Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Es liegt in der Natur der Sache, dass schlechte Nachrichten für die Quoten von Nachrichtensendern immer besonders förderlich sind - und so deprimierend und alarmierend wie derzeit war die Nachrichtenlage sicherlich seit langem nicht. Die umfangreiche Berichterstattung über den Krieg Russlands gegen die Ukraine und alle damit verbundenen Folgen ließ die Marktanteile aller Nachrichtensender deutlich ansteigen.

Am gefragtesten war dabei ntv, das zeitweise gemeinsame Sendungen mit RTL zeigte und zusätzlich auch davon profitiert haben dürfte, dass mit dem Ausstieg von RTL aus der Übertragung dann einige zu dem Sender gewechselt sind. Jedenfalls stieg der Marktanteil des Nachrichtensenders der RTL-Gruppe sprunghaft auf 1,8 Prozent beim Gesamtpublikum und 2,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Das übertraf noch die Werte, die zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 erzielt worden waren. Zum Vergleich: Im Januar lag ntv noch bei 1,0 Prozent beim Gesamtpublikum und 1,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Springers Nachrichtensender Welt landete etwas dahinter, übertraf aber ebenfalls die Höchstwerte aus Corona-Zeiten noch. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum stieg auf 1,3 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 1,9 Prozent Marktanteil erzielt. Ein interessantes Detail: Während Nachrichtensender für gewöhnlich ein überwiegend männliches Programm ansprechen, trieb der Krieg auch die Frauen zu Welt. In der Zeit zwischen 6 und 20 Uhr stieg der Frauenanteil von 29 Prozent im Januar auf 42 Prozent im März. Auch Springers zweiter News-Sender Bild verzeichnete steigende Quoten, wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Der Monatsmarktanteil, der bis Januar noch bei 0,1 Prozent gelegen hatte, stieg auf nun 0,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und 0,2 Prozent beim Gesamtpublikum. Bild weist darauf hin, dass der beste Wochenschnitt sogar bei 0,5 Prozent lag, die "Bild Live"-Zeitschine zwischen 9 und 14 Uhr kommt im Monatsschnitt auf 0,9 Prozent.

Mehr Menschen denn je schalteten auch den Sender Tagesschau24 ein, den die ARD ja bekanntlich ausbauen will. Der Krieg führte nun dazu, dass die Marktanteile im März schonmal auf ihre bisherigen Bestwerte von jeweils 0,7 Prozent beim Gesamtpublikum und bei den 14- bis 49-Jährigen anstiegen. Das dürfte allerdings auch dazu beigetragen haben, dass bei Phoenix die Quoten nicht ganz so stark stiegen wie bei anderen Info-Sendern, auch hier ging es aber im Vergleich zum Februar um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent Marktanteil nach oben, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 1,0 Prozent erzielt.

    Marktanteil
14-49
+/-
Vormonat
+/-
Mar 21
Marktanteil
gesamt
n-tv 2,2 +0,5 +1,1 1,8
Nitro 2,1 +0,2 +0,1 1,9
ZDFinfo 2,0 +0,1 +0,2 1,7
Welt 1,9 +0,4 +0,6 1,3
ProSieben Maxx 1,8 ±0 +0,4 0,8
ZDFneo 1,7 ±0 ±0 2,5
Super RTL 1,6 +0,1 -0,3 1,2
DMAX 1,6 -0,2 -0,1 1,0
Sat.1 Gold 1,5 +0,1 +0,1 2,2
RTLup 1,4 +0,1 +0,3 2,1
sixx 1,2 -0,1 -0,1 0,8
kabel eins Doku 1,2 +0,1 +0,1 0,8
Comedy Central 1,2 ±0 ±0 0,3
Phoenix 1,0 +0,1 +0,2 1,1
Disney Channel 1,0 +0,1 ±0 0,7
TLC 1,0 -0,1 +0,1 0,6
Arte 0,9 +0,1 +0,2 1,1
Tele 5 0,9 +0,1 ±0 0,9
KiKa 0,9 ±0 -0,3 0,7
3sat 0,7 -0,1 -0,1 1,2
tagesschau24 0,7 +0,2 +0,3 0,7
One 0,5 -0,1 ±0 1,0
Sport1 0,5 +0,1 +0,1 0,5
Vox Up 0,5 ±0 +0,2 0,4
Deluxe Music 0,5 +0,1 +0,1 0,2
N24 Doku 0,4 ±0 ±0 0,3
Nickelodeon 0,4 ±0 ±0 0,2
Servus TV 0,3 +0,1 ±0 0,4
Toggo Plus 0,3 ±0 -0,1 0,2
HGTV 0,3 ±0 +0,1 0,2
Bild 0,3 +0,1 0,2
Eurosport1 0,2 -0,1 +0,1 0,3
MTV 0,2 ±0 ±0 0,1
ARD alpha 0,1 ±0 -0,1 0,1
Sky Sport News HD 0,1 -0,1 0,0

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL.de-Recherche / AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK; videoSCOPE 1.3, 01.03.2022-31.03.2022

Doch auch zwei Privatsender glänzten beim Gesamtpublikum mit einer Zwei vor dem Komma: Sat.1 Gold steigerte sich um 0,2 Prozentpunkte auf nun 2,2 Prozent, was für den Sender der beste Wert seiner Geschichte war. Und Konkurrent RTLup lag mit 2,1 Prozent nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert. Es sind die beiden Sender, die die privaten Gruppen explizit für ein älteres Publikum geschaffen haben - hier kommt den Sendern nun also die demografische Entwicklung und im Besonderen auch die bei Jüngeren stärker ausgeprägte Tendenz weg vom Linearen hin zu Streaming-Angeboten zugute.

