Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse bescheinigt der deutschen Audio-Branche auch in der neuesten Audio-MA eine insgesamt stabil hohe Nutzung. Demnach nutzen an einem normalen Werktag (Mo-Fr) etwa drei Viertel der deutschsprachigen Bevölkerung (74,5 Prozent) ein klassisches Radio-Angebot, zum sogenannten "Weitesten Hörerkreis" - das sind all jene, die innerhalb der letzten vier Wochen ein klassisches Radio-Angebot genutzt haben, gehören sogar 93,4 Prozent, bezieht man auch Online-Audio und Podcasts mit ein, sind es 96,8 Prozent. Auch die Verweildauer ist mit 249 Minuten pro Tag weiterhin konstant hoch.
Und damit zu den Entwicklungen der einzelnen Sender: Während das NRW-Lokalsenderkonglomerat Radio NRW mit 1,58 Millionen Hörerinnen und Hörern in der Durchschnittsstunde Reichweitenprimus bleibt, verteidigte Bayern 1 trotz eines Rückgangs um fast fünf Prozent die Position als meistgehörter Einzelsender knapp vor WDR 2, das weiterhin sehr stabil im Markt liegt. Bayern 1 und WDR 2 sind auch die einzigen Einzelsender, die eine Millionen-Reichweite vorweisen können, SWR 3 liegt mit 943.000 Hörerinnen und Hörern schon deutlich darunter, alle anderen sind nicht mal ansatzweise in Reichweite.
Gute Nachrichten gibt's von Bayern 3: Nach dem heftigen Absturz bei der letzten Audio-MA, die dem Sender einen Rückgang um 11,5 Prozent beschert hatte, ging's nun wieder um 9,4 Prozent nach oben auf nun 615.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnitts-Stunde. Damit rangiert man zwar weiter hinter dem privaten Konkurrenten Antenne Bayern, dort hielt der Reichweiten-Rückgang aber an. Nachdem es bei der letzten Erhebung ein Minus von fast zehn Prozent gegeben hatte, ging's nun um weitere 1,7 Prozent runter. 735.000 Hörerinnen und Hörer sind nun noch übrig.
Viel mehr Freude macht da schon die Entwicklung des längst nicht mehr so kleinen Ablegers Rock Antenne, das nun schon 363.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnitts-Stunde vorweisen kann, ein Zuwachs um fast 22 Prozent. Ein anderer großer Gewinner ist Radio BOB!, das seine Hörerinnen- und Hörerzahl um über elf Prozent auf 421.000 steigern konnte. Und beim Hessischen Rundfunk freut man sich über ein Riesenplus von zwölf Prozent für hr4 (261.000), das nun deutlich an hr3 (244.000 Hörerinnen und Hörer) vorbeigezogen ist. hr3 gehört mit einem Minus von mehr als zehn Prozent zu den großen Verlierern dieser Audio-MA. Hitradio FFH ging's mit einem Minus von 9,5 Prozent kaum besser, FFH rutschte damit nun hinter Radio BOB!
Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2022/II (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):
Hörer in Tsd. ma 2022/II |
Hörer in Tsd ma 2022/I |
Veränderungen in Prozent |
|
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Radio NRW | 1.577 | 1.521 | +3,7% |
Bayern 1 | 1.076 | 1.132 | -4,9% |
WDR 2 | 1.054 | 1.050 | +0,4% |
SWR 3 | 943 | 917 | +2,8% |
NDR 2 | 753 | 808 | -6,8% |
Antenne Bayern | 735 | 748 | -1,7% |
1Live | 700 | 699 | +0,1% |
Bayern 3 | 615 | 562 | +9,4% |
Radio BOB! | 421 | 379 | +11,1% |
Hit-Radio FFH | 411 | 454 | -9,5% |
SWR 4 BW | 403 | 416 | -3,1% |
SWR 1 BW | 364 | 386 | -5,7% |
Rock Antenne | 363 | 298 | +21,8% |
Radio ffn | 321 | 352 | -8,8% |
MDR Sachsen | 305 | 342 | -10,8% |
hr4 | 261 | 233 | +12,0% |
MDR Jump | 245 | 262 | -6,5% |
hr3 | 244 | 272 | -10,3% |
Klassik Radio | 231 | 224 | +3,1% |
R.SH | 222 | 209 | +6,2% |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
Ganz bitter bleibt die Entwicklung für MDR Sachsen: Nach dem Absturz um 16,4 Prozent bei der vorherigen Ausweisung ging es nun um weitere 10,8 Prozent nach unten, übrig sind nun nur noch 305.000 Hörerinnen und Hörer. MDR Jump setzt mit einem Minus von 6,5 Prozent seinen Abwärtstrend ebenso fort, ein Lichtblick im MDR-Kosmos ist aber MDR Sachsen Anhalt, das um drei Prozent zulegen konnte.
