Das Erste hat zum Ende der Saison hin noch einmal einen kräftigen Schlussspurt hingelegt und sich erstmals seit Juli 2014 die alleinige Marktführerschaft gesichert. Rechnet man die von Fußball-Welt- und Europameisterschaften geprägten Monate mal heraus, so muss man sogar fast drei Jahre zurückgehen, um einen Monat zu finden, in dem der Sender beim Gesamtpublikum die Konkurrenz hinter sich ließ. Im Mai setzte sich Das Erste nun mit einem Marktanteil von 12,1 Prozent knapp gegen das ZDF durch, das auf 12,0 Prozent kam. Während die Mainzer gegenüber dem Vormonat 0,6 Prozentpunkte abgaben und im Vergleich zum starken Januar sogar 1,2 Prozentpunkte verloren, steigerte sich Das Erste von April zu Mai um 0,6 Prozentpunkte. Zu verdanken hat man die Erfolge neben dem immer erfolgreicher werdenden Vorabend vor allem drei Dingen: ESC, "Tatort" und Fußball.
An Fußball-Übertragungen mangelte es nicht. Da wäre allen voran natürlich das Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund zu nennen, das von knapp 13,8 Millionen Zuschauern gesehen wurde und damit die reichweitenstärkste Sendung des Jahres ist. Aber auch die Bundesliga-Relegationsspiele und das Freundschafts-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei trugen zu den steigenden Marktanteilen im Mai bei. Als Quotengarant erwies sich aber auch der Eurovision Song Contest, der sich trotz des letzten Platzes von Jamie-Lee mit über neun Millionen Zuschauern so stark präsentierte wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und dann war da auch noch der neue "Tatort" aus Münster, der mit weit über zwölf Millionen Zuschauern zwar keinen Reichweiten-Rekord aufstellte, dafür aber auf einen sagenhaften Marktanteil von mehr als 37 Prozent kam.
All diese Hits waren übrigens auch beim jungen Publikum überaus gefragt, sodass Das Erste insbesondere bei den 14- bis 49-Jährigen kräftig zulegen konnte. Dort stieg der Marktanteil binnen Monatsfrist um einen Prozentpunkt auf 7,6 Prozent und damit sogar auf den besten Wert seit acht Jahren, lässt man mal all jene Monate mit sportlichen Großereignissen außen vor. Das reichte hier letztlich für den vierten Rang. Ein Wert, von dem das ZDF im Mai nur träumen konnte: Der Mainzer Sender hielt seinen Marktanteil mit 5,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum aber zumindest stabil und bewegte sich leicht über dem Vorjahresmonat. Stärkster Verfolger der Öffentlich-Rechtlichen beim Gesamtpublikum war indes einmal mehr RTL, das im Mai allerdings wieder leicht unter die Marke von zehn Prozent fiel und sich mit 9,8 Prozent Marktanteil zufriedengeben musste. Gegenüber dem Vorjahresmonat blieb die Marktanteil damit weitgehend stabil.
RTL verliert, ProSieben stabil, Sat.1 legt zu
In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ging die Marktführerschaft wie gewohnt an RTL – allerdings ist ein Marktanteil von 12,4 Prozent kein Ruhmesblatt, zumal vor einem Jahr um diese Zeit noch 13,0 Prozent erzielt werden konnten. Dass es nicht schlechter lief, lag an Quotengaranten wie "Deutschland sucht den Superstar" oder "Let's dance". Aber auch die Jubiläums-Folgen von "Wer wird Millionär?" und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" sowie das jüngste Formel-1-Rennen von Monaco erwiesen sich als Erfolge für den Kölner Sender. Als Enttäuschung muss man dagegen Christians Rachs Suche nach den Lieblingsrestaurants der Deutschen abhaken – und auch der Dauerbrenner "Alarm für Cobra 11" wollte ausgerechnet zum 20. Geburtstag nicht so recht in die Spur kommen. Während der Marktführer also Verluste hinnehmen musste, blieben die Werte von ProSieben, Vox, und kabel eins allesamt im Vergleich zum Mai 2015 stabil.
Bei ProSieben konnte man mit einem neuen "Transformers"-Film gerade erst den besten Blockbuster-Marktanteil seit einem halben Jahr verbuchen und auch "Germany's next Topmodel" legte im Vergleich zu den Vorjahren zu. Und auch "Grey's Anatomy" gelang es, den Abwärtstrend zu stoppen – die Quoten der US-Serie fielen zuletzt deutlich besser aus als man das gewohnt war. Da ließen sich sogar Flops wie "Code Black", "Musicshake by Rea Garvey" und die neue Dokusoap rund um das Glamour-Pärchen Yotta verschmerzen. Unterm Strich sprang letztlich wie schon in den beiden Monaten zuvor ein grundsolider Marktanteil von 10,9 Prozent heraus. Dass sich Sat.1 mit 9,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen auf den besten Wert des Jahres steigerte, hat der Sender unterdessen vor allem einem Format zu verdanken: "Auf Streife" erweist sich inzwischen am kompletten Nachmittag sowie am Vorabend als regelrechtes Konjunkturprogramm – um 18:00 Uhr ging's für "Die Spezialisten" zuletzt auf bis zu 16,5 Prozent Marktanteil nach oben.
Belohnt wird Sat.1 zudem für die Einsicht, seine Abspeckshow "The Biggest Loser" wieder am Vorabend in Erstausstrahlung zu zeigen. Auch dort reichte es im Mai zwischenzeitlich für mehr als 16 Prozent in der Zielgruppe – dass die Primetime mit Krimi- und Film-Wiederholungen sowie günstigen Rankingshows schon Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft auf nennenswerte Höhepunkte verzichtet, wird durch die beachtlichen Erfolge im Tagesprogramm derzeit recht gut kaschiert. Und sonst? Vox fiel mit einem leichten Minus trotz der guten Quoten von "Sing meinen Song" und "Grill den Henssler" wieder unter die Marke von sieben Prozent beim jungen Publikum, was mit Blick auf bisweilen starke Konkurrenz aber zu verschmerzen ist. Ebenfalls leichte Verluste gab's für RTL II, wo sich Daniela Katzenberger im Mai auf Rekordjagd befand. Und kabel eins konnte nicht zuletzt dank Tamme Hanken die April-Verluste wieder wettmachen und sich um 0,2 Prozentpunkte auf solide 5,4 Prozent verbessern.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- Mai 15 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- Mai 15 |
|
Das Erste |
12,1 | +0,6 |
+0,3 |
7,6 |
+1,0 |
+0,5 |
ZDF |
12,0 |
-0,6 |
-0,1 |
5,8 |
+/-0 |
+0,2 |
RTL |
9,8 |
-0,2 |
-0,1 |
12,4 |
-0,3 |
-0,6 |
Sat.1 |
7,4 |
+/-0 |
-0,3 |
9,2 |
+0,2 |
-0,3 |
ProSieben |
5,4 |
+0,2 |
+0,2 | 10,9 | +/-0 |
+/-0 |
Vox |
5,3 |
-0,1 |
+0,1 |
6,9 |
-0,1 |
+/-0 |
RTL II |
3,8 |
+0,1 |
+/-0 | 6,0 |
-0,2 |
-0,1 |
kabel eins |
4,0 |
+0,2 |
+0,1 |
5,4 |
+0,2 |
+/-0 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche