Der Mittwochmorgen war wieder Zeugnistag für die Radio-Branche: Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse legte mit der neuesten Radio-MA die Reichweitenzahlen für Radiosender in Deutschland vor - und so umstritten die Zahlen aufgrund der Erhebungsmethode auch sein mögen, sie sind für Sender und Werbekunden maßgeblich. Noch ein Hinweis: Alle nachfolgenden Zahlen auf dieser Seite beziehen sich auf die durchschnittliche Hörerzahl in der Durchschnitts-Stunde zwischen Montag und Freitag, 6 bis 18 Uhr.

Und da fällt direkt ein großer Verlierer ins Auge: Antenne Bayern. Während sich der Privatsender aus München in den vergangenen Jahren stets als größter Einzelsender des Landes feiern konnte, fiel nach einem Einbruch der Reichweite um 16 Prozent diesmal hinter WDR 2, 1Live und SWR 3 zurück. Nur noch knapp über eine Million Hörer in der Durchschnittsstunde wurden diesmal ermittelt, bei der letzten Erhebung hatte die AGMA noch 1,2 Millionen Hörer für Antenne Bayern ausgewiesen. Damit musste Antenne Bayern die geringste Reichweite seit dem Jahr 2011 hinnehmen, als es schon einmal einen ungewöhnlichen Einbruch der Reichweite gegeben hatte. Zum ersten Mal seit 2012 verlor Antenne Bayern den Platz an der Spitze der Einzelsender - Radio NRW mit der höchsten Reichweite ist bekanntlich ein Lokalsender-Verbund.

Antenne Bayern bleibt aber Marktführer in Bayern knapp vor Bayern 1, das sich immerhin annähernd stabil halten konnte. Für die im Bayern-Funkpaket zusammengefassten Lokalsender ging's hingegen auch massiv um 13,5 Prozent nach unten, bei Bayern 3 beträgt das Minus 4,4 Prozent. Noch größer ist das Minus bei egoFM (-27,2 Prozent), zweistellig auch die Minus-Zeichen in Bayern auch bei Radio Arabella und Gong 96,3 (München). Aufwärts ging's hingegen bei 95,5 Charivari (+18,6 Prozent), Bayern 2 (+13,2 Prozent) und BR-Klassik (+10,2 Prozent). Allgemein müssten die Menschen in Bayern aber wesentlich weniger Radio (auf klassischem Weg) gehört haben als noch bei der letzten Erhebung, wenn man den MA-Zahlen glaubt.

Karlheinz Hörhammer, Vorsitzender der Antenne-Bayern-Geschäftsführung hat sich inzwischen auch zum Dämpfer geäußert: "Dass wir heute mal leider nicht als der große Sieger vom MA-Platz gehen werden, haben wir im letzten Jahr kommen sehen! Auffällig ist bei dieser Ausweisung, dass alle bayerischen Senderangebote, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, sich nicht weiterentwickeln konnten, sondern allesamt ein Minus zu verzeichnen haben. Es hat den Anschein, dass die bislang immer überdurchschnittliche Tagesreichweite und die Verweildauer der Hörfunksender in Bayern sich dem Bundesdurchschnitt annähern." Er verweist aber darauf, dass Antenne Bayern als einziger bayerischer Sender über der Millionenmarke liegt.