Bei der Energy-Gruppe sind deutliche Verschiebungen hin zum nationalen DAB+-Angebot zu beobachten. Das war bei der vergangenen Erhebung erstmals ausgewiesen worden und steigerte die Reichweite nun nochmal um satte 37,6 Prozent auf 139.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnitts-Stunde. Dafür gehören lokale Energy-Stationen in München und Berlin mit einem Minus von um die 30 Prozent zu den großen Verlierern. Doch alles in allem konnte Energy um 6,8 Prozent zulegen.
Die größten Gewinner (in Prozent):
Hörer in Tsd. ma 2022/I |
Hörer in Tsd ma 2021 |
Veränderungen in Prozent |
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Rockland Radio | 49 | 35 | +40,0% |
Energy DAB+ National | 139 | 101 | +37,6% |
bigFM - Deutschlands biggste Beats | 176 | 143 | +23,1% |
Rock Antenne | 363 | 298 | +21,8% |
Antenne Niedersachsen | 207 | 171 | +21,1% |
Schwarzwaldradio | 41 | 34 | +20,6% |
harmony.fm | 59 | 49 | +20,4% |
RTL Radio | 146 | 125 | +16,8% |
80s80s Radio | 122 | 105 | +16,2% |
baden.fm | 22 | 19 | +15,8% |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
Generell finden sich unter den großen Gewinnern viele Sender, die auf DAB+ bauen und damit ihre Reichweite übers Regionale hinaus vergrößern. Die Absolut-Radio-Sender verzeichnen zusammengenommmen übrigens ein Plus von 45,5 Prozent. Dazu passt, dass die AG.MA generell eine ansteigende Nutzung von DAB+ misst: Inzwischen gehören 27 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung innerhalb der letzten vier Wochen zu den Nutzerinnen und Nutzern gehörten, womit sich DAB+ nun weiter von Online-Audio absetzt. Hier ging die Reichweite im Sinne des Weitesten Hörerkreises sogar von 25,4 auf 24,5 Prozent zurück.
Die größten Verlierer (in Prozent):
Hörer in Tsd. ma 2022/I |
Hörer in Tsd ma 2021 |
Veränderungen in Prozent |
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Energy München | 25 | 36 | -30,6% |
100,5 Das Hitradio | 30 | 43 | -30,2% |
Energy Berlin | 45 | 64 | -29,7% |
Radio Potsdam | 6 | 8 | -25,0% |
Rockland | 11 | 14 | -21,4% |
Die neue 107.7 | 48 | 61 | -21,3% |
Bremen Eins | 118 | 148 | -20,3% |
94,3 rs2 | 68 | 84 | -19,0% |
Landeswelle Thüringen | 57 | 69 | -17,4% |
Fritz | 69 | 83 | -16,9% |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
Unter den größeren Verlierern findet sich diesmal auch Bremen Eins, das aber nicht das einzige Sorgenkind von Radio Bremen ist. Neben den 20,3 Prozent Minus für Bremen Eins muss man dort auch noch ein 9,2-prozentiges Minus für Bremen Vier verdauen. Ein kleiner Trost ist aber immerhin, dass das junge Angebot Bremen Next um 8,6 Prozent zulegen konnte. Bei den großen Vermarktern musste unterdessen ARD Media mit einem Minus von 1,1 Prozent leichte Einbußen hinnehmen, RMS legte um 2,3 Prozent zu, Studio Gong um 4,8 Prozent.
Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer