Es war ein Fotofinish - und es hat auf den letzten Metern immerhin noch knapp geklappt, nachdem es lange nicht danach ausgesehen hatte: ProSieben konnte im März die 10-Prozent-Marke zurückerobern. Mit 10,0 Prozent nur denkbar knapp, aber immerhin: Nach zwei Monaten in Folge in der Einstelligkeit wurde diese - wie es so schon heißt - psychologisch wichtige Grenze wieder überschritten. Im Vergleich zum Februar konnte ProSieben um 0,4 Prozentpunkte zulegen - es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Sender deutlich schlechter dasteht als vor einem Jahr. Um immerhin 0,9 Prozentpunkte schlechter, um genau zu sein.
Das hängt weiterhin unter anderem damit zusammen, dass die Vorabend-Dauerbrenner "Simpsons" und "Galileo" auch im März nur einstellige Marktanteile holten. Vor einem Jahr hatten beide Abend für Abend im Schnitt noch zwei Prozentpunkte mehr. Auch in der Primetime sind die "Simpsons" schwach auf der Quotenbrust, mittwochs kehrte erst zum Monatsende mit "Grey's Anatomy" wieder ein Garant für zumindest solide Quoten zurück, nachdem es auch dort lange schlecht ausgesehen hatte. "Supergirl" läuft spät am Abend trotzdem schlecht. Und Filme bleiben insbesondere freitags weiterhin ein schwieriges Geschäft. Vom vorgegebenen "Blockbuster"-Status sind die Streifen jedenfalls weit entfernt.
Nicht so genau sollte man bei ProSieben zudem weiterhin aufs Gesamtpublikum blicken. Denn das jüngste der Vollprogramme hat hier erhebliche Probleme (warum das so ist, lesen Sie hier) und kam trotz eines leichten Aufschwungs auch im März nur auf 4,7 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Damit wurde ProSieben längst deutlich von Vox überholt, das mit seinem auf ein älteres Publikum ausgerichteten Programm 5,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum erzielte.
Auch bei den 14- bis 49-Jährigen konnte Vox weiter zulegen - und legte den Grundstein dafür bereits am Nachmittag, wo zweistellige Marktanteile längst keine Seltenheit mehr sind. Im März wurde zwischenzeitlich gar die 17-Prozent-Marke kurzzeitig übersprungen. Auf dieser Basis gelang es Vox, den Marktanteil im März um 0,2 Prozentpunkte auf nun 7,6 Prozent zu steigern - den besten Wert seit November. Im Jahresvergleich beträgt das Plus 0,6 Prozentpunkte.
Sat.1 und RTL unter Vorjahreswerten
Marktführer beim jungen Publikum war auch im März natürlich wieder RTL. Den Februar-Marktanteil von 12,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen konnte der Sender auch im März halten, allerdings waren das noch immer 0,5 Prozentpunkte weniger als im März vergangenen Jahres. Während Vox von einer erstarkten Daytime profitiert, ist sie bei RTL inzwischen wieder zur Baustelle geworden, an der RTL-Chef Hoffmann aber im Lauf des Jahres arbeiten will.
Diese Schwächen sorgten auch dafür, dass es erneut auch RTL nicht gelang, beim Gesamtpublikum überhaupt nur in die Nähe der 10-Prozent-Marke zu gelangen. 9,2 Prozent wurden erreicht, das waren 0,4 Prozentpunkten weniger als im letzten Jahr. Sat.1 als beim Gesamtpublikum zweitstärkster Privatsender lag mit 7 Prozent noch weit abgeschlagen dahinter. Und auch beim jüngeren Publikum gibt's keine allzu guten Nachrichten von Sat.1: Der durchschnittliche Marktanteil ging im März auf 8,5 Prozent zurück - 0,4 Prozentpunkte weniger als im Februar, 0,3 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Dabei wartet Sat.1 derzeit mit so viel frischem Programm auf wie lange nicht - geholfen hat es nicht viel, auch weil auch dort die Probleme schon tagsüber beginnen, wo das überstrapazierte "Auf Streife" seinen Zenit schon wieder hinter sich zu haben scheint. Als vollen Erfolg kann sich Sat.1 aber zumindest die Wiederbelebung von "Genial daneben" auf die Fahnen schreiben: Die bekannte Marke funktioniert auch im Jahr 2017 noch bestens.
