Keine Frage wurde uns in den letzten Tagen und Stunden häufiger gestellt als diese: Wie hoch sind die Quoten von CNN in Deutschland, wie viele Zuschauer informieren sich lieber direkt bei einer US-Quelle wie dieser als etwa bei den deutschen Nachrichtensendern, die auch am Donnerstag mit ihrer stundenlangen Live-Berichterstattung wieder hervorragende Quoten eingefahren hatten. Die Antwort darauf wäre in der Tat spannend: Auch wenn die Nutzung von englischen Inhalten insbesondere im TV-Bereich in der Regel deutlich überschätzt wird, dürfen die Reichweiten von CNN, ob auf klassischem TV-Weg oder über die Website, deutlich angestiegen sein. Doch wie sehr, bleibt im Dunkeln.
Die AGF misst zwar generell die gesamte TV-Nutzung in Deutschland, die auf herkömmlichem Weg geschieht, erfasst dort also eigentlich auch die Reichweiten von CNN International - doch ausgewertet und veröffentlicht werden die Zahlen nur für solche Sender, die entweder Mitglied der AGF sind, oder zumindest Lizenzgebühren an die AGF zahlen - schließlich will man niemandem teuer erhobene Reichweitendaten einfach schenken, mit denen diese dann etwa bei potentiellen Werbekunden hausieren gehen könnten. Bei der AGF heißt es also auch auf konkrete Nachfrage, dass man keine Marktanteile für CNN ausweise.
Auch CNN-Betreiber WarnerMedia selbst teilt auf DWDL.de-Anfrage mit, dass für CNN International in Deutschland "leider keine länderspezifischen Angaben" vorliegen und verweist darauf, dass der Sender in so vielen Ländern mit jeweils unterschiedlichen Kabel- und TV-Regimen ausgestrahlt wird, dass eine Aufschlüsselung nach Land im Moment nicht möglich sei. Sicher ist nur, dass CNN mit seinem Online-Angebot am Mittwoch global gesehen neue Rekorde aufgestellt hat. Allein am Wahltag, also am 4. November, habe die Zahl der Unique User global bei 116 Millionen gelegen und damit so hoch wie noch nie. Im Vergleich zum Wahltag 2016 war es ein Zuwachs von 51 Prozent. Für den Livestream von "Election Night in America: Continued Coverage" gibt CNN in der Spitze 1,1 Millionen Zuschauer gleichzeitig an, innerhalb eines Tages sahen 15 Millionen unterschiedliche Menschen den Online-Stream. An Tag 2 nach der Wahl lag die durchschnittliche Reichweite des Streams den ganzen Tag über demnach bei knapp 570.000.
Das bedeutet aber auch, dass der Großteil der Amerikaner CNN auch noch immer über den klassischen TV-Weg konsumieren. Denn dort erreichte CNN am Mittwoch den Tag über im Schnitt 4,5 Millionen Zuschauer, was für den Sender somit der zweiterfolgreichste Tag seiner Geschichte war. CNN schob sich am Tag nach der Wahl auch knapp an Fox News vorbei, das über den gesamten Tag im Schnitt 4,3 Millionen Zuschauer ansahen. Am Wahlabend selbst hatte das Kräfteverhältnis noch anders ausgesehen: Da stellte Fox News mit 13,7 Millionen Zuschauern zwischen 20 und 23 Uhr einen neuen Rekord aufgestellt und so viele Zuschauer wie noch kein Kabelsender je zuvor mit einer Wahlberichterstattung erreicht - obwohl das Gesamt-Interesse an der Wahlberichterstattung im TV überraschend deutlich niedriger war als vier Jahre zuvor. CNN lag bei 9,1 Millionen Zuschauern - erst durch die Länge des Auszählungsprozesses gewann CNN also schließlich die Oberhand.
Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;