Nachdem auch Lord of the Lost am Samstagabend in Liverpool nicht über den letzten Platz hinaus kamen, wurde die jedes Jahr aufs neue geführte wieder laut: Die ARD solle sich doch nun endlich vom "Eurovision Song Contest" zurückziehen, schließlich sei das nichts anderes als Gebührenverschwendung. Dabei wird in dieser Diskussion verkannt, dass sich auch nach Jahren des musikalischen Misserfolgs offenbar immer noch sehr viele von dem Spektakel bestens unterhalten fühlen - und die ARD mit einem ähnlich großen Investment wohl kaum eine vor allem beim jüngeren Publikum ähnlich erfolgreiche andere Show produzieren könnte - und die beiden Halbfinalshows, die One starke Quoten bescherten, sind in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt.
In diesem Jahr zogen die Quoten des Finales nun jedenfalls sogar wieder deutlich an. 7,45 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die bis nach 1 Uhr nachts andauernde XXL-Show im Schnitt im Ersten, das waren rund 900.000 mehr als in den vergangenen beiden Jahren, als die Reichweite allerdings auch die niedrigsten Werte seit Jahren erreicht hatte. Dazu kamen noch 510.000, die parallel bei One eingeschaltet hatten. Nicht eingerechnet sind hier wie üblich all jene, die beispielsweise den Mediatheken-Stream nutzten - und natürlich auch nicht die, die sich für den FM4-Stream mit Olli Schulz und Jan Böhmermann entschieden.
Der Marktanteil beim Gesamtpublikum belief sich allein für die Übertragung im Ersten auf 35,8 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar herausragende 53,4 Prozent erzielt. Das letzte Mal, dass der "Eurovision Song Contest" im Ersten die 50-Prozent-Marke überschreiten konnte war 2011, als Lena als Titelverteidigerin in Düsseldorf auftrat. Damals allerdings waren für solche Marktanteile noch erheblich höhere absolute Reichweiten nötig, allein die Zahl der 14- bis 49-jährigen Zuschauerinnen und Zuschauer belief sich damals auf 7,34 Millionen, insgesamt waren fast 14 Millionen dabei.
Rechnet man nun auch noch die Übertragung auf One hinzu, dann lag der ESC-Marktanteil am Samstagabend sogar bei knapp 58 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und 38,4 Prozent beim Gesamtpublikum. Die Countdown-Show hatten zuvor 3,71 Millionen Menschen im Ersten verfolgt, der Marktanteil belief sich hier bereits auf 15,7 Prozent beim Gesamtpublikum und 26,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Aftershow ab 1:13 Uhr zählte im Schnitt noch 2,75 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und holte Marktanteile von 36,4 Prozent insgesamt und 43,2 Prozent in der Altersgruppe 14-49.
Update: Nach ARD-Angaben wurden die Livestreams 958.000 Mal abgerufen - wobei ein Abruf nicht gleichzusetzen ist mit der durchschnittlichen Sehbeteiligung der "normalen" TV-Quote. Die Zahl der Abrufe gibt keinen Hinweis, wie lang der Stream lief oder wie häufig er von ein- und derselben Person gestartet wurde, andererseits aber auch nicht, ob er von mehreren Personen verfolgt wurde. Noch eine interessante Zahl aus der ARD-Mitteilung: Bei den 14- bis 29-Jährigen betrug der Marktanteil der TV-Übertragung sogar 66,9 Prozent.
Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;