnis zurück.
0,4 Prozentpunkte weniger als im August vergangenen Jahres verzeichnete auch RTL, das somit den zweiten Monat in Folge unter der 9-Prozent-Marke hängen blieb, auch wenn man sich um 0,1 Prozentpunkt auf 8,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen steigerte. Dabei war dort durchaus mehr Bemühen als anderswo zu erkennen, mit eigens für den Sommer hergestellten Produktionen zu punkten. Doch "Big Bounce" etwa blieb deutlich unter den Erwartungen, "Wettkampf in vier Wänden" zeigte sich ebenfalls schwach auf der Brust. Größtes Highlight neben der Übertragung des Eintracht-Spiels am letzten Tag des Monats war aus Quotensicht ein "Stern TV Spezial" zu den Gehältern in Deutschland.
RTLzwei und Kabel Eins taten sich beide schwerer als zuletzt, wobei auch dort mehr Wiederholungen im Programm zu sehen waren. Kabel Eins verlor die Fünf vor dem Komma nun jedenfalls wieder etwas stärker aus dem Blick und büßte 0,3 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ein - was trotzdem noch ein deutlicher Zugewinn im Vergleich zum Vorjahr war. RTLzwei fiel nach vier Monaten unterdessen wieder unter die 4-Prozent-Marke zurück und lag bei 3,9 Prozent Marktanteil. Das Minus belief sich auf 0,4 Prozentpunkte bei den 14- bis 49-Jährigen und 0,2 Prozentpunkte beim Gesamtpublikum.
Öffentlich-Rechtliche mit starkem August
Beim Gesamtpublikum zementierte das ZDF seine Dominanz weiterhin. Mit 14,3 Prozent bauten die Mainzer den Marktanteil aus dem Vormonat sogar noch um 0,1 Prozentpunkt aus, während Das Erste bei 12,0 Prozent verharrte - der Vorsprung vor dem stärksten Konkurrenten stieg somit also auf nun 2,3 Prozentpunte an. Beide Sender lagen zudem leicht über den August-Werten des vergangenen Jahres.
Die Öffentlich-Rechtlichen spielen dabei längst in einer ganz anderen Liga als die private Konkurrenz. RTL kam als stärkster Privatsender auf stabile 6,9 Prozent, Sat.1 kam mit 4,8 Prozent über die Ziel-Linie und zog damit hier wieder an Vox vorbei, das sich mit 4,5 Prozent zufrieden geben musste. ProSieben lag mit 2,6 Prozent weit hinter Kabel Eins, das 3,1 Prozent erreichte - und gar nicht allzu weit vor RTLzwei, das 2,3 Prozent verzeichnete.
Und in der Altersgruppe 14-49 belegten Das Erste und das ZDF mit jeweils 7,5 Prozent Marktanteil einen geteilten zweiten Platz hinter RTL und deutlich vor dem Rest der Privatsender. Blickt man auf die erweiterte Zielgruppe 14-59, die ja Sender wie RTL und Sat.1 inzwischen zu ihrem Maßstab erklärt haben, dann lag das ZDF mit 9,3 Prozent vor dem Ersten mit 8,8 Prozent. RTL kam als stärkster Privatsender hier auf 8,3 Prozent, Sat.1 sortierte sich mit 5,8 Prozent erneut hinter Vox ein, das 6,1 Prozent erzielte. ProSieben kam hier auf 4,7 Prozent, Kabel Eins auf 4,6 Prozent, RTLzwei auf 3,5 Prozent Marktanteil.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 | +/- Vormonat |
+/- Aug 22 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- Aug 22 |
|
Das Erste | 12,0 | ±0 | +0,3 | 7,5 | -0,4 | +0,1 |
ZDF | 14,3 | +0,1 | +0,4 | 7,5 | +0,8 | +0,7 |
RTL | 6,9 | ±0 | -0,3 | 8,9 | +0,1 | -0,4 |
Sat.1 | 4,8 | +0,4 | -0,7 | 6,2 | +0,3 | -0,5 |
ProSieben | 2,6 | -0,3 | -0,7 | 6,6 | -0,7 | -1,5 |
Vox | 4,6 | -0,2 | -0,3 | 6,7 | -0,6 | +0,1 |
RTLzwei | 2,3 | ±0 | -0,3 | 3,9 | -0,4 | -0,2 |
Kabel Eins | 3,1 | -0,3 | +0,2 | 4,6 | -0,3 | +0,6 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: AGF / DWDL-Recherche
Die meistgesehenen Sendungen des Monats
Gesamtpublikum | Zielgruppe 14-49 | |
Das Erste | Polizeiruf 110: Du gehörst mir | Guglhupfgeschwader |
ZDF | Fußball-WM Frauen: Südkorea - Deutschland | Fußball-WM Frauen: Südkorea - Deutschland |
RTL | RTL Fußball: Eintracht Frankfurt - PFC Levski Sofia | RTL Fußball: Eintracht Frankfurt - PFC Levski Sofia |
Sat.1 | ran Sat.1 Fußball - 1. Bundesliga Eröffnungsspiel Werder Bremen - Bayern München | ran Sat.1 Fußball - 1. Bundesliga Eröffnungsspiel Werder Bremen - Bayern München |
ProSieben | Ad Astra - Zu den Sternen | Beauty & The Nerd |
Vox | Die Höhle der Löwen | Die Höhle der Löwen |
RTLzwei | The Great Wall | Hartz und herzlich - Tag für Tag Benz-Baracken |
Kabel Eins | Atemlos - Gefährliche Wahrheit | Ballermann 6 |
Quelle: DWDL-Recherche / nur vorläufig gewichtete Quoten
Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;