Seit etwas mehr als 100 Tagen sendet der Disney Channel nun schon im Free-TV. Das ging nicht, ohne Spuren zu hinterlassen. Vor allem bei Super RTL dürfte man gespannt gewesen sein, welche Auswirkungen der neue Player auf die Marktanteile haben wird - immerhin bestückt der Disney Channel Teile seines Programms mit Formaten, die einst bei Super RTL wichtige Quotenbringer waren. Tatsächlich bekam der Kölner Kindersender in den ersten Monaten des Jahres die neue Konkurrenz zu spüren, erstmals seit 16 Jahren verlor man die Marktführerschaft in der Kernzielgruppe der 3- bis 13-Jährigen.

Zuletzt war's allerdings denkbar knapp. "Das war natürlich nicht schön, im März 0,1 Prozentpunkte hinter dem Kika zu liegen", so Super-RTL-Programmchef Carsten Göttel im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Zugleich gibt er sich kämpferisch: "Wir möchten immer gerne Marktführer sein und auch immer vor der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz liegen." Viel wichtiger sei es jedoch gewesen, dass mit dem von Super RTL zum Disney Channel gewanderten Programm nicht zu viele Kinder gleich mitwandern. "Da lag schon eine gewisse Gefahr in der Luft", zumal es kaum Erfahrungswerte gegeben habe. 

Göttel: "Im Zuschauermarkt hat es ganz schön gewackelt. Jetzt kommt wieder Ruhe rein. Es gibt eine neue Skalierung. Wir können also wieder nach oben schauen." Tatsächlich reichte es im April nun erstmals wieder für die Marktführerschaft. Mit einem Marktanteil von 20,3 Prozent büßte Super RTL gegenüber dem Vormonat zwar 0,2 Prozentpunkte bei den 3- bis 13-Jährigen ein. Doch weil der Kika sogar um mehr als drei Prozentpunkte auf nur noch 17,4 Prozent regelrecht einbrach, konnte Super RTL die öffentlich-rechtliche Konkurrenz locker überholen. Nickelodeon blieb mit 11,1 Prozent nahezu stabil, während der Disney Channel noch einmal um einen halben Prozentpunkt zulegen konnte und im April einen Marktanteil von 9,0 Prozent in der Kinder-Zielgruppe verzeichnete.

  MA 3-13
+/-
Vormonat
Super RTL
20,3 -0,2
Kika
17,4
-3,2
Nickelodeon
11,1
-0,1
Disney Channel 9,0
+0,5

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Berücksichtigt wir die Zeit zwischen 06:00 Uhr und 20:15 Uhr. Quelle: DWDL.de-Recherche

"Besonders die Klassiker von Warner sind sofort gut eingeschlagen, zum Beispiel 'Tom und Jerry'", so Göttel über den erfolgreichen April. Das Highlight sei jedoch die DreamWorks-Serie "Dragons - Die Wächter von Berk" gewesen, die die eigenen hohen Erwartungen noch übertroffen habe. Doch auch beim Disney-Channel gibt man sich zufrieden, vor allem auch weil man in den ersten 100 Tagen in der Primetime im Schnitt einen Marktanteil von 1,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnen konnte. "Der Disney Channel hat sich erfreulich schnell bei den  Zuschauern etabliert und unsere Strategie, zwei unterschiedliche Zielgruppen unter der starken Marke Disney Channel anzusprechen, geht voll auf", so Lars Wagner, Vice President & General Manager Disney Channels.

Wagner: "Die Kinder haben ihre Lieblingshelden auf dem Disney Channel schnell gefunden, und über unsere qualitativ hochwertigen Serien und Spielfilme in der Prime Time finden wir kontinuierlich mehr Zugang zu erwachsenen Zielgruppen. Wir schaffen es mit unseren Programmen auch, einen überdurchschnittlichen Teil der Zuschauer nahtlos zwischen Tages- und Abendprogramm bei uns auf dem Sender zu behalten. Mit unserem Programm ist es uns darüber hinaus gelungen, in der Primetime die besonders attraktive Zielgruppe der jungen Frauen zu erreichen." Besonderen Anteil daran hätten Serien wie "Switched at Birth", "Gilmore Girls" und "New in Paradise".

Die Monatsmarktanteile der Kleinen im April 2014 (sofern vorliegend)

Die Männersender befinden sich unterdessen weiter auf dem Vormarsch. Das bekommt nicht nur RTL Nitro zu spüren, das im April in seiner Kernzielgruppe der 14- bis 59-jährigen Männer erstmals einen Marktanteil von 1,7 Prozent erzielte. In der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bestätigte Nitro mit 1,5 Prozent das Rekord-Niveau aus dem März. Für ProSieben Maxx gab's sogar einen neuen Bestwert: Nachdem sich der Sender zuletzt drei Monate in Folge bei 0,8 Prozent Marktanteil bewegte, legte der jüngste Spross der ProSiebenSat.1-Familie im April um gleich 0,3 Prozentpunkte auf nunmehr 1,1 Prozent zu. Damit war ProSieben Maxx im gerade zu Ende gegangenen Monat der Privatsender mit dem größten Zugewinn.

