Quoten stabilisiert: ProSieben kriegt im Lauf des Jahres die Kurve
ProSieben schließt das Jahr 2018 mit einem Jahresmarktanteil von 9,5 Prozent ab und erreicht damit erneut den Wert aus dem vergangenen Jahr, als es erstmals in die Einstelligkeit hinab ging. Beim Gesamtpublikum ging's minimal auf 4,4 Prozent runter. In einem Jahr mit sportlichen Großereignissen ist eine stabile Quote schon generell kein schlechtes Ergebnis, Mut machen dürfte den Verantwortlichen aber vor allem der Blick auf den Jahresverlauf. Denn während der Jahresstart noch ziemlich in die Hose ging und nach den ersten Monaten alles nach einem weiteren Absturz aussah, weil es auch am Vorabend und nachmittags schlechter lief als gewohnt, zogen die Werte übers Jahr hinweg - von der WM-Delle mal abgesehen - fast kontinuierlich an.
Im November gelang dann erstmals in diesem Jahr wieder eine 10 vor dem Komma - und um ein Haar hätte diese im Dezember auch verteidigt werden können, nur die schwächere Performance "zwischen den Jahren" verhinderte das. Trotzdem: Betrachtet man nur den Monat Dezember, dann lag ProSieben sagenhafte 1,2 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert, kein anderer Sender verbesserte sich auch nur ansatzweise so stark - wenn auch von einem zugegeben sehr ernüchternden Ausgangsniveau. Der Aufschwung im Herbst rührt nicht zuletzt von einem stärkeren Nachmittag und Vorabend her. "taff" legte einen fulminanten Herbst hin mit seit September im Schnitt klar über 14 Prozent Marktanteil, die "Simpsons" sind nach akuter Schwächephase inzwischen wieder zweistellig, auch "Galileo" hat die schwächste Zeit hinter sich gelassen und pendelt inzwischen wieder um die 10-Prozent-Marke.
In der Primetime nimmt man sein Glück inzwischen auch verstärkt selbst in die Hand. Dienstags hat das mit "Galileo Big Pictures" als "Simpsons"-Ersatz schon ziemlich gut geklappt, auch wenn der weitere Verlauf des Info-Dienstags Probleme machte. Und die Show-Offensive am Samstag, die zwischenzeitlich zum Rohrkrepierer zu werden drohte, hat sich zuletzt auch wieder deutlich erfolgreicher präsentiert. Freuen kann man sich zudem über den gelungenen Einstand von "Young Sheldon". Ob diese Serie auf sich allein gestellt die Lücke füllen kann, die "The Big Bang Theory" dann ab 2020 reißen wird - die letzte Staffel startet nun Anfang des Jahres - bleibt die große Frage. Doch einstweilen ging die Strategie, etwas weniger Wiederholungen in der Primetime zu zeigen, in diesem Herbst erst einmal auf.
RTL: Der Marktführer ist zugleich der größte Verlierer
RTL verliert auf Jahressicht bei den 14- bis 49-Jährigen 0,8 Prozentpunkte - das ist der größte Jahresverlust seit 2014. Während es zwischenzeitlich schonmal so aussah, als habe sich RTL gefangen, ist der Abwärtstrend inzwischen also weider vollauf intakt. Mit 11,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen bleibt RTL zwar weiterhin Marktführer, der Vorsprung ist mit 1,9 Prozentpunkten allerdings geringer als man das in Köln gewohnt ist. Um das wieder zu ändern, muss vor allen Dingen eines her: Eine erfolgreiche Strategie für den Nachmittag. In diesem Punkt wird man das Jahr 2018 in Köln als Übergangsjahr verbuchen. Die Scripted-Reality-Formate wurden weitgehend in die Wüste geschickt, stattdessen gibt's nun echtes Leben u.a. mit Trödel- und Erfindershows und eine weitere tägliche Serie. Dabei gibt's durchaus Ansätze mit Potential, der neue Quotenhit ist aber noch nicht dabei und allzu oft liegen die Marktanteile noch über Stunden im einstelligen Bereich. Der Versuch, das Wochenend-Nachmittagsprogramm wieder in Schwung zu bringen, schlug gleich völlig fehl.
Dazu kommt noch, dass RTL zwar früher auf die Quotenflaute bei US-Serien reagiert hat als ProSiebenSat.1, aber auch erkennen musste, dass mit selbst produzierten Serien die Bäume auch nicht einfach so in den Himmel wachsen. Verlassen konnte sich RTL einmal mehr vor allem auf den "Lehrer", von den Neustarts kam noch "Sankt Maik" am besten weg, ohne aber wirklich zu glänzen, andere retteten sich selbst mit mauen Quoten in eine zweite Staffel - hier reagiert noch das Prinzip Hoffnung, dass die Serien ihr Publikum durch Nachjustierungen noch finden werden. Ob dieser Plan aufgeht, wird ebenfalls mit entscheidend sein für die Richtung, die die RTL-Quoten im Jahr 2019 einschlagen werden. Immerhin: Verlassen konnte sich RTL vor allem wieder auf seine jahrelang erprobten Dauerbrenner wie "DSDS", "Supertalent", Dschungelcamp, "Bachelor" oder "Bauer sucht Frau" - und auf die hervorragend laufenden Soaps am Vorabend, die dem Sender bis auf weiteres die Marktführung sichern dürften.
Noch stärker als bei den jüngeren Zuschauern ist der Abwärtstrend beim Gesamtpublikum - auch RTL schafft es also immer weniger, die Älteren anzusprechen. Zwar bleibt RTL auch hier der stärkste Privatsender, die Zweistelligkeit, die man zuletzt 2014 erreichte und 2015 und 2016 nur knapp verpasste, hat man nun allerdings völlig aus den Augen verloren. Im Vergleich zum Vorjahr ging's um 0,9 Prozentpunkte auf nun 8,3 Prozent nach unten. Tatsächlich fällt auf, dass es insbesondere viele neuere Formate von RTL es offenbar nicht mehr vermögen, generationenübergreifend ein Publikum zu finden.
Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;