Größter Einzelsender Deutschlands ist nun statt Antenne Bayern aber WDR 2 - auch wenn den Machern in den letzten Monaten häufig eine Verflachung des Programms vorgeworfen wurde, wirkte sich das bislang keinesfalls negativ auf die Reichweite aus, im Gegenteil: WDR 2 war neben Radio NRW und NDR einer von nur drei Sendern mit steigenden Reichweiten. Massive Verluste gab's hingegen fürs Hit-Radio FFH: Nachdem schon bei der letzten MA ein kräftiges  Minus von fast zehn Prozent zu verbuchen war, wuchs dieses nun sogar noch auf 13,2 Prozent an. Binnen eines Jahres sank die ermittelte Reichweite somit von 586.000 auf 459.000 Hörer. Auch Konkurrent hr3 musste allerdings ein Minus von 7,7 Prozent hinnehmen.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Radio-MA 2017/I (Hörer ab 10 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2017/I
Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Veränderung
in Prozent
Radio NRW
1.716 1.689 + 1,6 %
WDR 2
1.071 1.039 + 3,1 %
1Live
1.042 1.072 - 2,8 %
SWR 3
1.031 1.090 - 5,4 %
Antenne Bayern
1.011
1.203
- 16,0 %
Bayern 1
983 985
- 0,2 %
Bayern-Funkpaket
878 1.015
- 13,5 %
NDR 2
795
771
+ 3,1 %
Bayern 3
743
777
- 4,4 %
SWR 4 BW
528
540
- 2,1 %
MDR 1 Radio Sachsen
467 467
+ 0,2 %
Hit-Radio FFH
459
529 - 13,2 %
SWR 1 BW
417
393
+ 6,3 %
radio ffn
355
376
- 5,6 %
MDR JUMP
322 316
+ 2,0 %
hr3
308 334
- 7,7 %
hr4
265
257
+ 3,0 %
Antenne Niedersachsen
263
253
+ 3,9 %
MDR Thüringen
258 269 - 4,1 %
Radio SAW
251 265 - 5,1 %

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Das Schlagerradio B2 ist diesmal Sender, der prozentual am kräftigsten zulegen konnte. Um fast 60 Prozent ging es nach oben. Musikalisch aus einer ganz anderen Ecke kommt Star FM - hier setzt man vorwiegend auf Rock-Musik und konnte damit die Hörerzahl um über 40 Prozent steigern. Bemerkenswert auch: Mit dem RBB-Inforadio und hr-Info befinden sich zwei Info-Angebote unter den größten Gewinnern.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2017/I
Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Veränderung

Radio B2
36
23
+ 58,8 %
Star FM 87,9
84
60
+ 40,3 %
Radio 21
126
98
+ 29,2 %
Inforadio
64
52
+ 23,9 %
Energy Stuttgart
63
51
+ 23,8 %
hr-iNFO
54
44
+ 22,9 %
RTL Radio
141 116
+ 21,5 %
Bremen Vier
96 80
+ 20,4 %
Die Neue 107,7
63
53
+ 19,7 %
100,6 Flux FM
22
19
+ 18,8 %

Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr

Dass Hit-Radio FFH massive Verluste hinnehmen musste, haben wir bereits erwähnt - und es kommt noch dicker: Der ebenfalls von der Radio/Tele FFH betriebene Sender harmony.fm ist der Sender mit dem höchsten prozentualen Reichweiten-Verlust: Fast die Hälfte der Hörer pro Durchschnittsstunde kam abhanden, rund 28.000 sind noch übrig. Massiv sind auch die Verluste von Energy Bremen, dessen Reichweite sich binnen eines Jahres von 77.000 auf 35.000 sogar mehr als halbiert hat.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2017/I
Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Veränderung
in Tsd.
harmony.fm
28
53
- 46,3 %
Energy Bremen
35
54
- 36,0 %
egoFM
25
34
- 27,2 %
100'5 Das Hitradio
43 55
- 22,7 %
Radio Paloma
81 103
- 22,1 %
Energy Hamburg
31 39
- 21,6 %
SR 1 Europawelle
54
67
- 18,7 %
Radio Ton
60
74
- 18,3 %
Radio Arabella
67
81
- 16,6 %
105'5 Spreeradio
58
69
- 16,5 %

Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr

Auf den folgenden Seiten: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer 

Bitte beachten: Um auch die Sender ohne Werbung berücksichtigen zu können, blicken wir in den folgenden Tabellen auf die Tagesreichweite, nicht wie auf dieser Seite die Hörer pro Durchschnittsstunde.