Lange gab es eine Aufholjagd des von ProSiebenSat.1 und Discovery betriebenen Streamingdienstes Joyn auf die früher gestartete und daher seit jeher reichweitenstärkere Konkurrenz der Mediengruppe RTL, TVNow. Doch im März trennten die beiden Angebote Welten: Während TVNow sich im Vergleich zum Februar um fast ein Drittel auf über 53 Millionen Visits steigerte, legte Joyn nur um magere 6 Prozent auf rund 23 Millionen zu - TVNow war also gemessen an den Besuchen mehr als doppelt so groß wie Joyn. Noch deutlicher ist der Unterschied im Vergleich zum Vorjahr: Während TVNow hier um über 41 Prozent zulegen konnte, zählte Joyn sogar fast acht Prozent weniger Visits als noch im März vergangenen Jahres.
Hier spiegelt sich auch das längst stark unterschiedliche Engagement der hinter den Diensten stehenden Sendergruppen wieder: Während ProSiebenSat.1 und Discovery ihre einst so großen Pläne mit Joyn insbesondere was den kostenpflichtigen Bereich und damit exklusive Inhalte angeht ein ganzes Stück eingedampft haben, wird bei TVNow nicht nur die Reality-Schiene weiter voll bedient, inzwischen werden auch erste Früchte der Fiction-Offensive wie auch der neuen True-Crime-Produktionen geerntet. Die Mediengruppe nennt in ihrer Mitteilung zu den Rekordzahlen dann unter anderem "Stern Crime: Der Alptraummann", "Ich liebe meinen Mörder" sowie das Kuppelformat "Are you the One?" als Erfolgstreiber, dazu TV-Verwertungen wie "Der Bachelor", das Interview mit Harry und Meghan und "Kitchen Impossible".
Nicht zu unterschätzen ist bei den Visits-Zahlen aber sicherlich auch "Love Island": Das RTLzwei-Format sorgte schon im Herbst mit für den bisherigen TVNow-Rekordwert und dürfte schon allein durch die hohe Schlagzahl von sechs neuen Folgen pro Woche verbunden mit der recht späten linearen Sendezeit für hohe Abrufzahlen gesorgt haben. Genaue Zahlen zu einzelnen Formaten gibt TVNow - wie im Streaming-Bereich leider allgemein üblich - nicht heraus.
ARD und ZDF lassen die Zugriffe auf ihre Mediatheken nicht durch die IVW messen, da dort auch keine Werbung geschaltet werden darf. Die ARD gibt inzwischen allerdings vergleichbare Zahlen online an. Für März liegen diese noch nicht vor, die ARD-Mediathek allein kam im Februar aber zum Vergleich auf 98,36 Millionen Visits, erreicht also noch deutlich mehr Menschen als TVNow.
Visits Mrz '21 |
+/- zum Feb |
+/- zum Mrz '20
|
|
TVNow | 53.427.772 | + 33,1 % | + 41,2 % |
Joyn | 23.260.779 | + 5,7 % |
- 7,8 % |
Quelle: IVW / Berechnungen: DWDL
Tagesspiegel als einziges größeres News-Portal über Vorjahreswert
Der März 2020 war bekanntlich der Monat, in dem die einschneidenden Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus erstmals verhängt wurden - damals verbunden mit einem sprunghaften Anstieg der Zugriffe auf die großen Nachrichtenseiten. Ein Jahr später hängen wir immer noch in einem Teil-Lockdown, diskutieren immer noch über die richtigen Maßnahmen, Verschärfungen und Öffnungen - doch da es unser "New Normal" ist, werden inzwischen nicht mehr ganz so hohe Zugriffszahlen gemessen.
Das einzige unter den größeren Nachrichtenangeboten, das im Vergleich zum Vorjahresmärz im Plus ist, ist der "Tagesspiegel", nur sehr gering fällt das Minus bei RTL.de aus - das allerdings letztes Jahr auch keinen ganz so starken Corona-Effekt verspürte wie andere. ntv.de hingegen profitierte stärker als die meisten anderen und wurde so am "Spiegel" vorbei auf Platz 2 gespült - und konnte diesen Platz auch im März 2021 knapp halten. Hier gibt es inzwischen regelmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während "Bild.de" mt über 500 Millionen Visits weiter in einer eigenen Liga spielt. Sehr deutlich sind die Verluste mit über 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hingegen für "Focus Online", auch "Süddeutsche.de" liegt fast 40 Prozent unter dem Vorjahres-März, sogar um über die Hälfte eingebrochen ist die Zahl der Visits bei den Funke-NRW-Titeln.
Visits Mrz '21 |
+/- zum Feb |
+/- zum Mrz '20
|
|
Bild.de | 503.088.193 | +7,8% | -26,9% |
ntv.de | 318.396.354 | +19,4% |
-22,3% |
Der Spiegel | 315.399.586 | +17,4% |
-19,7% |
Ippen.Media (u.a. merkur.de, tz.de, fr.de, hna.de, "24er"-Portale) |
305.235.847 | +17,8% | --- |
Upday | 214.750.668 | +74,0% |
-10,2% |
Focus Online | 197.017.474 | +0,3% |
-43,3% |
Welt | 185.427.102 | +20,9% |
-34,6% |
RTL.de (inkl. vip.de) |
117.445.199 | +3,7% |
-2,6% |
Zeit Online | 106.594.028 | +12,1% |
-26,3% |
RND (u.a. haz.de, radio.de, sportbuzzer.de, lvz.de, maz-online.de, ostsee-zeitung.de) |
106.118.615 | +19,5% | -20,2% |
FAZ.net | 100.383.872 | +1,9% |
-23,7% |
Süddeutsche.de | 94.362.388 | +13,8% |
-39,1% |
Tagesspiegel | 83.080.183 | +16,7% |
+7,4% |
DuMont Newsnet (u.a. express.de, mopo.de, ksta.de, mz-web.de) |
69.829.327 | +2,6% |
-36,3% |
Funke Medien NRW (u.a. derwesten.de, waz.de, reviersport.de, lokalkompass.de, wp.de) |
69.444.215 | +1,4% |
-53,8% |
Quelle: IVW / Berechnungen: DWDL
Noch ein Hinweis: Nicht in unserer Liste finden sich die Angebote von GMX, web.de und T-Online, da sie einen großen Teil ihrer Visits durch die angebotenen Mail-Funktionen erreichen. Betrachtet man nur die Visits-Kategorie "Nachrichten", dann kam T-Online im März aber auf gut 221 Millionen Visits, Web.de auf 129 Millionen, GMX auf 113 Millionen - auch in diesem Bereich handelt es sich also hier um Schwergewichte.