ZDF: Größter Verlierer und trotzdem ganz weit vorn
2018 feierte das ZDF ein geradezu unglaublich erfolgreiches Jahr und holte - der zunehmenden Fragmentierung zum Trotz - den höchsten Marktanteil seit 1996. Dass es ohne Olympia und Fußball-WM wieder nach unten gehen würde, war klar. Tatsächlich fiel der Rückgang 2019 genauso deutlich aus wie im Vorjahr der Anstieg: 0,9 Prozentpunkte ging's im Vergleich zu 2018 abwärts auf nun 13,0 Prozent. Zum Vergleich: Das Erste war von diesem Effekt deutlich weniger stark betroffen, dort betrug das Minus nur 0,2 Prozentpunkte. Doch das ZDF verliert auf hohem Niveau: Mit 13,0 Prozent Marktanteil beträgt der Vorsprung auf den nächsten Verfolger noch immer satte 1,7 Prozentpunkte.
Dass der Rückgang beim ZDF überdurchschnittlich hoch ausfiel, lässt sich zu einem Teil auch mit einem anderen Sport-Effekt begründen: 2019 war das erste Jahr, in dem man komplett ohne die Champions League auskommen musste. Das macht sich schon beim Gesamtpublikum bemerkbar, noch stärker aber bei den Jüngeren, die fürs ZDF mit dem linearen Hauptprogramm traditionell sehr schwer zu erreichen sind. Hier betrug der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr sogar 1,2 Prozentpunkte. Mit einem Jarhesmarktanteil von nur noch 5,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen unterbot das ZDF das Allzeit-Tief aus dem Jahr 2015 noch einmal um 0,2 Prozentpunkte. Angesichts des überdurchschnittlich hohen Rückgangs bei den Jüngeren hielt die Alterung des ZDF-Publikums also noch weiter an.
Das lag auch daran, dass es dem ZDF nicht gelungen ist, im Entertainment- und Show-Bereich erfolgreich neue Akzente zu setzen. Man denke nur an neue Formate wie "Sorry für alles" mit Steven Gätjen oder "Mein Lied für dich" mit Judith Williams, die nicht nur beim Gesamtpublikum durchfielen, sondern auch noch viel weniger Jüngere erreichten. Da das ZDF aber weiterhin auf einen dank Krimis und "Bares für Rares" sehr starken Nachmittag und Vorabend als Rückgrat bauen kann, ist die Marktführung beim Gesamtpublikum auf absehbare Zeit wohl kaum in Gefahr.
Das Erste hält den Verlust in Grenzen
Wie das ZDF, so musste auch Das Erste in diesem Jahr ohne Olympische Spiele und Fußball-WM auskommen - und gemessen daran dürfte man schon recht zufrieden sein, dass der Rückgang des Jahresmarktanteils beim Gesamtpublikum mit -0,2 Prozent in einem sehr überschaubaren Rahmen blieb - auch wenn man mit 11,3 Prozent erneut das historische Allzeit-Tief von 2017 erreichte. Bei den 14- bis 49-Jährigen unterbot man den Wert von vor zwei Jahren sogar noch leicht und lag nach einem Rückgang um einen halben Prozentpunkt nun bei 6,5 Prozent. Das Erste bleibt damit aber das deutlich jüngere der beiden öffentlich-rechtlichen Vollprogramme und lag 0,9 Prozentpunkte vor dem Konkurrenten aus Mainz.
Ein bisschen hat man davon profitiert, dass man den Donnerstags-Krimi-Sendeplatz inzwischen sehr erfolgreich etabliert hat und dass man mit dem "Tatort" sonntags sogar wieder erfolgreicher unterwegs war als im Jahr zuvor. Die drei meistgesehenen Sendungen des deutschen Fernsehens 2019 waren allesamt Münster-"Tatorte". Im Bereich der Samstagabendshows macht dem Ersten ohnehin niemand etwas vor und auch der Vorabend ist mit der Quizschiene mittlerweile ein absolutes Aushängeschild. Der allgemein positive Trend spiegelt sich auch darin wieder, dass Das Ersten nur in drei Monaten einen geringeren Marktanteil als im Vorjahr erzielte - den 2018 noch von Olympia und Fußball-WM geprägten. In allen anderen stand man besser da als noch 2018.
Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;