Karnevals-Muffel können aufatmen: Am Aschermittwoch ist ja bekanntlich alles vorbei. Höchste Zeit also, um eine Bilanz zu ziehen: Wie gut kamen die zahlreichen Karnevalssitzungen im Fernsehen an? Die Bilanz fällt für ARD und ZDF recht durchwachsen aus - insbesondere weil die Narren in diesem Jahr einige Zeit benötigten, um erst mal in Stimmung zu kommen. Die traditionelle Verleihung des Ordens "Wider den tierischen Ernst" verzeichnete zum Start in die närrischen Tage mit nur 3,66 Millionen Zuschauern einen neuen Tiefpunkt. Das waren fast eine halbe Million Zuschauer weniger als noch vor einem Jahr. Die Zeiten, zu denen die Sitzung mehr als fünf Millionen Zuschauer vor den Fernsehen lockte, sind ohnehin vorbei.

Doch damit ist "Wider den tierischen Ernst" nicht alleine: Von den zehn meistgesehenen Karnevalssitzungen erreichten diesmal fünf Übertragungen weniger als vier Millionen Zuschauer. Zum Vergleich: 2012 lagen nur zwei Sitzungen darunter. Größter Verlierer des Jahres war die ZDF-Sendung "Typisch Kölsch", die diesmal mit 3,90 Millionen Zuschauern gegenüber dem Vorjahr über eine Million Zuschauer einbüßte. "Frankfurt Helau" verlor im Ersten knapp 400.000 Zuschauer, bei "Düsseldorf Helau" betrug das Minus rund 500.000 Zuschauer. Auch der seit Jahren am Rosenmontag im Ersten gezeigte "Karneval in Köln" gehörte zu den Verlierern: Von 4,57 Millionen Zuschauern ging es auf 3,98 Millionen nach unten.

Allerdings erwies es sich in diesem Falle auch als wenig hilfreich, dass der Kölsche Karneval durch einen "Brennpunkt" zum Papst-Rücktritt eine halbe Stunde später als angekündigt startete. Noch vor fünf Jahren wurde "Karneval in Köln" von mehr als 5,7 Millionen Zuschauern verfolgt. Die meistgesehene Kölner Sitzung lief daher auch diesmal an Altweiberfastnacht: "Mer losse d'r Dom in Kölle" gehörte mit 5,06 Millionen Zuschauern sogar zu den Gewinnern des Jahres, denn im Vergleich zu 2012 steigerte sich die Show um über 400.000 Zuschauer. Mehr Jecken erreichte nur die Traditionssitzung schlechthin: "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" präsentierte sich zudem ebenfalls stärker als zuletzt. Nachdem die Show im vorigen Jahr erstmals unter die Marke von sechs Millionen Zuschauern gefallen war, reichte es diesmal wieder zu einem deutlichen Sprung darüber.

6,43 Millionen Zuschauer und ein stolzer Marktanteil von 23,1 Prozent bescherten den Mainzer Narren die gewohnte Spitzenposition - gegenüber dem vergangenen Jahr verzeichnete die Sitzung ein Plus von fast 600.000 Zuschauern. "Mainz bleibt Mainz" bewegte sich damit, abgesehen vom Ausreißer 2012, wieder auf dem Quoten-Niveau der Vorjahre. Die wenigsten Zuschauer waren diesmal übrigens bei der Bodensee-Fastnacht "Bütt an Bord" dabei, die im Ersten von 3,47 Millionen Zuschauern gesehen wurde, aber auch erst um 21:45 Uhr anlief. Ein echtes Quoten-Phänomen bleibt dafür weiterhin die "Fastnacht in Franken", die es erneut in die Top 10 schaffte - und das, obwohl sie weder im Ersten noch im ZDF zu sehen war. Mit 3,82 Millionen Zuschauern markierte die im BR ausgestrahlte Sitzung auch in diesem Jahr wieder einen neuen Rekord.

Zuschauer-Trend: Karneval 2012
Reichweite gesamt (in Mio.)

Karneval 2013© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Gegenüber 2012 legte die Show noch einmal um 180.000 Zuschauer zu, im Sendegebiet des BR lag der Marktanteil übrigens bei fast schon unglaublichen 45,1 Prozent. Die Wiederholung am Tag danach brachte es zusätzlich noch auf 2,04 Millionen Zuschauer. Rechnet man diese Zahlen zusammen, wäre "Fastnacht in Franken" in diesem Jahr sogar auf dem zweiten Platz hinter den Mainzern gelandet - ein erstaunlicher Erfolg. Mindestens so beachtlich ist auch der Erfolg bei den 14- bis 49-Jährigen, wo die BR-Sitzung auf einen Marktanteil von 5,4 Prozent kam. Besser lief es bei den Öffentlich-Rechtlichen auch hier nur für "Mainz bleibt Mainz", das 6,4 Prozent holte - auch "Karneval in Köln" schnitt mit 5,5 Prozent hauchdünn besser ab als die Franken. Ansonsten dominierte die Tristesse: Gleich vier Shows erzielten weniger als drei Prozent Marktanteil beim jungen Publikum.

Am härtesten traf es in diesem Jahr "Wider den tierischen Ernst": Mehr als 2,3 Prozent beim jungen Publikum war nicht drin. So gesehen bewegte sich Stefan Raab in einer ganz eigenen Sphäre: Rechnet man seine "TV total Prunksitzung" hinzu, so lief die populärste Karnevalsshow beim jungen Publikum diesmal bei ProSieben. Angesichts eines Marktanteils von 9,4 Prozent war die Sitzung für den Sender aber trotzdem kein Erfolg - die Ansprüche von ProSieben liegen für gewöhnlich etwas höher. Und so bleibt die Erkenntnis, dass Karneval zwar junge Menschen auf die Straßen treibt, nicht aber vor den Fernseher. Das musste vor Jahren übrigens auch bereits RTL einsehen. Nachdem "Kölle Alaaf" 2005 nur noch etwas mehr als zwölf Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnete, nahm RTL die Show vom Schirm. Für Kamelle, Garden und Büttenredner müssen seither andere sorgen.