Das Erste erholt sich weiter, ZDF trotzdem vorn
Rehabilitieren konnte sich im März Das Erste. Nachdem sich das Jahr mit einem historischen Tiefstwert im Januar noch denkbar schlecht angelassen hatte, gab es schon im Februar einen deutlichen Aufschwung, der sich im März fortsetzte. Um weitere 0,2 Prozentpunkte ging es nach oben auf nun 12 Prozent. Das waren 1,4 Prozenptunkte mehr als noch im verkorksten Januar. Am größten dürfte dabei die Freude über den fulminanten Einstand der Serie "Charité" mit anfangs über acht Millionen Zuschauern sein - vor allem nach dem bitteren Fehlschlag mit "Frau Temme sucht das Glück".
Dazu kam ein 11-Millionen-"Tatort", ein Fußball-Länderspiel, zwei DFB-Pokalpartien, sieben Millionen Zuschauer für den Film "Steirerblut", starke Show-Abende mit "Schlagercountdown" und "Klein gegen Groß" und ein Rekordmonat für "Gefragt - Gejagt" am Vorabend. All das zusammengenommen lässt die Zeiten für Das Erste doch schon wieder deutlich besser aussehen. Für Das Erste war es der erfolgreichste Monat seit dem Olympia-geprägten August letzten Jahres - auch bei den jüngeren Zuschauern, wo es 0,3 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent nach oben ging.
Beim jungen Publikum liegt Das Erste damit deutlich vor dem ZDF, das sich mit 6,0 Prozent im März zufrieden geben musste - doch beim Gesamtpublikum liegen die Mainzer trotz des wiedererstarkten Ersten weiter deutlich in Front. Das ZDF verlor im Vergleich zum Februar allerdings 0,3 Prozentpunkte und erreichten nun noch 13 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Während man bei der ARD über "Charité" jubelt, dürfte man die Quoten des fiktionalen Aushängeschilds "Der gleiche Himmel" hier eher mit Ernüchterung betrachten.
kabel eins war zuletzt 2006 schwächer, RTL II hat sich berappelt
5,x Prozent - das ist das erklärte Ziel, das kabel-eins-Geschäftsführer Marc Rasmus kürzlich im DWDL.de-Interview ausgegeben hat. Das klingt zunächst mal nicht übermäßig ambitioniert, trotzdem lag man im März ein gutes Stück davon entfernt. Die schwachen Quoten aus dem Februar wurden nämlich nochmal unterboten: Es ging um weitere 0,2 Prozentpunkt auf nun 4,6 Prozent hinab. Einen schwächeren Monatsmarktanteil hatte kabel eins zuletzt im Juni 2006 - also während der WM im eigenen Land. Im März 2016 standen noch 5,4 Prozent auf der Uhr.
Dass sich die Marktanteile nicht wie erhofft in die richtige Richtung bewegten, liegt unter anderem daran, dass die Reform des Vorabends bislang keine Besserung gebracht hat - im Gegenteil: Es läuft im Moment meist sogar schlechter als vor der Änderung. Man darf gespannt sein, wie lang der Atem ist, den kabel eins hier beweisen will. Auch die Tatsache, dass sonntags nun um 20:15 Uhr keine Erstausstrahlungen mehr laufen, sondern ein weiterer Abend mit Serien-Wiederholungen bestückt wird, ist aus Quotensicht nicht gerade förderlich.
RTL II hat sich nach dem schwachen Jahresstart inzwischen hingegen wieder berappeln können und legte 0,4 Prozentpunkte auf nun 5,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu. Damit liegt der Sender nun sogar wieder knapp über dem Vorjahreswert, nachdem der zuletzt deutlich unterschritten worden war. Beim Gesamtpublikum bleibt RTL II mit 3,2 Prozent Marktanteil allerdings das kleinste der acht Vollprogramme.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- März 16 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- März 16 |
|
Das Erste |
12,0 | +0,2 |
+0,7 |
7,0 |
+0,3 |
+0,5 |
ZDF |
13,0 |
-0,3 |
+0,1 |
6,0 |
-0,4 |
+/-0 |
RTL |
9,3 |
+0,5 |
-0,3 |
12,3 |
+/-0 |
-0,5 |
Sat.1 |
7,0 |
-0,1 |
-0,4 |
8,5 |
-0,4 |
-0,3 |
ProSieben |
4,7 |
+0,2 |
-0,6 | 10,0 |
+0,4 |
-0,9 |
Vox |
5,4 |
+0,1 |
+0,2 |
7,6 | +0,2 |
+0,6 |
RTL II |
3,2 |
+0,1 |
-0,3 | 5,7 |
+0,4 |
+0,1 |
kabel eins |
3,4 |
+/-0 |
-0,7 |
4,6 |
-0,2 |
-0,8 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche