Am Mittwoch legte die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse die erste Radio-MA vor, die auf den Daten des letzten Zensus basiert - und der hatte bekanntlich ergeben, dass in Deutschland 1,5 Millionen Menschen weniger leben als man bis dahin vermutete. Allgemein waren daher auch Reichweitenverluste bei der neuen MA zu erwarten. Dieser Effekt fällt allerdings von Bundesland zu Bundesland und von Zielgruppe zu Zielgruppe unterschiedlich aus - insofern sind die Veränderungen im Vergleich zur vorherigen Media-Analyse nur mit Vorsicht zu betrachten, geben sie doch nicht unbedingt tatsächliche Hörerverluste oder -zugewinne wieder.
Trotzdem können sich über 50 Radiosender über steigende Reichweiten freuen, was angesichts der geschrumpften Bevölkerung um so höher zu bewerten ist. Dazu gehört auch Radio NRW - der nordrhein-westfälische Lokalsenderverbund baute seine Spitzenposition in Deutschland mit 1,67 Millionen Hörern in der Durchschnitts-Stunde damit sogar noch aus, weil zugleich Antenne Bayern als stärkster Einzelsender eine deutlich niedrigere Reichweite ausweisen muss als zuletzt.
Das Minus von 12,7 Prozent bei Antenne Bayern lässt sich dabei sicherlich nicht nur mit dem methodischen Effekt der neuen Bevölkerungstatistik erklären, zumal Konkurrent Bayern 3 sogar eine höhere Reichweite als zuletzt ausweisen kann, ebenso die Lokalsender aus dem Bayern-Funkpaket. Einer der großen Gewinner trotz schrumpfender Bevölkerung ist das hessische Hit-Radio FFH. Die Reichweite liegt nun bei 541.000 Hörern in der Durchschnittsstunde nach nur 477.000 bei der vorausgehenden Erhebung. Unter den Top 20 weisen zudem auch Antenne Niedersachsen, Radio SAW und MDR Thüringen höhrer Reichweiten aus.
Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Radio-MA 2015/II (Hörer ab 10 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):
Hörer in Tsd. ma 2015/II |
Hörer in Tsd. ma 2015/I |
Veränderung in Prozent* |
|
Radio NRW |
1.667 | 1.642 | + 1,5 % |
Antenne Bayern |
1.220 | 1.397 | - 12,7 % |
SWR 3 |
1.091 | 1.123 | - 2,8 % |
1Live |
1.059 | 1.076 | - 1,6 % |
WDR 2 |
1.027 |
1.066 |
- 3,7 % |
Bayern 1 |
1.011 | 1.018 |
- 0,7 % |
Bayern-Funkpaket |
934 | 893 |
+ 4,6 % |
Bayern 3 |
827 |
811 |
+ 2,0 % |
NDR 2 |
823 |
883 |
- 6,8 % |
WDR 4 |
709 | 720 |
- 1,5 % |
Hit-Radio FFH |
541 | 477 |
+ 13,4 % |
SWR 4 BW |
519 | 535 | - 3,0 % |
MDR 1 Radio Sachsen |
437 |
502 |
- 12,9 % |
radio ffn |
389 | 395 |
- 1,5 % |
SWR 1 BW |
383 | 416 |
- 7,9 % |
MDR JUMP |
322 | 343 | - 6,1 % |
hr3 |
305 |
315 |
- 3,2 % |
Antenne Niedersachsen |
303 | 279 |
+ 8,6 % |
radio SAW |
250 | 242 | + 3,3 % |
MDR Thüringen |
245 | 223 | + 9,9 % |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
*Änderung der Berechnungsgrundlage - Veränderungen können auch methodisch bedingt sein und bilden nicht unbedingt tatsächliche Hörerverluste ab!
Die Gewinne und Verluste sind wie schon erwähnt mit großer Vorsicht zu genießen - wer allerdings seine Reichweiten massiv steigern konnte, bei dem kamen mit Sicherheit auch Hörer ungeachtet der statistischen Effekte hinzu. Zu nennen wäre hier beispielsweise BR-Klassik, wo die Reichweite mit 91.000 Hörern in der Durchschnittsstunde um fast zwei Drittel höher ausfiel als in der vorherigen Erhebung, bei 100,6 FluxFM hat sie sich sogar mehr als verdoppelt. Eine um rund 50 Prozent höhere Reichweite könnnen auch bigFM Saarland und die Rock Antenne ausweisen.
Die größten Gewinner (in Prozent):
Hörer in Tsd. ma 2015/II |
Hörer in Tsd. ma 2015/I |
Veränderung |
|
100,6 FluxFM |
20 | 9 |
+ 122,2 % |
BR-Klassik |
91 |
55 |
+ 65,5 % |
bigFM Saarland |
12 | 8 |
+ 50,0 % |
Rock Antenne |
126 | 85 |
+ 48,2 % |
100'5 Das Hitradio |
46 | 34 |
+ 35,3 % |
Radio Paradiso |
30 |
24 |
+ 25,0 % |
Energy Bremen |
61 | 49 |
+ 24,5 % |
Radio Cottbus |
12 | 10 | + 20,0 % |
Bremen Vier |
108 | 91 |
+ 18,7 % |
JAM FM |
65 |
55 |
+ 18,2 % |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger, Angaben ohne Gewähr
Bei den größten Verlierern gilt das Gleiche: Die Verluste sind teils sicher auf methodische Effekte zurückzuführen, bei einem Minus von 33,7 Prozent kann man sich bei Bayern 2 aber sicherlich nicht nur darauf berufen. Auch der HR-Jugendsender You FM muss mit einem Minus von fast 26 Prozent nach weiteren Begründungen neben dem Bevölkerungsschrumpfungs-Effekt suchen.
Die größten Verlierer (in Prozent):
Hörer in Tsd. ma 2015/II |
Hörer in Tsd. ma 2015/I |
Veränderung in Tsd. |
|
Bayern 2 |
114 | 172 |
- 33,7 % |
harmony.fm |
32 | 48 | - 33,3 % |
Radio Paloma |
67 | 93 | - 28,0 % |
Hitradio OHR |
26 | 36 | - 27,8 % |
You FM |
92 | 124 |
- 25,8 % |
Radio Seefunk RSF |
16 | 21 | - 23,8 % |
98.8 KISS FM |
41 | 53 |
- 22,6 % |
baden.fm |
22 | 28 | - 21,4 % |
R.SA |
130 |
156 |
- 16,7 % |
Energy Berlin |
52 | 62 | - 16,1 % |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger, Angaben ohne Gewähr
Auf den folgenden Seiten: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer
- Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein
- NRW, Hessen, Saarland
- Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern
- Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
- Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt
Bitte beachten: Um auch die Sender ohne Werbung berücksichtigen zu können, blicken wir in den folgenden Tabellen auf die Tagesreichweite, nicht wie auf dieser Seite die Hörer pro Durchschnittsstunde.