Zunächst mal die guten Nachrichten für die Radio-Branche vorneweg: Die Tagesreichweite der klassischen Angebote liegt mit 73,9 Prozent immer noch auf einem hohen Niveau - so viele über 14-Jährige nutzen laut der aktuellen Audio-MA an einem durchschnittlichen Werktag ein klassisches Radio-Angebot. Der Rückgang fiel im Vergleich zum Vorjahr mit -0,8 Prozentpunkten überschaubar aus. Der Weiteste Hörerkreis - das sind alle, die innerhalb von vier Wochen ein klassisches Radio-Angebot genutzt haben - liegt konstant bei 93,5 Prozent, bezieht man auch Online-Audio mit ein, sind es minimal mehr, nämlich 93,8 Prozent.

Trotzdem dominieren in der Hitliste der meistgehörten Radiosender in Deutschland die Minuszeichen, nur drei der Top20-Angebote verzeichneten ein Plus. Gelungen ist das unter den ganz großen Bayern 1 und WDR2, die sich beide deutlich über der Millionen-Marke halten, das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW steht mit etwas mehr als 1,5 Millionen Hörerinnen und Hörern in der Durchschnittsstunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr) - was Grundlage für die Werbevermarktung darstellt - bei leichten Verlusten weiter ganz oben.

Doch andere große Sender hat es recht heftig erwischt: Dass SWR3 sich mit einem Minus von 5,5 Prozent weiter von der Millionen-Marke entfernt, ist dabei noch ein vergleichsweise überschaubares Minus, 1Live lag sogar über 8 Prozent unter den Vorjahreswerten. Antenne Bayern, das bei der Ausweisung im vergangenen Jahr seine lang anhaltende Talfahrt vorübergehend stoppen konnte, muss nun wieder ein Reichweiten-Minus von fast zehn Prozent auf rund eine dreiviertel Million Hörerinnen und Hörer wegstecken.

Damit fuhr man aber noch gut im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen Konkurrenten Bayern 3, das sogar um 11,5 Prozent abstürzte - nachdem auch die letzte Ausweisung im vergangenen Jahr ein gewaltiges Minus von 12,8 Prozent ergeben hatte. Damit liegt die Reichweite nun in einer durchschnittlichen Werktags-Stunde nur noch bei 562.000.

Prozentual zweistellige Minuszeichen gab's auch für hr4 und das niedersächsische Privatradio Privatradio ffn, das 12,7 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer verlor - doch besonders bitter ist das Zeugnis heute für den MDR ausgefallen. Nicht nur dass MDR Sachsen mit einem Minus von 16,4 Prozent der größte Verlierer unter den Top 20 war, Prozentual zweistellige Minus-Zahlen gab's auch für MDR Jump (-11,2 Prozent), MDR Sachsen-Anhalt (-17,6 Prozent). Da nimmt sich das Minus von 4,2 Prozent für MDR Thüringen noch am wenigsten schlimm aus.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2022/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2022/I
Hörer in Tsd
ma 2021
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.521 1.562 -2,6%
Bayern 1 1.132 1.112 +1,8%
WDR 2 1.050 1.044 +0,6%
SWR 3 917 970 -5,5%
NDR 2 808 809 -0,1%
Antenne Bayern 748 829 -9,8%
1Live 699 761 -8,1%
Bayern 3 562 635 -11,5%
Hit-Radio FFH 454 482 -5,8%
SWR 4 BW 416 418 -0,5%
SWR 1 BW 386 406 -4,9%
Radio BOB! 379 408 -7,1%
Radio ffn 352 403 -12,7%
MDR Sachsen 342 409 -16,4%
Rock Antenne 298 258 +15,5%
hr3 272 280 -2,9%
MDR Jump 262 295 -11,2%
hr4 233 259 -10,0%
Klassik Radio 224 237 -5,5%
R.SH 209 221 -5,4%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Zu den großen Gewinnern gehört die "Absolut Radio"-Familie, deren Reichweite um fast 70 Prozent von 92.000 auf 156.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnittsstunde steigt - da die Sender nur als Paket ausgewiesen werden, tauchen sie in der Liste der größten Einzel-Gewinner allerdings nicht auf. Die wird stattdessen von Energy Sachsen angeführt mit einem Zugewinn von 59 Prozent, auf Energy Hamburg ist über 40 Prozent im Plus. Die ganze Energy-Gruppe gewinnt 25 Prozent an Reichweite hinzu.

Korrektur-Hinweis: Zunächst gab es eine Fehl-Zuweisung, die Energy DAB+ National ein Reichweiten-Minus von 54,5 Prozent bescheinigte - tatsächlich wurde der bundesweite Sender über den DAB+-Multiplex aber erstmalig als Einzelsender mit 101.000 Hörerinnen und Hörern in der Durchschnittsstunde ausgewiesen.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2022/I
Hörer in Tsd
ma 2021
Veränderungen
in Prozent
Energy Sachsen 70 44 +59,1%
bigFM Saarland 18 12 +50,0%
Energy Hamburg 27 19 +42,1%
100,5 Das Hitradio 43 33 +30,3%
Bremen Next 35 27 +29,6%
Hamburg Zwei 31 24 +29,2%
Rockland 14 11 +27,3%
Radio Schlagerparadies 137 111 +23,4%
SR 1 72 59 +22,0%
Bremen Vier 87 76 +14,5%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Schaut man auf die Liste der prozentual größten Verlierer, dann ist da wie schon bei der letzten Ausweisung BR-Klassik wieder ganz oben mit dabei. Bei dem Sender gibt es aber den Sonderfall, dass es den ganzen Tag nur einen einzigen Werbeblock um kurz vor 9 Uhr gibt und daher auch nur die Stunde zwischen 8 und 9 Uhr gewertet wird. Und nachdem der Kinder- und Familiensender Radio TEDDY schon bei der letzten Ausweisung 2021 über 20 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer verloren hatte, ging's nun um weitere 21,8 Prozent nach unten. Gewertet werden hier allerdings keine Kinder, in den Zahlen sind nämlich nur Menschen über 14 Jahren berücksichtigt.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2022/I
Hörer in Tsd
ma 2021
Veränderungen
in Prozent
BR-Klassik 36 54 -33,3%
baden.fm 19 28 -32,1%
Radio Arabella 61 87 -29,9%
Radio Cottbus 11 15 -26,7%
Energy Stuttgart 33 45 -26,7%
Rockland Radio 35 46 -23,9%
Star FM 87.9 48 63 -23,8%
Radio Teddy 43 55 -21,8%
Hitradio Antenne 1 153 193 -20,7%
98.8 KISS FM 47 59 -20,3%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Spannende Zahlen liefert die Audio-MA auch noch was die Entwicklung von DAB+ angeht. Inzwischen geben 24,5 Prozent der Über-14-Jährigen an, innerhalb der letzten vier Wochen zumindest mal DAB+ genutzt zu haben, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr um über vier Prozentpunkte. Der Weiteste Hörerkreis von Online-Audio sank hingegen sogar leicht von 25,8 auf 25,4 Prozent. Und die Zahl der Podcast-Hörerinnen und -Hörer steigt weiter, 36,9 Prozent der Deutschen über 14 haben der Erhebung zufolge zumindest schonmal einen Podcast gehört, 2021 waren es nur 29,3 Proeznt. In der Altersgruppe 14-49 liegt die Zahl inzwischen sogar knapp über 50 Prozent.

Im Lauf des Vormittags liefern wir noch einen Blick in die einzelnen Bundesländer nach.