Freuen wird man sich bei ProSiebenSat.1 aber nicht nur über Sat.1 Gold, sondern auch über ProSieben Maxx. 1,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sind zwar kein Bestwert - der liegt bei 1,9 Prozent. Doch bemerkenswert ist, dass dieser starke Wert in einem März verzeichnet wurde. Das Frühjahr war mangels NFL-Übertragungen bislang stets die eher schwächere Phase des Senders. Ganz schwach präsentierte sich unterdessen wieder Eurosport, das bei den 14- bis 49-Jährigen nicht über mickrige 0,2 Prozentpunkte hinaus kam. Sport1 lag immerhin bei 0,5 Prozent in dieser Altersgruppe.

Kindersender erholen sich, Disney weit über Vorjahr

Für die Kindersender lief der Jahresanfang eher verhalten, im März verzeichneten sie alle nun aber ehebliche Zuwächse in der Kinder-Zielgruppe 3-13. Besonders deutlich ging's bei Super RTL nach oben, das inklusive Toggo Plus (einzelne Werte liegen uns leider nicht vor) auf 19,1 Prozent Marktanteil kommt, 2,1 Prozentpunkte mehr als noch im Februar. Damit wehrte man immerhin den Überholvorgang des Kika ab, der im Februar noch fast gleichauf war. Trotzdem lag Super RTL inkl. Toggo Plus satte 2,8 Prozentpunkte unter dem März-Wert des vergangenen Jahres.

Und wer sich nun fragt, wo diese jungen Zuschauerinnen und Zuschauer hin sind, der sollte auf den Disney Channel blicken - denn dort stieg der Monatswert im Vergleich zum März 2021 um drei Prozentpunkte auf sehr starke 13,5 Prozent an. Für Disney war es der beste Wert seit Mai vergangenen Jahres. Bei Paramount kann man zumindest ein bisschen durchatmen, Nickelodeon meldete sich immerhin über der 5-Prozent-Marke zurück und holte den besten Monatswert seit Juli. Trotzdem ist der Sender natürlich weit abgeschlagen.

  MA 3-13
(6:00-20:15)
+/-
Vormonat
+/-
Mrz 21
Super RTL inkl. Toggo Plus 19,1 +2,1 -2,8
Kika 18,2 +1,3 -0,2
Disney Channel 13,5 +1,7 +3,0
Nickelodeon 5,1 +1,1 -0,8

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL.de-Recherche / AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK; videoSCOPE 1.3, 01.03.2022-31.03.2022

Dritte verlieren überwiegend, WDR weiter durchgereicht

Für die Dritten war der März aus Quotensicht kein besonders erfolgreicher Monat - was auch damit zusammenhängen dürfte, dass es gerade weniger die lokalen und regionalen Nachrichten sind, die uns in Atem halten. Alle Dritten zusammen erzielten einen bundesweiten Marktanteil von 12,7 Prozent beim Gesamtpublikum - das war der schwächste Wert seit Herbst 2018. Und dazu beigetragen haben alle: Alle Dritten lagen in ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet unter den März-Werten des vergangenen Jahres, im Vergleich zum Februar legte nur das HR-Fernsehen zumindest minimal um 0,1 Prozentpunkt zu.

Das reichte aber, um sich am WDR vorbeizuschieben, der nun bis auf den vorletzten Platz der Dritten im Ranking nach ihrem Marktanteil im eigenen Sendegebiet zurückgefallen ist. Der März-Wert aus dem vergangenen Jahr wurde um sehr deutliche 1,6 Prozentpunkte verpasst. Nur der RBB steht noch schlechter da - und war obendrei auch noch der zweitgrößte Verlierer. Größtes Drittes in Sachen bundesweitem Marktanteil bleibt weiter der NDR mit 2,6 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der WDR hingegen vorn, das Publikum des WDR ist also signifikant jünger als das des NDR.

  MA Sendegebiet
ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Mrz 21
MA ab 3  bundesweit MA 14-49 
bundesweit
MDR 9,5 -0,4 -0,5
2,0 0,9
NDR 7,9 -0,1 -0,7
2,6 1,0
BR 7,5 -0,5 -0,4 1,9 0,7
SWR 6,7 -0,1 -0,5
2,0 0,8
HR 6,3 +0,1 -0,8
1,0 0,5
WDR 6,1 -0,5 -1,6
2,1 1,1
RBB 5,1 -0,3 -0,9
1,1 0,6

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat an. Quelle: DWDL.de-Recherche / AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK; videoSCOPE 1.3, 01.03.2022-31.03.2022

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;