DMAX verbesserte sich indes um 0,2 Prozentpunkte und kam damit wieder auf den Rekord-Wert von 1,9 Prozent, den man schon einmal im Januar verzeichnete. Verantwortlich dafür waren vor allem starke Ostertage, an denen man auf Sonderprogrammierungen setzte und gleich mehrfach Tagesmarktanteile von mehr als zwei Prozent erzielte. Mit TLC hat Discovery inzwischen neben DMAX noch einen zweiten Free-TV-Sender am Start. Für den besteht allerdings noch viel Luft nach oben: Mehr als ein Marktanteil von 0,1 Prozent war für TLC im April bei den 14- bis 49-Jährigen noch nicht drin. Doch es gibt zumindest etwas Hoffnung: Eine Folge der Reihe "Breaking Amish" brachte es abends beispielsweise auf 0,7 Prozent Marktanteil.

  MA 14-49
+/-
Vormonat
MA
ab 3
DMAX
1,9
+0,2 1,1
Comedy Central (nur 20:15-03:00) 1,7 +0,2

RTL Nitro
1,5 +/-0
1,3
Sixx 1,3 -0,1
0,7
N24 1,3
+/-0
1,0
ProSieben Maxx
1,1
+0,3 0,6
ZDFinfo 1,0
+/-0
0,9
n-tv
1,0 -0,2 1,0
Sport1
0,9
+/-0
1,0
Tele 5
0,9 +/-0
0,8
Phoenix 0,8
+/-0
1,1
ZDFneo 0,8 +/-0 1,2
3sat 0,7 +/-0 1,1
Arte 0,7 +/-0
1,0
Sat.1 Gold
0,6 +/-0 0,7
Eurosport 0,5 +0,1 0,8
Einsfestival 0,3   0,3
ZDFkultur 0,2  +/-0 0,3
TLC 0,1 -- 0,1

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Berücksichtigt werden nur 24-Stunden-Sender, ohne Dritte. Quelle: DWDL-Recherche

Erfolgreichster Frauensender bleibt aber Sixx, das im April allerdings ein leichtes Minus von 0,1 Prozentpunkten hinnehmen musste und 1,3 Prozent Marktanteil erzielte. Unter den öffentlich-rechtlichen "Kleinen" war indes erneut ZDFinfo der Spitzenreiter beim jungen Publikum. Auch im April erzielte der Sender wieder einen Marktanteil von 1,0 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und lag damit sogar auf Augenhöhe mit n-tv. ZDFneo brachte es dank vieler älterer Zuschauer mit 1,2 Prozent zwar auf einen höheren Gesamtmarktanteil, lag bei den Jüngeren mit 0,8 Prozent aber erneut klar hinter ZDFinfo. Der ARD-Sender Einsfestival brachte es im April dagegen nur auf 0,3 Prozent, lag aber immer noch vor ZDFkultur, das 0,2 Prozent verzeichnete.

Grund zum Feiern hat im April die Mannschaft von Comedy Central, das es mit seinem Programm auf einen starken Marktanteil von 1,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährige brachte, wobei hierbei zu beachten ist, dass der Viacom-Sender erst abends auf Sendung geht. Gegenüber März verbesserte sich Comedy Central um 0,2 Prozentpunkte und gegenüber dem Vorjahresmonat steht derzeit sogar eine Steigerung von mehr als einem Drittel zu Buche. Zu den beliebtesten Formaten zählten nach Angaben des Senders die neue Cop-Comedy "Popoz", die Zeichentrickserie "Family Guy" sowie die amerikanische Sitcom "Rules of Engagement".

Die Monatsmarktanteile im Pay-TV-Markt

Die bei Sky empfangbaren Sender haben im April zusammengerechnet einen Marktanteil von 3,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt. Das waren 0,2 Prozentpunkte als im Monat zuvor - auch in der erweiterten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen ging es in diesem Maß nach unten. Hier lag der Marktanteil bei 3,3 Prozent. Größter Quoten-Hit im Pay-TV war die Begegnung zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund, die am 30. Spieltag von 1,26 Millionen Zuschauer gesehen wurde und damit den dritten Rang in der laufenden Saison belegt. Die Viertelfinal-Konferenz der Champions League stellte mit im Schnitt 1,21 Millionen Zuschauern zudem einen neuen Saison-Rekord auf.

Als erfolgreichster Film des Monats entpuppte sich die Actionkomödie "Hangover 3", die alleine am Ostersonntag von 360.000 Zuschauern gesehen wurde. Rechnet man die Reichweiten sämtlicher Ausstrahlungen der "Hangover"-Reihe am Oster-Wochenende zusammen, kommt man sogar auf eine Sehbeteiligung von über einer Million Zuschauern. Im Serien-Bereich war indes der Sender 13th Street das Maß aller Dinge. Der Sender dominierte mit "Navy CIS" und "Criminal Minds" die Hitlisten - also ausgerechnet mit Formaten, die auch im Free-TV eigentlich schon in hoher Dosis gesendet werden.