In den zurückliegenden Tagen hat die Schwarz Gruppe die TV-Werbecharts spürbar aufgemischt. Der zur Gruppe gehörende Lebensmitteldiscounter Lidl schaltete in der vergangenen Woche mehr als 800 Spots im deutschen Fernsehen und erreichte so eine Bruttoreichweite in Höhe von 586 XRP. Kein anderes Unternehmen war im AdScanner-Werberanking erfolgreicher unterwegs. Auch im Vergleich zur Vorwoche hat Lidl gleich mehrere Gänge hoch geschaltete: Damals kam man mit 488 Spots und 331 XRP nur auf Platz 13.
Viel spannender als die Einzelbetrachtung von Lidl ist aber die Tatsache, dass mit Werbung für die sogenannte "Kreislaufflasche" ein mit dem Discounter sehr eng verbandeltes Produkt auf Platz zwei des Werberankings gekommen ist. Die Kreislaufflasche, eine Einwegflasche, deren Ökobilanz besser sein soll als bei vergleichbaren Produkten, wurde insgesamt 770 Mal im deutschen Fernsehen beworben, damit schaffte sie eine Bruttoreichweite in Höhe von 473 XRP. Produziert wird die Flasche von Schwarz Produktion, wie Lidl eine Tochter der Schwarz Gruppe. Lidl ist in den Spots mit Günther Jauch, der die vermeintlichen Vorzüge der Flasche anpreist, auch stets sehr präsent.
Die Kreislaufflasche zeigt auch sehr schön, wie gut werbungtreibende Unternehmen auch heutzutage noch hohe Reichweiten mit TV-Kampagnen erzielen können. Platz zwei im Ranking hat die Flasche geschafft, obwohl die Werbung dafür erst seit dem vergangenen Freitag zu sehen war. Mit hohem Druck wurden die Spots auf vielen verschiedenen Sendern gezeigt, die meisten liefen bei Sixx (rund 11 Prozent), aber auch Nitro (9 Prozent), Vox (8 Prozent) und Sat.1 (7 Prozent) wurden stark belegt. Hinzu kamen auch Spots auf kleinen Sendern wie ServusTV, Nick, Welt, Comedy Central und auch bei Sky im Umfeld der Bundesliga-Übertragungen.
Anders sah dagegen die Strategie bei Lidl aus, das erklärt dann auch den deutlich höheren Bruttowerbewert der Kampagne. Hier liefen rund 25 Prozent der Spots nämlich beim reichweitenstarken RTL, damit war der Discounter einer der präsentesten Werber bei den Kölnern. Auch bei Sat.1 (17 Prozent) und Vox (13 Prozent) liefen viele der Lidl-Spots. Geschaltet wurde auch bei Sport1, TLC, Tele 5 oder Kabel Eins Doku, das blieb aber die Ausnahme.
Die AdScanner-Auswertung basiert auf der Ebene der jeweiligen Kampagnen bzw. des beworbenen Produktes. Deshalb gibt es immer einige "Hidden Champions", die zwar viel Werbung schalten und damit auch einiges an Reichweite generieren, damit aber nicht in dem Ranking auftauchen, weil viele verschiedene Produkte beworben wurden. Wie schon in der Vorwoche war das auch in den zurückliegenden Tagen unter anderem L'Oréal Paris mit mehr als 800 Spot-Ausstrahlungen und einer Bruttoreichweite von rund 580. Zählt man auch alle anderen L'Oréal-Kampagnen zusammen, waren es 1.423 Spots und mehr als 1.000 XRP.
Procter & Gamble insgesamt ganz stark
Ein Werberiese, dessen Macht nicht sofort sichtbar wird im AdScanner-Ranking, ist Procter & Gamble, das bekanntlich einer der größten Werber in Deutschland überhaupt ist. Durch die vielen verschiedenen Produkte schafft der Konzern es aber nur selten in die Werbecharts (letzte Woche nur mit einer Pampers-Kampagne auf Platz 22), insgesamt können sich die Zahlen aber sehen lassen. Procter & Gamble schaltete in der zurückliegenden Woche mehr als 3.700 Spots, von Lenor-Werbung mit Guido Maria Kretschmer bis hin zu Braun-Spots mit Annemarie Carpendale und Werbung für Nasivin, Swiffer und eben auch Pampers. Die Bruttoreichweite lag damit bei rund 3.150, aber wie gesagt auf den gesamten Konzern gerechnet und eben nicht auf Produktebene.
Procter & Gamble mit seinen zahlreichen Produkten war dann unter anderem bei RTL, Sat.1, Vox und ProSieben das präsenteste Unternehmen in den Werbeblöcken. Bei RTL und Sat.1 folgte auf Platz zwei L'Oréal und bei Vox schob sich zwischen die beiden Unternehmen noch Henkel.
Zur Erläuterung der Zahlen: AdScanner stellt für das Ranking eine Liste aller in der vergangenen Woche im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht AdScanner von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für die gesamte Woche 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.