Stärkstes ZDF-Jahr seit 1995, RTL nur noch knapp zweistellig

RTLzwei verliert die 5-Prozent-Marke aus den Augen

© RTLzwei

Die gute Nachricht für RTLzwei: Der Sender bildet nicht mehr das Schlusslicht unter den acht Vollprogrammen, gemessen am Marktanteil in der Altersgruppe 14-49 - doch es war nicht gerade die eigene Stärke, die dazu beigetragen hat, dass man nun nach zwei Jahren erstmals wieder vor Kabel Eins rangiert. Es war für RTLzwei im Gegenteil nämlich ein ziemlich schwieriges Jahr, der Jahresmarktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ging um 0,4 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent zurück. Und Jahresverlauf verheißt nichts Gutes: Die letzten beiden Monate des Jahres gehörten mit knapp 4 Prozent zu den Schwächsten.

Das hat viel damit zu tun, dass mit den Vorabend-Soaps die langjährigen Stützpfeiler des Senders ihren Abwärtstrend fortsetzten und das jeweils schwächste Jahr seit deren Start verzeichneten. "Köln 50667" etwa kam im Schnitt nur noch auf 4,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, 1,2 Prozentpunkte weniger als noch im Jahr zuvor. "Berlin - Tag & Nacht" sank langsamer, aber auch hier ging's auf 5,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen runter. Verschärfend kam hinzu, dass nachmittags keiner der zahlreichen Neustarts funktionierte, die Quoten waren im Gegenteil linear sogar richtig desaströs. Das mit größten Hoffnungen gestartete "Let's Love" kam auf nicht mal 2,5 Prozent in der klassischen Zielgruppe.

Dazu kommt, dass die Sozial-Dokus in der Primetime zwar weiterhin gut laufen, aber ihren Zenit offenbar auch schon überschritten haben. Und "Love Island", das nun sogar zwei Mal im Jahr ins Rennen geschickt wurde, ist zwar weiterhin ein Erfolg, aber auch hier bröckelt die Quote - zumindest linear, denn die Online-Abrufe sind weiterhin überragend und trieben TVNow (jetzt RTL+) zu den beiden besten Monatswerten des Jahres. Das dürfte auch die größte Herausforderung für RTLzwei sein: Die sehr junge Zielgruppe des Senders ist linear immer schwerer zu erreichen - und online auch noch besonders affin zu Alternativen wie YouTube und Co. Für eine Betrachtung des Gesamt-Erfolgs ist bei RTLzwei also besonders wichtig, auch die Online-Abrufe einzubeziehen. In der linearen Welt, die wir bei den Jahresmarktanteilen analysieren, hatte es der Sender aber augenscheinlich schwer, auch wenn es andere Sender schwerer getroffen hat.

Kabel Eins rutscht nach kräftigem Minus auf den letzten Platz

© kabel eins

Wie eben schon angesprochen rutschte 2021 nun also wieder Kabel Eins auf den letzten Platz im Ranking der acht Vollprogramme (14-49) zurück. Um gleich 0,8 Prozentpunkte ging es runter auf nur noch 4,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Zuletzt war der Marktanteil Mitte der 90er niedriger ausgefallen. Mit Blick aufs Gesamtpublikum hielt sich Kabel Eins etwas stabiler bei 3,2 Prozent (-0,3 Prozentpunkte). Hier schaffte es Kabel Eins kurzzeitig im September sogar, an ProSieben vorbeizuziehen. Angesichts der insgesamt schwachen Performance bleibt das allerdings eher eine Randnotiz.

Im vergangenen Jahr stand im Jahresschnitt noch die 5 vor dem Komma, in diesem Jahr gelang das in keinem einzigen Monat, bei 4,6 Prozent im April war der Höchstwert erreicht. Dass der Sommer - im letzten Jahr noch die stärkste Phase des Senders - durch Fußball-EM und Olympia natürlich schlechter lief, kann also auch keine ausreichende Erklärung für den deutlichen Quotenrückgang sein.

In Sachen Eigenproduktionen konnte neben dem sehr starken "Deutschlands größte Geheimnisse" vor allem Peter Giesels "Achtung Abzocke" überzeugen, das die erfolgreichste Staffel überhaupt hinlegte. Die jüngsten Neustarts wie "Deutschlands beste Miniaturbauer" und "Berlin hinter Gittern" enttäuschten aber, im Herbst schwächselte mit den "Trucker Babes" auch noch eines der stärksten Formate der letzten beiden Jahre. Und ob Camper, Kloster oder Klinik: Auch andere Eigenproduktionen liefen schlechter als in den letzten Jahren. Am Vorabend sind die Geschichten von Ordnungshütern angesichts gerade einfach auch wenig gefragt - in Zeiten strenger Pandemie-Regeln vielleicht auch verständlicherweise. Dazu kommt, dass auch die US-Krimis im Tagesprogramm rückläufige Quoten verzeichneten.

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;